Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
der die Könige einsame Entscheidungen zu treffen hatten, wie Tervaldor es ihr prophezeit hatte. Sie hatte jedoch nicht gedacht, dass dieser Augenblick sie so schnell ereilen würde. An die Heermeister gerichtet sagte sie mit fester Stimme: »Edle Herren, ich danke euch für die Dienste, die ihr an Maladan und für die Völker Vanafelgars geleistet habt.«
Eilirond wollte nicht glauben, was er hier erleben musste, und selbst Nerija verschlug es die Sprache, als sie in die Augen Valralkas blickte und darin die Entschlossenheit der Vanäer erkannte.
»Ich entlasse euch aus meinen Diensten.«
Nach diesen Worten Valralkas war eine Stille im Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Auch für Valralka schien die Zeit stillzustehen. Sie durchbrach das ungläubige Staunen der Heermeister, die ihre Worte immer noch nicht fassen konnten, mit der Aufforderung, dass diese, wenn sie draußen waren, ihre Stellvertreter zu ihr hereinschicken sollten. »Meine Herren«, forderte sie nun die immer noch erstaunten Männer auf, ihrem Befehl Folge zu leisten.
Menras, ein Reiterführer aus Venor, war der Erste, der sich wieder gefangen hatte. Er ergriff sofort das Wort. »Was ist das hier für ein Kinderzirkus?«, wollte er an Nerija und Eilirond gewandt wissen, während die Finger seiner rechten Hand auf Valralka wiesen. Die anderen Heermeister stimmten ihm zu, und sahen auch fragend die Kanzlerin und den Großmeister an. Die Situation war verfahren, die Männer folgten nicht den Befehlen der Königin.
Valralka sah dies als Hochverrat an. Nerija bestätigte ihr durch ihre Worte, dass sie genauso dachte »Die Königin hat euch einen Befehl erteilt, der für mich sehr unmissverständlich klang«, sagte die Kanzlerin mit scharfer Stimme zu den Männern. »Geht und führt ihn aus.« Doch noch immer blieben die Männer einfach im Raum stehen. Eilirond war es schließlich, der nach der Wache der Königin rief, und erst jetzt kamen die Heermeister in Bewegung. Doch schon waren einige Soldaten im Raum, die vor der Tür Wache gehalten hatten.
»Ergreift die Männer«, sagte Eilirond. Die Soldaten wussten zuerst nicht, wen er meinte. Schließlich waren außer Eilirond nur die Oberkommandierenden im Raum und keiner verstand, warum diese nun ergriffen werden sollten. Menras, der die Gefahr als Erster erkannte, die für ihrer aller Leben drohte, wandte sich schnell um und verließ den Raum. Eilirond entschied jedoch, dass sie sich später um ihn kümmern würden. Er stellte sich zwischen Valralka und die verbliebenen Heermeister und gab den Wachen erneut den Befehl, die Heermeister Maladans, nun mit dieser Anrede, zu ergreifen und sie hinauszuführen. Die Soldaten taten nun, wie ihnen geheißen, und die Heermeister ließen sich ohne Widerrede hinausführen. Eilirond eilte hinterher und sah, wie verdutzt die anderen Männer im Raum waren, als sie erkannten, dass ihre Vorgesetzten von den Wachen hinausgeführt wurden. Eine der Wachen führte keinen der Heermeister. Diesem Mann befahl Eilirond, sofort noch weitere Wachen zu alarmieren und sie zum Schutz der Königin herzuschicken. Dann ließ er die verdutzten Stellvertreter der Heermeister einfach stehen und ging zurück in den Raum, wo Valralka und Nerija noch immer warteten. »Warten wir hier drinnen«, beschied er den Frauen. »Gleich kommen noch mehr Wachen und vorher sollten wir nichts unternehmen.«
»Deine Sicherheit geht vor, Herrin.« Valralka sah, wie die Kanzlerin um ihre Fassung rang. Sie wollte einfach nicht glauben, was gerade geschehen war. Auch Eilirond wurde es nur ganz langsam bewusst, was dieser Aufstand bedeutete und welche Konsequenzen er erforderte. Als die angeforderten Wachen bei der Königin eintrafen, war erst einmal das Gröbste überstanden. Aber Maladan würde nie wieder das sein, was es bis zu diesem schrecklichen Tag gewesen war.
Das Ende der gemeinsamen Reise
Idumarn, 15. Tag des 6. Monats 2515
Als Whenda und Turgos Idumarn, die größte Stadt Mandaniens in Elborgan, erreichten, war dort viel los. Schon von Weitem erkannten sie das Heerlager der Truppen der Thaina von Elborgan. Turgos schien es, als ob hier ein Krieg in der Vorbereitung war. Nach seiner und Whendas Einschätzung waren dort Zelte für mindestens drei- bis viertausend Soldaten aufgestellt.
»Was hat denn das wohl zu bedeuten?«, wollte er von Whenda wissen. Die Anyanar zuckte jedoch nur mit den Achseln. Auch sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was die Anwesenheit so
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