Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
die Macht im Thainat von Fengol an sich reißen?«, fragte Whenda.
Das wusste Elam nicht, nur dass sie schon lange mit dem Thain von Fengol im Kriege lagen. »Aber bisher haben sie Xenorien nicht verlassen und alles Land dort, wo ich immer meinen Weg nahm, war sicher«, erklärte er.
Auch Turgos ging davon aus, dass es sich bei den Rebellen wahrscheinlich um die Unterstützer eines Gegenthains handeln musste, der die Macht im Thainat selbst übernehmen wollte.
»Die Rebellen gibt es dort schon sehr lange«, sagte Elam. »Schon mein Vater hatte mit ihnen zu tun, als er noch unsere Reisen unternahm, und das ist bestimmt schon zwanzig Jahre her. Aber nie sind sie gegen reisende Händler vorgegangen.«
»Wurdest du von ihnen angegriffen?«
»Nein, aber ich glaube, es hätte durchaus passieren können, wenn die Truppen des Thains nicht gekommen wären.«
»Wieso sind die Soldaten der Thaina von Elborgan denn in die inneren Angelegenheiten Fengols involviert?«, fragte Whenda. Es war ihr nicht verständlich, dass die Thaine sich gegenseitig unterstützten.
»Man sagt, dass diese Rebellen nicht nur die Feinde Fengols sind, auch mit der Thaina von Elborgan liegen sie im Streit«, sagte Elam und schien dabei selbst zu überlegen. »Vorhin hat mir hier jemand erzählt, dass das ganze Fend in ihrer Hand sei.« Er blickte sich um und suchte scheinbar jenen Mann, der ihm dies erzählt hatte. Doch er fand ihn nicht und wandte sich wieder seinen Zuhörern zu. »Aber ich glaube, dass sich die Rebellen nun übernommen haben. Denn wie sollten sie sich gegen Elborgan und Fengol gleichzeitig zur Wehr setzen können? Sicher stehen schon Truppen vor ihrer Stadt Lahrewan und belagern sie.«
»Lahrewan?«, hakte Whenda nach, und auch Turgos verwunderte dieser Name. Er bedeutete in der alten Sprache so viel wie Stadt der Gerechten.
»Ein großer Name für eine Stadt von Rebellen«, sagte Turgos.
Doch Elam schien nicht zu verstehen, was er damit meinte. Sicher wusste er nicht einmal, was dies bedeutete. Whenda hingegen schon, sie nickte ihm fast unmerklich zu. Turgos unterließ es, den Mann darüber aufzuklären. Er wollte nicht, dass dieser sich über sein Wissen wunderte.
»Beanspruchen die Rebellen denn auch das Fend?«, wollte Whenda nun noch in Erfahrung bringen. Doch hierzu wusste der Mann nichts zu sagen. Als er gegessen hatte, verließ er sie wieder und sie gingen auf ihr Zimmer, das in der Zwischenzeit für sie bereitgemacht worden war. Als sie alleine waren, sah Whenda sorgenvoll zu Turgos.
»Wenn hier im Norden der Krieg Einzug hält, ist es für uns nicht mehr sicher. Wir wissen nicht, wie stark diese Rebellen wirklich sind und wenn wir Pech haben, greifen sie vielleicht bald auch diese Stadt hier an. Wir sollten uns auf den Heimweg machen.«
Turgos war über ihre Worte mehr als verwundert. Er konnte nicht verstehen, warum sie so schnell aufgeben wollte. »Wir sind kurz vor dem Ziel unserer Reise, Whenda. Und du willst jetzt aufgeben?«
Sie spürte, dass er es ernst meinte und gar erschüttert über ihre Aussage war. »Es ist einfach zu gefährlich, jetzt noch weiterzugehen. Selbst wenn die Lage sich wieder etwas beruhigt und die Rebellen bezwungen werden, wird in diesem Landstrich für einige Zeit, vielleicht sogar für Jahre, noch eine gewisse Unruhe herrschen und jeder Neuankömmling einer genauen Begutachtung unterworfen werden. Wir werden entdeckt, wenn wir dort hingehen, Baron. Und ohne unsere Waffen sollten wir nicht in einen Landstrich ziehen, in dem Krieg oder zumindest Unruhen herrschen und wo erst noch die Gewalt der Waffen für Ordnung sorgen muss.«
Sie hatte mit allem recht, was sie sagte, aber Turgos wollte sich nicht damit abfinden, so kurz vor dem Ziel ihrer Reise einfach aufzugeben. Whenda sah ihm dies an und einen Augenblick schwiegen sie. Dann ergriff sie erneut das Wort.
»Es ist außerdem nicht mehr nötig, dass wir zum Falkenstein reisen. Ich weiß, dass du niemals gegen die anderen Thainate in den Krieg ziehen wirst.«
Turgos entgegnete nichts. Denn er hatte sich tatsächlich schon gegen Whendas Pläne entschieden. Die Länder, die er erobern sollte, waren einfach zu stark. Er würde seine ihm nun sehr klein erscheinende Baronie nicht in ein solches Abenteuer stürzen. Ganz gleich, ob Whenda recht hatte oder nicht. Sollten andere Fengol vereinen und Maladan unterstützen. Er selbst sah sich außerstande, hier etwas auszurichten. Sicher, er mochte vielleicht noch Lindan einnehmen. Aber was
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