Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
fähig. Sie saß einfach nur da. Aber sie wusste auch, dass er sich nicht von dieser Fahrt abbringen lassen würde. Für sie selbst kam diese Reise jedoch nicht infrage. Sie würde sich nicht in Lebensgefahr begeben, weil der Baron von Schwarzenberg seinen Willen durchsetzen wollte. Da ihr das Reden nun als eine Last erschien, sagte sie nur etwas leise: »Dann mögen die Mächte mit dir sein auf deiner Reise. Ich werde in Idenstein 30 Tage lang auf deine Rückkehr warten. Solltest du dort nicht erscheinen, gehe ich davon aus, dass du nicht mehr kommen wirst. Dann gehe ich zurück nach Schwarzenberg und verlasse die Thainlande.« Sie sah bei diesen Worten nicht einmal zu ihm auf, sondern sprach sie einfach nur vor sich hin.
Turgos war, als ob ihm mit einem Male alle Lebensfreude genommen war. Er fühlte sich leer und einsam. Er wusste auch nicht, was er ihr noch sagen konnte. Warum musste ihre Gemeinschaft nun so enden? Aber er sollte noch einsamer werden an diesem Tage. Denn Whenda erhob sich und nahm ihre zwei Bündel auf.
»Ich werde das Durcheinander vor der Stadt nutzen und jetzt noch aufbrechen. Wer weiß, wie es morgen sein wird.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen und ohne ihn anzusehen, ging sie an ihm vorbei aus der Tür.
Sie hatte ihm nicht einmal Glück gewünscht, wunderte sich Turgos über diesen sang- und klanglosen Abschied seiner Reisegefährtin. Er stand einfach nur da und war nicht fähig, sie zurückzurufen oder sie einfach nur zu bitten, etwas zu warten und mit ihm zu reden. Am Abend ging er wieder in den Schankraum und hörte sich dort um, wie er am besten nach Norden gelangen konnte. Er traf Elam wieder und unterhielt sich mit ihm und weiteren Männern bis spät in die Nacht. Er trank auch viel von dem Bier, das in Strömen in der Schenke des Gasthauses floss. Als er wieder auf seinem Zimmer war, fiel er schnell in einen traumlosen Schlaf.
Das Richtschwert
Tharvanäa, 19. Tag des 6. Monats 2525
Die Königin wusste, was von ihr erwartet wurde. Seit jenem Tage in der Heermeisterei lastete dieses Schicksal auf ihr. Niemand konnte ihr diese Entscheidung abnehmen. Sie hatte sich zwar mit Eilirond und Nerija darüber besprochen, wie die abtrünnigen Heermeister zu behandeln seien. Doch diese machten ihr unmissverständlich klar, dass es alleine in der Befugnis der Königin lag, hier ein Urteil zu fällen. Die Heermeister hatten ihr den Gehorsam verweigert. Am meisten hatte sich dabei Menras aus Venor hervorgetan. Bisher war er noch nicht gefasst. Er würde auf jeden Fall von ihr zum Tode verurteilt werden müssen. Bei den anderen war sie sich jedoch nicht ganz sicher. Sie waren meist nur den Worten von Menras gefolgt und hatten bis auf Gundir aus Walodan nicht selbst die Rede gegen sie geführt. Eigentlich war dies nur eine Meinungsverschiedenheit gewesen, versuchte sich Valralka zu beruhigen und ihr Urteil über die Männer zu mildern. Doch selbst Othmar, den sie zurate gezogen hatte, war nicht dieser Ansicht und forderte von ihr, dem Gesetz Genüge zu tun. Er forderte jedoch nicht den Tod der Männer, sondern mehr noch, dass die Königin schnell eine Entscheidung fällen musste – egal wie diese dann ausfiel. Im Falle des Hochverrats sah es das Gesetz vor, dass spätestens 10 Tage nach dem Feststellen aller Fakten ein Urteil zu sprechen war. Es war dabei auch unerheblich, ob die Beschuldigten alle anwesend waren. Bei Hochverrat entschied nicht ein Richter über das Schicksal der Beklagten, sondern es oblag alleine dem Herrscher Maladans, ein Urteil darüber zu fällen. Othmars Aufgabe hatte lediglich darin bestanden, herauszufinden, ob die Anschuldigungen aufrechtzuerhalten waren. Da auch die Delinquenten es nicht bestritten, sich gegen den ausdrücklichen Befehl der Königin zur Wehr gesetzt zu haben, war die Sachlage hier sehr klar.
Es war noch etwas geschehen, was Valralka zutiefst beunruhigte: Turalindor, der Stellvertreter des Heermeisters Filfilion, war direkt nach Menras geflohen. Dafür hatte niemand eine Erklärung. Der Mann habe alles stehen und liegen gelassen und sei einfach davongerannt, nachdem er erfahren habe, was vorgefallen war. Seine direkten Untergebenen glaubten zuerst, dass er sich auf die Suche nach Menras begeben hatte. Aber als er nach zwei Tagen noch immer nicht zurück war, wurde die Sache langsam bedenklich. Ein Hauptmann der Kartenzeichner hatte festgestellt, dass Turalindor, so wie es aussah, auch Landkarten mit sich genommen hatte, als er das Schloss
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