Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
der Pflanzen Vanafelgars wusste. Doch sofort sorgte sie sich um den Sämling. Sie war sich sicher, dass verschiedene Pflanzen unterschiedliche Bedingungen brauchten, um gedeihen zu können.
Valralka spürte, wie die Wärme nachließ und auch das Leuchten im Raum schwächer wurde. Dies war scheinbar geschehen, als sie den Glasdeckel von dem Gefäß abgenommen hatte. Aber irgendetwas hielt sie davon ab, es erneut zu verschließen. War ihr Stern in Wirklichkeit ein Samenkorn gewesen? Entsprang dieser Sämling vielleicht gar ihrem Stern? Valralka geriet in Versuchung, in der Erde nachzusehen, ob dort noch etwas von dem Pfefferkörnchen zu sehen war, das einmal ihr Stern gewesen war. Dann gewann jedoch die Vernunft die Oberhand und sie entschied sich dagegen. Sicher würde sie dem Sämling schaden, wenn sie die Erde um ihn herum weggrub.
Was war nun zu tun? Sie musste sich einen Rat einholen. Sofort fielen ihr die Gärtner ein, die in den Gärten des Palastes ihren Dienst taten. Diesen Männern und Frauen hatte sie nie sonderlich viel Beachtung geschenkt. Es war ihr sogar seltsam vorgekommen, dass diese noch immer im Dienst des Palastes standen, wo doch in diesen schweren Zeiten sicher viele andere Aufgaben für jene Bediensteten zu tun waren, als sie sich der Gartenpflege widmen zu lassen. Sie ging zur Tür und befahl einer der Wachen, sofort einen der Gärtner zu ihr zu schicken. Der Mann war zuerst ein wenig verwundert, machte sich aber sogleich auf den Weg, um den Befehl seiner Königin auszuführen.
Seit dem Vorfall mit den Heermeistern standen jetzt immer vier Männer vor Valralkas Tür Wache und begleiteten sie überall hin. Selbst im Thronsaal waren sie immer anwesend. Eilirond wollte sicher sein, dass die Königin keinem Anschlag gegen ihr Leben zum Opfer fiel. Auch war immer einer seiner Kundigen unter den Wachen, angeblich sollten sie wie Eilirond große Kämpfer sein. Da sie sich während des Wachdienstes in den Gewändern der Wache kleideten, fielen sie nicht weiter auf. Außer Eilirond und dem Hauptmann ihrer Wache wusste niemand davon. Aber die Soldaten, die mit ihren neuen Kollegen Dienst taten, begannen die Männer zu durchschauen. An ihnen war nichts, was an Soldaten erinnerte.
Valralka besah sich weiter den Sämling, als es an der Tür klopfte und eine Frau das Zimmer betrat.
»Du hast nach mir geschickt, Herrin? Ich bin Leanda, Zweite der Hüter deiner Gärten.«
Valralka besah sich die Gärtnerin von oben bis unten. Sie erschien ihr sehr jung, doch das hatte bei den Anyanar nichts zu bedeuten. Sie konnte genauso gut schon eintausend Sonnenjahre in den Gärten Dienst tun.
»Unser Erster ist im Haig, und daher trete ich, solange er weg ist, an seine Stelle. Ich hoffe, mein bescheidenes Wissen wird dir zur Genüge gereichen.«
Valralka war nun sehr milde gegenüber der jungen Frau gestimmt. Sie wusste jedoch nicht, ob es an deren Art oder ihrer weichen Stimme lag. Sie zeigte ihr den Sämling und fragte, wie er zu behandeln sei, damit er gut gedieh. Leanda schaute ihn sich eine Weile an und beschied dann Valralka, dass sie so etwas zuvor noch nie gesehen hatte. Sie müsse in den Archiven der Gärtner nachsehen, dort sei von jeder Art, die die Anyanar kannten, eine Aufzeichnung hinterlegt. Valralka war darüber erstaunt, denn sie hatte nicht gewusst, dass es so etwas gab.
»Es gibt auch viele Bildbände bei uns, in denen längst verstorbene große Gärtner ihre Aufzeichnungen hinterlegt haben. Sicher findet sich dort auch ein Bild deines Sämlings.«
Diese Antwort befriedigte Valralka und sie wollte nur noch wissen, wie sie ihn nun weiter behandeln und welche Pflege sie ihm angedeihen lassen sollte.
Die Gärtnerin meinte, dass es besser wäre, wenn sie einfach das Glas wieder verschloss. Wenn der Sämling darin so gut gediehen sei, sollte man auch nichts daran ändern . Vorerst, bis sie herausgefunden hatte, um welche Art von Pflanze es sich eigentlich handelte. Es war der jungen Frau klar, dass Valralka ihr das Glas mit der Pflanze nicht mitgeben würde, daher bat sie sie, dass sie nur schnell ein paar Blätter und einen Bleistift holen gehen dürfe, um sie abzuzeichnen. Dieser Vorschlag gefiel Valralka und sie schärfte ihr noch ein, dass niemand wissen durfte, dass die Pflanze existierte. Deshalb solle sie auch einen Rosenstock oder dergleichen mitbringen, wenn sie wiederkam. Dann würden ihre Wachen keinen Verdacht schöpfen und glauben, dass die Königin nur ihre Räume verschönern wollte.
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