Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
Vom Netzwerk:
zurückgezogen. Seit der Hinrichtung des Heermeisters hatte sie immer mittags das Bedürfnis nach Ruhe verspürt und war diesem auch nachgegangen. Sie legte sich jetzt immer eine, manchmal auch zwei Stunden lang hin und war noch einsamer als schon zuvor in ihrem Leben. Sie war gerade im Begriff einzuschlafen, als sie einer Wärme gewahr wurde, die sie noch nie verspürt hatte. Alles um sie herum schien sich zu erwärmen. Sie öffnete die Augen und fasste mit den Handflächen auf das straff gespannte Betttuch, auf dem sie lag. Sie konnte jedoch nicht feststellen, dass sich das Betttuch erwärmt hatte. Im Gegenteil, es fühlte sich sogar kühl an. Erst jetzt merkte sie, dass die Wärme nur die Oberfläche ihrer Haut zu berühren schien. Das Licht im Zimmer hatte sich auch verändert. Es erschien ihr weicher als sonst zu sein. Da die Sonne im Süden stand, drangen ihre Strahlen durch das Fenster des Eckzimmers, in dem sie sich anzukleiden pflegte, und kamen durch dieses bis in ihr Schlafzimmer, das Fenster nach Westen hatte. Die kleinen Staubkörnchen, die immer wie kleine weiße Fünkchen im Licht flimmerten, waren jedoch nicht zu erkennen. Dies wunderte die Königin und sie sah genauer hin. Normalerweise fiel das Licht weiß herein, doch nun schimmerte es golden. Wieder war ihr, als ob es wärmer wurde. Sie setzte sich im Bett auf und sah sich im Zimmer um. Alles war so, wie es sein sollte – und doch war alles anders. Woran lag dass nur?
    Valralka stand auf und ging in ihrem Zimmer umher. Wenn sie sich den Fenstern näherte, ließ die Wärme etwas nach und so begab sie sich wieder zur Mitte des Raumes. Dann versuchte sie, die Richtung herauszufinden, aus der die Wärme kam. Als sie auf die Kommode zuging, die ihrer Mutter gehört hatte, wurde es immer wärmer. Und auf einmal sah sie es. Dort auf der Kommode befand sich noch immer ein Glas mit Erde, das ihre Mutter aus den Gärten Solatwans, der alten Königsstadt der Anyanar auf Ilvalerien, mitgebracht hatte. Dieses Glas schien die Quelle der Wärme zu sein. Von dort kam auch das schwache gelbe Licht, in das das Zimmer getaucht war. Dieses Licht schien ihr auch die Wärme auszustrahlen, die sie jetzt richtig auf ihrer Haut spürte. Valralka blieb einen Schritt vor der Kommode stehen. Sie wusste nicht, ob sie das Glas anfassen sollte oder nicht. Ihre Mutter hatte nie eine Pflanze in die Erde darin gegeben. Warum eigentlich nicht?, fragte sie sich nun. Es entsprach schließlich dem Verwendungszweck von Erde, wenn darin etwas wachsen und gedeihen konnte. Sie glaubte sich zu erinnern, dass sie den Deckel des Glases schon einmal abgenommen hatte, und wunderte sich. Nie hatte sie dies getan. Aber wieder glaubte sie, dass es so gewesen war. Was war denn mit ihr los? Wurde sie langsam wahnsinnig? Sie erschrak nicht einmal, als ihr dieser Gedanke kam. Denn zu wirklich überschien die feste Wahrnehmung des Lichtes ihren Geist.
    Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie hatte das Glas tatsächlich geöffnet. Und sie war es auch gewesen, die etwas dort in die Erde hineingedrückt hatte. Es musste unbewusst geschehen sein. Hatte sie schlafgewandelt? Alles war sehr sonderbar und eine richtige Erklärung ergab sich immer noch nicht. Doch wie ein Gesicht, das durch sich lichtenden Nebel immer klarer wurde, erinnerte sie sich langsam daran, was geschehen war. Sie selbst war es gewesen, die Tankronds Stern in das Glas gegeben hatte. Und sie war es gewesen die das Glas dann wieder verschloss und bis zum heutigen Tage nicht mehr daran gedacht hatte. Wie war so etwas möglich? Oder täuschten sie ihre Sinne gar so sehr, dass sie schon Wahnvorstellungen hatte? Nein, beschied sie und gewann die Oberhand über ihren treibenden Geist zurück. Dann machte sie den letzten Schritt zur Kommode hin und öffnete das Glas. Als sie hineinsah, entdeckte sie ein kleines Pflänzchen, welches darin wuchs. Valralka wusste genau, dass dort vorher nichts gewesen war. Sie wusste zwar nicht, wann sie das letzte Mal hineingesehen hatte. Dies war auf jeden Fall in einer Zeit gewesen, als ihre Mutter noch lebte. Aber gleichzeitig wusste sie auch, dass sie das Geschenk Tankronds, ihren Stern, dort in die Erde hineingedrückt hatte. Nun besah sie sich das Pflänzchen etwas genauer, aber sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was es denn sein könnte. Sie war auch in der Botanik nicht so bewandert wie ihre Mutter und musste sich eingestehen, dass sie eigentlich gar nichts über den Wuchs und die Art

Weitere Kostenlose Bücher