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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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einfachen Soldaten.« Er hielt es so, dass seine Kameraden den wohlgeformten Schwertknauf erkennen konnten, der eine großartige Arbeit des Waffenschmiedes war.
    »Durchsucht ihn«, befahl der Unteroffizier zwei Männern, die nur herumstanden, und diese gingen daran, auch die Taschen von Turgos Weste und den Beinkleidern zu durchwühlen. Langsam kam der Baron von Schwarzenberg wieder zur Besinnung. Aber der Kopfschmerz an seiner noch immer blutenden Wunde blieb, wenn er auch etwas dumpfer geworden war und es nicht mehr so stach. Einer der Männer förderte schließlich auch seinen Dolch zutage und hielt ihn anerkennend vor sich hin. Der Unteroffizier schien sich zu freuen.
    »Mit dir haben wir ja einen ausgezeichneten Fang gemacht«, sagte er zu Turgos. Dann tranken die Männer weiter von seinem Schnaps, der ihnen große Freude zu bereiten schien. Sie beachteten Turgos eine Weile nicht und er konnte wieder erste klare Gedanken fassen. Seine Situation schätzte er jedoch mehr als schlecht ein. Er erkannte die Männer an den Farben ihrer Umhänge als Soldaten Elborgans. Ansonsten trugen sie recht unterschiedliche Rüstungsteile am Körper und machten keinen guten Eindruck auf ihn. Der Unteroffizier schien jedoch die Kommandogewalt innezuhaben, die ihm auch zustand. Die Männer stritten sich gerade darüber, wie sie das Geld von Turgos aufzuteilen gedachten, doch sie schienen sich nicht darüber einig zu werden. Mit Bitterkeit erkannte Turgos, dass sie ihn dann auch töten mussten. Hätten sie nur seine Waffen, den Schnaps sowie einige Silberstücke bei ihm gefunden, dann hätte es keinen Grund dafür gegeben, ihn zu ermorden. Aber die Goldstücke aus Maladan würden ihm den Tod bringen. Ein Mann im Heer von Elborgan mochte vielleicht einen Silberzehner als Sold im Monat erhalten. Ein Malaner entsprach also fast dem Sold eines ganzen Jahres. Dies würden sie sich nicht entgehen lassen. Zu groß wäre die Gefahr, dass, wenn sie ihn zu einem ihrer Vorgesetzten brachten, dieser selbst Anspruch auf das Geld erheben würde. Sollte Turgos ihm von dem Diebstahl berichten, kämen sie in große Bedrängnis. Sein Schwert würden sie sicher weit unter Wert verkaufen und nur darauf bedacht sein, irgendwie acht Malaner zusammenzubekommen. Dann konnten sie alles gleichmäßig unter sich aufteilen.
    Turgos begann sich darüber zu ärgern, dass er es diesen Vagabunden so leicht gemacht hatte, ihn zu fangen. Seine Sorglosigkeit würde ihn nun das Leben kosten. Wäre Whenda bei ihm gewesen, wäre dies sicher nicht passiert, kam es ihm in den Sinn. Und sein Ärger wich der Trauer darüber, Whenda nie mehr zu sehen. Nun, wo es auf sein Ende zuging, hätte er sie gerne an seiner Seite gehabt. Zum Glück war sie nicht hier, besann er sich. Er wollte sich nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn auch sie diesen Vagabunden aus Elborgan in die Hände gefallen wäre. Die Soldaten machten nicht den Eindruck auf ihn, als wenn sie lange fackeln würden, wenn es zur Sache ging. Vielleicht hatten sie sogar, im Gegensatz zu ihm, schon in Gefechten gekämpft und waren dadurch abgehärtet. Er hörte, wie sie über sein weiteres Schicksal beratschlagten. Ihnen wurde klar, was er schon erkannt hatte. Der Unteroffizier wollte auslosen, wer Turgos ins Jenseits befördern musste. Er hatte Turgos’ Dolch in der Hand, derjenige, der ihn tötete, sollte den Dolch als Lohn erhalten. Zwei der Männer meldeten sich freiwillig, weil sie den Dolch haben wollten, und es wurde nur unter ihnen ausgelost, wer die Aufgabe bekommen sollte. Der Unteroffizier warf hierzu einen Malaner in die Luft und fing ihn wieder auf. Er hielt ihn in seiner rechten Hand und bedeckte ihn gleichzeitig mit seiner linken Handfläche.
    »König oder Zahl?«, fragte er. Der Gewinner, Turgos hatte nicht hingehört, nahm den Dolch aus der Hand des Unteroffiziers entgegen und ging zu Turgos.
    »Nimm es nicht persönlich, mein Freund«, sagte er, als er vor ihm stand. »Ich werde es schnell machen, du wirst keinen Schmerz spüren.« Turgos sah den Mann an, der sich anschickte, hinter ihn zu treten, und versuchte, noch einmal das Bild Whendas in seinen Gedanken entstehen zu lassen. Die Alten in Schwarzenberg sagten immer, dass man mit dem Bild vor Augen dem Tod entgegenblicken sollte, das man am liebsten sah. Dann würde es einem auch nach dem Tode immer vor Augen sein.
     
     
    Ein Stern wird neu geboren
    Tharvanäa, 26. Tag des 6. Monats 2515
     
    Valralka hatte sich auf ihr Zimmer

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