Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
in seinem Zimmer. Er hockte auf dem Bett, sie auf einem Stuhl ihm gegenüber und sie besprachen, wie eine Reise nach Maladan wohl zu bewerkstelligen sei. Auch Fenja war strikt dagegen, dass Tankrond es auf dem Landweg versuchen sollte. Zu viel konnte hierbei passieren. Sie war sich auch durchaus darüber im Klaren, dass es hier in Schwarzenberg sehr schwierig werden würde, an Bord eines Schiffes zu gelangen, um dann nach Maladan zu segeln. Sie besprachen viele Gründe, die man dem Kapitän vortragen konnte, um ihn dazu zu bewegen, Tankrond mitzunehmen. Aber sie mussten alle wieder verwerfen, da sie nicht stichhaltig genug waren, um allen Argwohn zu beseitigen. Die Schiffskapitäne waren schließlich keine Dummköpfe, die sich so leicht einen Bären aufbinden lassen würden.
»Es muss ja nicht gleich eine Stadt in Maladan sein«, entfuhr es Fenja mit einem Mal.
Tankrond wusste nicht, was sie damit meinte und sah sie fragend an.
»Nun mein Lieber, wir denken viel zu direkt. Was ist wenn, du einen kleinen Umweg machst? Eine Fahrt hier in den Thainlanden ist leichter zu erklären, finde ich, als eine nach Maladan.«
Jetzt fiel auch bei Tankrond der Groschen und er hörte ihr aufmerksam zu.
»Wenn du dem Kapitän sagst, dass du nur in irgendeine Stadt des Nordens musst, und vielleicht sogar gleich die Rückreise bezahlst, dann wird er nicht lange nachdenken oder gar Verdacht schöpfen, dass du woanders hin willst. Bist du erst im Norden, dann kennt dich dort niemand und niemand kann danach fragen, ob du überhaupt eine so weite Reise antreten darfst. Du musst nur noch ein Schiff finden das dich mitnimmt. Vater sagt, dass der Hafen von Idenstein der größte in unseren Landen überhaupt ist. Dort sollte sich leichter ein Schiff für dich finden lassen als hier in Schwarzenberg, wo jeder jeden kennt.«
Das war einleuchtend. Tankrond rief sich ins Gedächtnis, was Elgar über Idenstein berichtet hatte. Er meinte diesen sagen zu hören, dass von dort viele Schiffe in alle Lande Vanafelgars fuhren. Die Idee Fenjas war gut. Er spürte, wie sich seine Stimmung merklich hob. Zu Anfang ihrer Gespräche hatte sie ihm geraten, dass er doch auch einfach noch ein oder zwei Jahre warten konnte. Dann wäre seine Reise leichter zu bewältigen, weil er nicht mehr so viele Fragen beantworten müsste. Er hatte diesen Vorschlag sofort zurückgewiesen und befürchtet, dass Fenja nur nach Gründen suchen würde, um ihn von seiner Fahrt abzuhalten. Aber nun hatte sie sich wie früher als verlässliche Ratgeberin gezeigt und er war froh, jemanden zu haben, mit dem er seine Überlegungen teilen konnte.
»Wie viel Geld hast du gespart?«, wollte sie wissen. Sie hatte bemerkt, dass er viele Arbeiten annahm, die Elgar zu vergeben hatte. Den Grund hierfür hatte sie geahnt und nun war er auch bestätigt. Aber sie wollte es trotzdem genau wissen. Es entsprach ihrer Art, die Dinge genau zu planen.
»48 Silberstücke«, antwortete er sofort.
»Das reicht nicht, du brauchst mehr«, stellte sie fest.
Er sagte ihr, dass er beabsichtigt hatte, das fehlende Geld einfach zu nehmen und es später, wenn er konnte, wieder zurückzugeben. Doch davon wollte Fenja nichts wissen.
»Das ist ein Diebstahl, Tankrond«, ermahnte sie ihn.
Er wollte entgegnen, dass es doch nur geborgt sei, unterließ es jedoch.
»Ich habe 29 Silberstücke und gebe sie dir. Aber ich will, dass du mindestens 100 hast, wenn du auf deine große Reise gehst. Denn ohne Geld ist man nichts in der Welt«, fügte sie hinzu. Tankrond kannte diesen Ausspruch seiner Tante nur zu gut. Und nun, nachdem sie schon viel geredet hatten, kam die Frage, die Tankrond schon den ganzen Abend erwartet hatte.
»Liebst du sie so sehr?«, wollte Fenja wissen.
Er musste nicht überlegen. »Ja, ich will ohne sie nicht mehr sein.«
Fenja sah sofort ein, dass hier Hopfen und Malz verloren war. Nichts würde die Absichten ihres Cousins aufhalten. Doch einen letzten Versuch musste sie ganz einfach unternehmen, um ihn von seinem Plan abzubringen.
»Sie hätte dir doch schreiben können? Sicher hat sie Vertraute, die einen Brief ohne großes Aufheben und auch unbemerkt an dich abschicken könnten? Warum hat sie es nicht getan? Oder hast du eine Nachricht erhalten, von der ich nichts weiß?«
Nun musste Tankrond Farbe bekennen. Nicht nur Fenja gegenüber. Auch seine eigene Einschätzung der Zuneigung Valralkas zu ihm stand nun zur Disposition. Fenja gegenüber musste er Stichhaltiges vorbringen. Er holte
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