Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
tief Luft und ordnete in Gedanken die Worte, die er sich selbst zurechtgelegt hatte.
»Sie hat mir erzählt, dass sie keine Freunde hat«, erinnerte er Fenja. »Und findest du schon nach wenigen Monaten Freunde, denen du vertrauen kannst?«
Fenja schwieg dazu, denn sie wusste, dass dies eine rein rhetorische Frage war, und hörte ihm weiter aufmerksam zu.
»Außerdem, wer sagt dir oder mir, dass sie keine Nachricht gesandt hat. Ich weiß nicht, welche Macht sie innehat. Sie mag zwar nun die Königin Maladans sein, doch vielleicht ist diese Nerija ihr Vormund oder jemand anderes bestimmt über ihre Belange, bis sie ein höheres Alter erreicht hat. Es kann doch sein, dass sie mir schrieb, der Brief dann jedoch abgefangen wurde?«
Leider hatte Tankrond recht mit seinen Worten. Es gab zu viele Wenn und Aber. Es konnte stimmen oder auch nicht. Letztendlich konnte er nur Gewissheit erlangen, wenn er ihr gegenüberstand. Dazu wollte ihm Fenja verhelfen. War er erst einmal dort und Valralka hatte ihn vergessen oder neue Freunde gefunden, würde sie ihn sicher in ein Schiff setzen lassen und er käme wieder nach Hause. War es jedoch so, wie Tankrond annahm, dann wusste selbst Fenja nicht zu sagen, wie sein Schicksal verlaufen mochte. Aber das wäre auch zu viel verlangt gewesen. Fenja wollte nun noch wissen, wie es sich eigentlich mit seinem Sturz ins Hafenbecken zugetragen hatte. Er schilderte ihr den fehlgeschlagenen Versuch, an Bord des Schiffes zu kommen, und sie war bestürzt darüber, dass er seine Halskette verloren hatte. Sie wusste, wie sehr er daran gehangen hatte.
»Wenn die Schiffe wieder zurückkommen und du solltest dann nicht mehr hier sein, werde ich die Seeleute nach deiner Kette befragen«, versprach sie ihm.
Für Tankrond war nun auch der Moment gekommen, an dem er ihr davon berichtete, wie das Röhrchen an der Kette sich geöffnet hatte und was daraus hervorgekommen war. Diese Geschichte erschien Fenja jedoch fast etwas zu unglaubwürdig. Tankrond musste mehrmals beteuern, dass sie der Wahrheit entsprach. Fenja meinte dann sogar, dass sie vielleicht Neithar darin einweihen sollten. Vielleicht wusste dieser ja etwas zu den kleinen Sternen zu sagen. Aber Tankrond lehnte dies entschieden ab.
Als Fenja später in ihrem Bett lag, dachte sie noch lange über den Sinn und Zweck dieser Kügelchen nach. Irgendwie wusste sie, dass diese eine große Bedeutung haben mussten. Es erschien ihr unglaublich, was Tankrond ihr da erzählt hatte. Doch er hatte die Wahrheit gesagt, dessen war sie sich ganz sicher.
Tankrond war sehr erleichtert, dass er nicht mehr alleine mit seinem Plan zur Flucht war und wunderte sich, dass er Fenja nicht schon vorher gesagt hatte, was ihn umtrieb. Vieles wäre ihm leichter gewesen, hätte er sie an seiner Seite gewusst. Die Gedanken bei Valralka schlief er ein. Und zum ersten Mal seit einigen Monaten schlief er die Nacht wieder durch.
Pflanzenkunde
Tharvanäa, 27. Tag des 6. Monats
Zur gleichen Zeit, als Tankrond von Fenja vor der Karte Vanafelgars ertappt wurde, wartete Valralka auf das Eintreffen von Leanda. Sie war schon sehr gespannt darauf zu erfahren, um welche Art von Gewächs es sich bei dem Sämling wohl handelte. Sie war sich inzwischen ganz sicher, dass dieser aus ihrem Stern entsprungen war. Es konnte einfach keine andere Erklärung dafür geben. Was sonst hätte als Samen dafür dienen können? Und von nichts kam nichts. Mit Ausnahme der Macht des Einen. Diesen Gedanke fand Valralka schön. War es nicht zu anmaßend, so zu denken? Aber ihr Stern war einfach derart schön gewesen, dass er es verdiente, in einem Zuge mit jenen Mächten genannt zu werden, die die Welt erschaffen hatten. So war es einfach. Bei diesen Gedanken musste sie über sich selbst lachen. Und sie tat es laut. Die Wachen vor ihrer Türe, die es hörten, sahen sich deshalb verwundert an. Valralka lachte nicht so sehr wegen ihrer Gedanken. Sondern wegen des Trotzes, den sie verspürt hatte. Nie hatten die Mächte oder der Eine je von jemandem verlangt, die Dinge nicht mit ihnen zu vergleichen, soweit sie dies wusste. Und trotzdem hatte sie es einfach angenommen und ihnen ungesagt zugeschrieben, dass sie dies missbilligten. Und dann hatte sie sich sofort darüber aufgeregt, dass die Mächte etwas missbilligten, das sie schön fand. Diese Gedankengänge waren mehr als lustig. Bei einer passenden Gelegenheit wollte sie mit Eilirond darüber sprechen. Sonderbar war es schon, dass man selbst einen
Weitere Kostenlose Bücher