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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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zurückgekehrt. Doch bisher hatte der Verwalter den Mann in Beschlag genommen und Whenda fand keine Möglichkeit, mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Sie und Turgos saßen mit Eflohr und zwei weiteren Hauptmännern am Tisch eines Hauses nahe beim Stadttor, wo sie ein Mahl zu sich nahmen. Erst an diesem Tage erfuhr Whenda, dass hier der Verwalter wohnte. Zwei seiner Kinder waren auch da, aber das Essen hatte eine fremde Frau zubereitet, die sich auch um Eflohrs Kinder kümmerte. Seine Frau war als Soldatin Xenoriens bei Mago in Diensten und der Verwalter wusste nicht, ob sie überhaupt noch am Leben war. Whenda und Turgos erschraken ein bisschen, als er ihnen dies eröffnete, nachdem sie verwundert dreinsahen, als die beiden kleinen Mädchen den Mann als ihren Vater anredeten und nach dem Verbleib ihrer Mutter fragten. Eflohr ging jedoch nicht weiter auf seine persönliche Situation ein. Noch während des Essens erzählte er ihnen, dass er 946 Berittene in den Kampf zur Befreiung von Magos Heer führen konnte. Es waren zwar viel mehr, als er erwartet hatte, doch zu wenige, um diese Aufgabe erfolgreich erledigen zu können. Whenda unterließ es geflissentlich, ihn in diesem Stadium des Gespräches darauf hinzuweisen. Sie wollte zuerst anhören, was er noch alles zu berichten hatte. Vielleicht war ja auch etwas darunter, was sie noch nicht wusste. Sie unterhielt sich zwar jeden Tag mit dem Vormann der Wachtruppen, doch es konnte ja sein, dass neue Umstände eingetreten waren, die ihre Aufmerksamkeit forderten. Aber sie erfuhr nichts von dem Verwalter, was sie nicht schon selbst in Erfahrung gebracht hatte. Das Einzige von Interesse war, dass er im Begriff zu sein schien, den Zeitplan für seinen Angriff auf das For-Anjul festlegen zu wollen. Whenda hatte dies kommen sehen und sie musste den Mann davon abhalten, seinen Plan aufzustellen, bevor sie nicht mit Humir gesprochen hatte. Denn auch sie hatte einen Plan ersonnen, um das Heer der Xenorier zu befreien. Ihr Plan ging sogar noch weiter. Aber das durfte sie auf keinen Fall verkünden oder den Verwalter einweihen, ehe sie nicht alle Fakten kannte, die ihr in der Stadt anscheinend nur Humir zu liefern vermochte. In den vergangenen Tagen hatte sie viele der Frauen und auch der Soldaten angesprochen, um mehr über die Situation hinter den Mauern des Falkensteins zu erfahren. Die meisten hatten zwar Verwandte in der Festung, wussten aber nur zu sagen, dass dort die meisten der Pferde gezüchtet wurden, die sie ritten. Niemand wusste, wie viele Alte sich in der Festung aufhielten und wie es darinnen aussah. Eine Frau erkannte sogar ihre Gedanken und fragte sie frei heraus, ob sie denn vorhabe, die Greise dort zu einem Kampf zu bewegen, und musste dann über ihren eigenen närrischen Vorschlag lachen. Sie war der Überzeugung gewesen, dass die Männer und Frauen des Falkensteins sicher nicht einmal in der Lage waren, ihre eigenen Mauern länger als ein paar Tage gegen die Thaine zu verteidigen, wäre Lahrewan erst gefallen und das Heer Magos besiegt. Die Bestimmtheit, mit der die Frau dies sagte, brachte die Wände der Pläne, die in Whendas Gedanken herumspukten, fast zum Einstürzen. Sie ließ sich jedoch nicht entmutigen. Zwar brauchte sie nach diesem Gespräch etwas Zeit, um wieder zu sich zu finden, doch so schnell würde sie nicht aufgeben.
    Turgos wusste nichts von ihrem Vorhaben, doch ahnte er, dass die Anyanar etwas im Schilde führte. Er hatte sich in den vergangenen Tagen viel mit den Frauen und Kindern Lahrewans abgegeben und sich dazu entschlossen, deren Leben zu verteidigen, so gut er konnte. Dies kam auch daher, weil er sich des Abends oft mit Whenda über das Sein aller Dinge unterhielt und was seine Aufgabe in dieser Welt war.
    »Wahrhaftigkeit«, hatte sie gesagt. Im alten Reich von Fengol sei dies die höchste aller Tugenden gewesen. Es war ihr schwergefallen, ihm diese Wahrhaftigkeit zu erklären, da es sich um eine Sache handelte, die nur der Einzelne für sich entscheiden konnte. Sicher, im Kollektiv war sie zwar auch anzuwenden, kamen sie dann überein. Aber nur der Einzelne selbst musste wissen, was er darunter verstand, wenn er danach leben wollte. Die Wahrhaftigkeit des Einzelnen war es auch, die ein Land stark oder schwach machte, meinte Whenda. Aus ihr sei auch Schwarzenberg geboren worden. Und noch heute sei sie eine seiner Grundfesten. Sie erzählte ihm aber auch, wie schnell die Wahrhaftigkeit der Selbstsucht wich, wenn die Dinge nicht so

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