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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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hatte, es ihm näher zu erläutern. Sie wusste selbst nicht viel über das Neruval und was sie wusste, war auch nur das, was ihr Wenja die Rote einst erzählt hatte, wenn sie die Muße dazu fand. Wenja wäre jedoch sicher stolz gewesen, wenn sie den Falkenstein so hätte sehen könnte, wie er noch heute aussah. Allen Wettern hatte er scheinbar getrotzt und allen Angriffen widerstanden. Hoch und erhaben lag er auch nach fast 2.500 Jahren noch in den Falkenbergen und thronte über den alten Landen Fengols. Und auch die nächsten 2.500 Jahre würden ihm sicher nichts anhaben können oder gar seiner steinernen Allgewalt abträglich sein. Er war eines der wenigen Bauwerke, die die Jahrtausende überdauern mochte. Schlimm war nur der Gedanke, dass hier vielleicht in naher Zukunft Nird und Ugri ihre Behausungen nehmen mochten, sollten die Völker ihrem Auftrag nicht gerecht werden können und sich gemeinsam siegreich gegen diese Bedrohung wehren. Aber noch schlimmer wäre es, wenn Anaron oder gar Sharandir selbst von dort aus über Vanafelgar herrschen würden. Auch diese Verräter würden sicher den Wert dieses Bauwerks zu schätzen wissen und zumindest eine Garnison oder einen Statthalter dorthin entsenden. Wenn dieser dann die Schatzkammern aufbrechen ließ, würde er sich über seine Beute freuen können. Sollte Humir recht behalten und die Siegel dieser Hallen waren noch nicht gebrochen, dann versprachen sie einem kommenden Usurpator fette Beute. Aber zuerst würden sie vielleicht ihren Zwecken dienen. Wenn die Rüstkammern auch noch unberührt waren, lagerten dort genügend Waffen und Rüstungen, um eine ganze Armee zu bewaffnen und einzukleiden.
    Whenda war ganz abwesend und bemerkte nicht, dass Turgos ihr etwas von dem Trockenfleisch anbot, das er von den Frauen aus Lahrewan erhalten hatte. Erst als er es vor ihr hin- und herschwenkte, erwachte sie aus ihren Gedanken und lächelte ihn an.
    »Welch’ tiefe Gedanken herrschen denn hinter der Stirn der Statthalterin Fengols, dass sie sogar das Essen vergisst?«
    Sie überhörte die Spitze, die in seinen Worten lag, und ärgerte sich selbst ein bisschen darüber, dass sie ihn nicht in ihre Pläne eingeweiht hatte. Aber nun war es dafür zu spät und er musste es nehmen, wie es kommen würde. Dass er dies anscheinend so angenommen hatte, machte es ihr nicht leichter. Denn nun hatte sie ihn zu Unrecht nicht in ihre Pläne eingeweiht. Sie hatte dies zuvor einfach deshalb nicht getan, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass er ihr zustimmen würde. Oder war es ihr einfach zu müßig gewesen, ihm ihr Vorgehen in allen Einzelheiten zu schildern? Dieser Wesenszug an sich selbst war ihr schon früher aufgefallen. Sie glaubte nun zu erkennen, dass sie ihn schon des Öfteren gegenüber Menschen an den Tag gelegt hatte. Und sie wusste in diesem Augenblick auch warum. Es war jenes Gefühl der Unbeständigkeit, das Menschen bei den Anyanar auslösten, die diese veranlassten, die Dinge unbeschrieben zu lassen und nicht alles an diese weiterzugeben. Sie selbst glaubte sich bisher gegen diesen Wesenszug ihres Volkes gefeit. Doch damit lag sie falsch. Schnell überlegte sie, ob es noch mehr wichtige Sachen gab, die sie Turgos aus diesem Grunde vorenthalten hatte. Aber ihr fiel nichts ein. Der Mann schaute sie immer noch an. Sie hatte zwar das Trockenfleisch an sich genommen, war aber wieder in Gedanken versunken, auch wenn diese nun anderer Natur waren als zuvor. So wendete er sich von ihr ab und beschäftigte sich wieder mit der Frau und den zwei kleinen Kindern, die in ihrer Nähe saßen, und machte Späße mit diesen. Whenda war etwas verstört über ihre eigene Unzulänglichkeit ihm gegenüber. Verdrängte sie, dass sie für diesen Mann mehr empfand, als sie sich zugestehen wollte? Doch dann kam Humir zu ihnen herüber und sie wurde wieder auf andere Gedanken gebracht. Gemeinsam beschlossen sie, da die Zeit drängte, schon früh am Morgen zum Falkenstein aufzubrechen. Die Frauen und Kinder konnten diesen ja nicht verfehlen und bedurften ihrer Hilfe nicht auf ihrem Weg in die rettende Festung. Als es still im Lager wurde und nur noch vereinzelt das Weinen einiger der Kleinsten zu hören war, die ihre Mütter vermissten, entschloss sich Whenda, am Morgen auch Turgos mit zum Falkenstein zu nehmen. Egal wie der Besuch dort ausfallen würde, sie wollte den Baron von Schwarzenberg an ihrer Seite haben, wenn sie nach so vielen Jahren wieder an den Ort zurückkehrte, an dem sie so lange

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