Unter Brüdern (German Edition)
zuflüstern, wie gut sie ihn verstand und ihm gestehen, wie sehr sie ihn begehrte.
„Verpiss dich! Ich kann nicht schlafen, wenn ich angestarrt werde.“ Murmelte er plötzlich vor sich hin, ohne die Augen zu öffnen.
Sie erschrak so heftig, dass sie einen Schritt zurücktaumelte, doch zum Glück bemerkte er das nicht, da er die Augen geschlossen hielt.
Sie fing sich schnell.
„Tut mir leid, du siehst nur gerade so unglaublich friedlich aus, die haben sich im Knast bestimmt alle in dich verliebt, was?“ flüsterte sie und selbst für ihre Ohren hörte sich ihr anschließendes Lachen echt an, obwohl es erzwungen war.
Noch während sie zur Eingangstüre schlenderte, sah sie, wie er sich verwundert aufsetzte und ihr nachstarrte. Er war es nicht gewohnt, dass sie ihn ansprach, dass sie frech war, dass sie etwas entgegnete, sie hatte viel zu lange geschwiegen.
Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während sie sich die Laufschuhe anzog.
Und obwohl sie keinen Blick zurück warf, hätte sie schwören können, dass er ihr am Fenster nachsah, als sie die Straße hinunterlief.
Natürtlich war er geschockt darüber wie sie mit ihm sprach, wieviel Selbstbewusstsein und wie wenig Angst sie plötzlich hatte. Auch wenn es sie alles an Überwindung kostete: b is jetzt klappte ihr Vorsatz doch wunderbar.
Als sie nach einer Stunde zurückkam, war sie bestens gelaunt.
Sie hatte sich am Abend zuvor darüber geärgert, dass Ken seinen Bruder einfach bei ihnen schlafen ließ, ohne sie nach ihrer Meinung zu fragen, aber dann erinnerte sie sich daran, dass was sie Ken vergangenes Weihnachten gefragt hatte: ob er nicht das obere Zimmer für Jake herrichten wollte, wenn dieser aus dem Knast kam. Er nahm also an, dass sie nichts dagegen hatte. Sie hätte es niemals zugegeben, aber eigentlich war sie doch froh, dass er hier in ihrer Nähe war, ohne es so recht zugeben zu wollen. Sie hielt also besser den Mund, nicht dass Ken tatsächlich auf die Idee kam ihn hinauszuwerfen.
Sie begann ihr Cool-Down wie jeden Morgen, streckte sich, beugte sich, führte die Bewegungen möglichst anmutig aus, nur für den Fall. Nicht, dass sie sich einbildete er interessierte sich für sie, aber es könnte ja sein, dass er einen Blick aus dem Wohnzimmerfenster warf.
Sie betrat das Haus, alles hier fühlte sich in den letzten Monaten so renovierungsbedürftig an, die Türen, die Wände, die Küche… Sie wusste, dass dringend etwas getan werden musste, aber Ken war viel zu beschäftigt mit seinem Schichtdienst als Polizist, er war entweder bereits frühmorgens auf der Arbeit und kam nachmittags todmüde heim oder er schlief aus, weil er eine Nachtschicht hatte.
S ie selbst war mit ihrem Job zwar nicht gerade überlastet, aber sie fühlte sich auch nicht imstande alles alleine zu machen und handwerklich begabt konnte sie sich nicht unbedingt nennen.
A ber an diesem Morgen wusste sie, wen sie darum bitten sollte. Gleich heute Abend würde sie Jake darauf ansprechen.
5
Diens tag, 18. Mai 2010
Machtspiele
Megan 23, Ken 30, Jake 27
Drei Nachmittage später hatte sie sich noch immer nicht getraut Jake darauf anzusprechen.
Den ersten Tag hatte er auswärts verbracht, war betrunken und missgelaunt zurück gekehrt und war ihr glücklicherweise aus dem Weg gegangen. So hatte sie wenigstens nicht unter seiner Laune leiden müssen.
Am zweiten Tag hatte er bis in den späten Nachmittag hinein seinen Kater auskuriert und war mit Kenny und zwei der anderen Jungs nur für kurze Zeit am Abend in eine Bar verschwunden.
Als sie zurückkamen, hatte sie bereits im Bett gelegen, müde vom Tanzunterricht. Dennoch hatte sie sich zwingen müssen dort zu bleiben und nicht den Abend unten im Wohnzimmer mit den anderen zu verbringen. Sie wollte ihn nicht noch mehr nerven, als sie es mit ihrer bloßen Anwesenheit ohnehin schon tat, aber es fiel ihr schwer die Jungs unten lachen zu hören und nicht dabei zu sein. Noch schwerer fiel es ihr, als er begann Gitarre zu spielen.
Er spielte oft ein paar Songs, wenn die anderen hier waren. Sie würde es niemals zugeben, aber sie liebte es, wenn er sang. Seine tiefe Stimme, begleitet von seiner Gitarre… sie ertappte sich jedes Mal dabei wie sie ihn anstarrte und zu träumen begann.
Sie hatte an diesem Abend gemerkt, dass sein Gitarrenspiel ein wenig eingerostet war – schließlich hatte
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