Unter Brüdern (German Edition)
nicht verurteilt zu werden und von seinen Eltern in den Arm genommen zu werden. Doch diese Momente dauerten kaum eine Sekunde und schon war er wieder der Starke, der Wilde, der Undurchschaubare.
Sie sah hinauf zum Mond, der heute aussah, als würde er auf dem Rücken liegen, träumte noch einen Moment vor sich hin und seufzte leise auf.
Dann drehte sie sich um, um nach ihrem Badetuch zu greifen – und erschrak.
Sein Anblick trieb ihr die Gänsehaut über den ganzen Körper.
Am anderen Ende des Bades saß er auf dem Rand der Badewanne und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an.
Jake.
Sie hatte ihn weder hineinkommen hören, noch eine Bewegung im Bad wahrgenommen, als sie unter der Dusche stand.
„Was suchst du hier!“ fuhr sie ihn erschrocken an. Wie lang war sie nackt am Fenster gestanden?
Sie musste zu ihm hinüber laufen um an ihr Handtuch zu kommen, das über dem Badewannenrand direkt neben ihm hing. Erst zögerte sie, es zu tun, doch dann ermahnte sie sich cool zu bleiben und ging zu ihm hinüber.
Sie versuchte sich nicht zu beeilen, ihren Körper hinter dem Handtuch zu verstecken, da er sie ohnehin nackt gesehen hatte und sie nicht zu nervös wirken wollte.
Er dachte nicht daran den Blick abzuwenden. Natürlich nicht. Er starrte ihr direkt auf die Brüste, ganz unverhohlen und dreist.
Er klang amüsiert als er antwortete. „Mein Bruder meinte, wenn du aus der Dusche kommst, soll ich dich fragen, ob wir noch irgendwo Zigaretten haben.“
Megan schlang ihr Handtuch fest um den Körper.
„Er meinte damit ganz bestimmt nicht, dass du mir hier auflauern sollst, er meinte, wenn ich aus dem Bad komme.“ Sie sah ihm fest in die Augen.
Jake tat, als würde er darüber angestrengt nachdenken. „Nein, er sagte eindeutig Dusche.“ Er starrte mit festem Blick zurück. Das Grinsen in seinen wilden Augen war ein bösartiges, kein flirtendes. Er liebte es, ihr die Scham ins Gesicht zu treiben, sie zu erniedrigen. Es hatte keinen Zweck darüber mit ihm zu diskutieren.
Es war sinnlos, sie wusste es selbst.
„Nein, wir haben keine Zigaretten mehr.“ Sagte sie krächzend. Warum klang ihre Stimme immer dann so dünn und unsicher, wenn sie stark und selbstsicher wirken wollte?
Jake wusste, dass sie nicht rauchte und Ken wusste, das s sie nirgends Zigaretten hatte und auch nicht darauf achtete, wo er seine eigenen aufbewahrte.
„ Der Laden die Straße runter hat mittlerweile 24 Stunden am Tag geöffnet.“ Fügte sie leise hinzu, bevor sie das Bad verließ.
Kaum schlug die Türe hinter ihr zu, lehnte sie sich an die Wand, das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Die Wand gab ihr Stabilität, ihre Beine fühlten sich an, als hätte sie keine Kontrolle darüber, gummiartig und zitternd. Sie schloss die Augen, wartete einen Moment, bis sie wieder klar denken konnte.
Er sprach tatsächlich mit ihr. Auch wenn er sich nur lustig machte und sie auslachte. Aber er sprach mit ihr! Sie konnte es nicht fassen.
Sie wusste bereits, dass eine schlaflose Nacht vor ihr lag, eine Nacht in der sie nur an ihn dachte, von ihm träumte, von seinen grauen, blitzenden Augen, seinem tiefen Blick, seinen starken Unterarmen , die sich anspannten, wenn er nach Streit suchte…
Sie hätte so gerne gewusst was er dachte.
Zum Beispiel, ob er insgeheim fand, dass sie einen schönen Körper hatte , ob diese Bilder von ihr ihm genauso wenig aus dem Kopf gingen, wie sie seine Oben-ohne-Auftritte der vergangenen Sommer nicht vergessen konnte. Aber vor allem interessierte sie eines: warum er sie nicht leiden konnte. Warum er sie so abgrundtief hasste.
4
Samstag, 15.Mai 2010
Die morgendliche Runde
Megan 23, Ken 30, Jake 27
Am Morgen nach Jakes Heimkehr erwachte Megan früh. Sie hatte unruhig geschlafen, sich die halbe Nacht zusammen gerissen, damit sie sich nicht nach unten schlich und ihn beim Schlafen beobachtete.
Aber jetzt, um sieben Uhr m orgens, brauchte sie keine Ausrede mehr dafür in ihrem eigenen Haus unterwegs zu sein.
Sie stand auf, machte sich frisch und zog ihre Sportkleidung an.
In ihren Hotpants und einem Top schlich sie sich leise die Treppe hinab. Sie musste ohnehin durchs Wohnzimmer um zur Haustüre zu gelangen, es wäre also höchstens ein Versehen, wenn sie einen Blick auf ihn warf.
Sie schlich an ihm vorbei, blieb einen Moment stehen und sah ihn an. Wie gerne würde sie sich zu ihm legen, sich an ihn schmiegen, ihm
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