Unter Brüdern (German Edition)
einer Straßenlaterne beleuchtet wurden. Nur nicht nach vorne sehen, nur nicht seinem Blick im Rückspiegel begegnen und ihn noch mehr gegen sich aufbringen. Man wusste nie, wie reizbar er gerade war.
Sie hatte diese monatlichen Abende immer geliebt. Aus allen Dörfern der Umgebung kamen die Bewohner zu Hinley's Ranch angefahren, Jung und Alt. Und es gab nicht einen Einzigen, der über die Musik meckerte, auch wenn keiner der Jugendlichen zuhause Country hörte. Sie alle liebten es sich dort zu treffen, zu trinken, zu tanzen, den Holzboden der riesigen Scheune zum Beben zu bringen. Die Frauen holten ihre schönsten Kleider heraus, die Männer zogen sich ihre Cowboyhüte auf, trugen Westernhemden und Ledergürtel mit breiten Schnallen, enge Jeans und Cowboystiefel.
Und meistens gab es eine kleine Sensation für die Dorfzeitung, die am nächsten Tag darüber berichtete. Meistens waren es nur Schlägereien, die aufgebauscht und verschlimmert wurden, einmal war an diesem Abend ein Baby geboren worden und da der Krankenwagen zu lange gebraucht hatte, brachte die Frau es mithilfe des anwesenden Arztes in einer Ecke der Scheune zur Welt. Einmal hatte es eine Vergewaltigung gegeben. Ständig gab es Schlägereien. Und einmal, als sie an einem der Country Abende gefeiert hatten, waren Megan und ihre Jungs selbst Auslöser für einen Artikel der sensationsgeilen Dorfjournalisten geworden. An Kennys 29.Geburtstag. Aber das war ein anderes Thema.
Als sie die beiden Autos in den Feldweg lenkten, hörten sie bereits die Musik, das Johlen der Feierwütigen und sahen die Lichterketten, die über dem Eingang der Scheune hingen um den Weg zu weisen. Megan selbst hatte sich am Nachmittag darum gekümmert, dass die Rancharbeiter sie richtig aufhängten.
Es roch frisch gemäht und zugleich ein wenig nach Dung. Sie fühlte sich an ihre Arbeit erinnert, jeden Morgen roch es so, diese Ranch war ihr Arbeitsplatz und war jahrelang auch Jakes Arbeitsplatz gewesen, bevor er ins Gefängnis musste.
Sie sah ihm an, dass er sich daran erinnert fühlte, dass er die Arbeit vermisste. Es war etwas, das sie beide verbunden hatte, auch wenn Jake das bestimmt anders sah, aber Megan hatte sich jeden Tag gefreut von Hank und Charlie abgeholt zu werden und mit ihnen und Jake zur Arbeit zu fahren, auch wenn er nie ein Wort mit ihr sprach.
Sie stiegen aus, sechs Jungs, die ihre Cowboyhüte aufsetzten und drei Mädchen, die ihre Röcke zurecht zogen.
„Oh mein Gott! Jake ist wieder raus!“ Von weitem hörten sie eine hohe Frauenstimme kreischen. Megan verdrehte innerlich die Augen , Tini und Doreen stöhnten neben ihr ebenfalls genervt auf, als drei aus dem Nachbardorf auf ihn zu gerannt kamen und sich ihm an den Hals warfen.
„Langsam“ lachte er. „Ist genug für euch alle da.“
Sie wünschte sich, er würde ein einziges Mal so mit ihr reden, sie nur ein einziges Mal so ansehen, mit einem Lächeln. Sie wünschte sich, sie könnte eine von denen sein, die ihn berühren durften, die von ihm einen Kuss bekamen. Eine von denen, die ihn so umarmen durften.
Es drehte ihr den Magen um, das mit ansehen zu müssen.
In der Scheune angekommen, begrüßte sie Jimmy an der Bar, nahm sich ein Tablett und begann bereits ausgetrunkene Gläser von den umher stehenden Tischen einzusammeln und neue Bestellungen anzunehmen.
Man kannte sich hier und begrüßte sie freudig – an den meisten Tischen. Wie immer gab es auch Tische, an denen Jugendliche von Nachbardörfern saßen, mit denen man bereits Spannungen oder gar Schlägereien geteilt hatte und die wussten, dass sie zu den Jungs aus diesem Dorf gehörte.
Seit einigen Jahren half sie hier aus. Meist die Schicht von neun bis Mitternacht, weil es da noch am angenehmsten war zu bedienen. Danach wurde es oft unschön, was betrunkene Zwischenfälle betraf.
Es waren fast immer dieselben Männer, die sie nach ein paar Bier in den Arm nahmen, ihr zu nah kamen, nicht locker lassen wollten und auch nach deutlichen Worten ihrerseits nicht aufhörten ihr nachzustellen.
Sie wurde gut damit fertig, aber sie war froh, dass ihre Schicht vor Mitternacht beendet war und sie dann bei den Jungs sitzen konnte, wo sich kaum einer mehr hin traute. Es störte sie nur, dass Ken sich einen Dreck dafür interessierte, ob sie angemacht wurde oder nicht. Manche, Dan zum Beispiel, drehten schon hohl, wenn ihre Freundinnen nur angeschaut wurden.
Megan hatte es schon oft auf die Spitze getrieben, aber selbst wenn sie eng
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