Unter Brüdern (German Edition)
war nicht überrascht darüber. Jake lag so nah mit seinem Gesicht an ihrem, dass sie sich fast berührten, als sie ihm den Kopf zuwendete. Er schlief auf dem Bauch, ein Bein über ihrem und ein Arm ruhte auf ihrer Brust, seine Hand an ihrer Schulter.
Er musste in der Nacht den Fernseher abgestellt haben, ansonsten war alles wie am Abend zuvor.
Sie hielt die Stille nicht aus, sie musste hier weg , bevor Ken sie so vorfinden würde, auch wenn sie am liebsten den Rest ihres Lebens einfach hier mit Jake gelägen wäre.
Vorsichtig entfernte sie Jakes Hand von ihrer Schulter und drehte ihn vorsichtig von sich weg, sodass sie genug Platz hatte um sich aus seiner Umarmung zu befreien.
Überall waren die Kleider vom letzten Abend auf dem Boden verstreut, ein heilloses Durcheinander, durch das sie erst hindurch schleichen musste um ins Bad zu gelangen.
Sie duschte sich ab, ohne ihre Haare nass zu machen, nur um sich nach der Hitze der Nacht ein wenig zu erfrischen.
Sie machte sich hübsch , trug ein wenig Make Up auf. Sie brauchte nicht lange im Bad, doch als sie zurück ins Schlafzimmer kam, lag Jake nicht mehr im Bett.
Einen Augenblick lang blieb sie starr im Zimmer stehen, betrachtete die vereinzelten Kleidungsstücke, die über den Boden verteilt lagen und das zerwühlte Bett, dessen bloßer Anblick ihr die Hitze der letzten Nacht ins Gedächtnis zurück rief.
Sie fragte sich nervös, was Jake seinem Bruder erzählen würde. Ob Ken es ohnehin herausfinden würde, weil Megan eine so schlechte Lügnerin war, weil er es ihr ansehen würde, weil sie ihm nicht in die Augen sehen konnte? Was sollte von nun an geschehen? Hatte Jake sich nach der langen Zeit ohne Frauen einfach nur an ihr abreagiert? Oder war da mehr? In ihrem Kopf kreisten die Gedanken und Sorgen durcheinander.
Sie kniete sich vor die Kommode und zog eine Schublade auf um sich frische Unterwäsche herauszuholen. Sie war so sehr in Gedanken versunken, dass sie aus Versehen Kens Sockenschublade aufgezogen hatte. Sie wollte sie gerade wieder zuschieben, als sie eine kleine Schatulle entdeckte.
Sie wusste sofort, was darin war. Sie wartete seit Jahren darauf, dass Ken ihr endlich die Frage aller Fragen stellte, dass er endlich merkte, dass sie die Richtige für ihn war.
Sie nahm die Schatulle in die Hand, sie klappte sie nicht auf, sie starrte sie einfach nur an.
Ausgerechnet jetzt?
Ausgerechnet nach dieser Nacht musste sie diese kleine Box finden, in dem sich der Verlobungsring befand? Nachdem sie ihn gerade betrogen hatte?
Eine Welle des schlechten Gewissens überkam sie. Sie war Ken gegenüber immer ehrlich gewesen, hätte ihn niemals betrogen, alleine schon aus Dankbarkeit darüber, dass er sich um sie gekümmert hatte. Aber selbst wenn sie bereute, was heute Nacht passiert war, so war ihr dennoch klar, dass sie es genau so wieder tun würde, wenn sie die Gelegenheit hätte diese Nacht zu wiederholen.
Allein der Gedanke an Jakes innige Küsse, seine Hände und Lippen überall an ihrem Körper, seine begehrenden Blicke, ließen ihr das Blut in den Kopf schießen vor Scham ihm heute Morgen zu begegnen und trieben ihr dennoch wohlige Schauer über den Rücken.
Es kam ihr vor wie ein Zeichen, dass sie ausgerechnet heute Morgen die Ringschachtel fand.
Als wollte eine höhere Macht ihr zeigen, dass sie den falschen Weg eingeschlagen hatte und dass sie bei Ken bleiben sollte, auch wenn weitaus weniger Gefühle im Spiel waren.
Sie fragte sich, wie lange dieser Ring wohl schon hier lag, wie lange er schon vor hatte um ihre Hand anzuhalten.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich. Ken kam ins Schlafzimmer, sah auf sie herab, wie sie auf dem Boden kniend die Ringschatulle anstarrte.
„Was soll das? Was tust du da?“ fuhr er sie an. Man konnte ihm ansehen, dass er ohnehin schlecht gelaunt war – war er immer wenn er den Abend zuvor getrunken hatte. Oder hatte Jake ihm von letzter Nacht erzählt?
Er war mit zwei Schritten bei ihr, riss ihr die Schachtel grob aus der Hand.
Sie sah mit großen Augen zu ihm auf. „Ich habe die Schachtel nicht aufgemacht, ich wollte nur frische Unterwäsche aus der Schublade holen!“
„ Aus meiner Schublade?“ Einen Moment lang sah er aus, als wolle er die kleine Schachtel vor Wut aus dem Fenster werfen, doch er besann sich und ballte seine Faust darum.
Megan hatte keine Lust mehr etwas zu erklären, sie war es Leid sich von ihm niedermachen zu lassen.
Einerseits wollte sie sich verteidigen,
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