Unter Brüdern (German Edition)
Hand fester gegen ihren Hals.
Ken und die anderen standen von weitem da und sahen zu. Sah keiner von ihnen, dass ihr Kopf rot anlief, dass ihr die Tränen in die Augen traten, dass sie keine Luft mehr bekam?
Aber was wunderte sie sich… Keiner von ihnen hatte ihr je geholfen, sie waren schließlich nicht zum ersten Mal dabei, wenn sie in Todesangst war.
„Lass mich los.“ Megans Worte waren ein ersticktes, flehendes Flüstern. „Bitte.“ Sie bekam kaum ein Wort mehr heraus.
Sie sah, wie sich Jakes Gesicht veränderte, wie seine wutverzerrte Fratze sich zu einem bösen Grinsen wandelte, als wüsste er, dass er gewonnen hatte.
„Dann tu was ich dir sage!“ Sagte er drohend.
Als er sie losließ reagierte sie blitzschnell, ballte ihre Faust und schlug ihn mitten ins Gesicht.
„Mach dir deinen verdammten Hummer doch selber!“ schrie sie unter Tränen.
Damit hatte er nicht gerechnet.
Sie schaffte es dreimal ihm ins Gesicht zu schlagen, bevor er reagierte und sie seine Faust an ihrem Wangenknochen spürte. Es tat so weh und sie vernahm ein Knacken, dass sie fürchtete, etwas sei gebrochen.
Sie taumelte zu Boden.
Durch die Sternchen und die schwarzen Flecken hindurch, die vom Schmerz herrührten, sah sie zu ihrer Genugtuung, dass sie Jake ebenfalls gut getroffen hatte. Er hielt sich die blutende Nase mit der einen Hand und beugte sich über sie um ihr erneut an den Hals zu gehen. Mit aller Kraft, die noch in ihr war, trat sie ihm zwischen die Beine. Es war fest genug, dass er ebenfalls zu Boden ging und sich neben ihr niederließ.
Den Augenblick, in dem er sich zusammenkrümmte, nutzte Megan um ins obere Stockwerk zu flüchten und im Badezimmer die Türe hinter sich abzuschließen.
Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, fragte sich zum gefühlten millionsten Mal, warum Jake sie so sehr hasste. Aber noch mehr ärgerte sie, dass Ken nicht dazwischen gegangen war, als seine Freundin geschlagen wurde! Konnte man das fassen?
Dass die anderen Jungs nichts unternahmen, war schon immer so gewesen. Meist waren sie ja mit dabei und hackten genauso auf ihr herum. Aber dass Ken seine eigene Freundin nicht beschützte war so unglaublich wie die Tatsache, dass sie schon wieder sein schallendes Lachen von unten hörte.
Sie wusste, dass er nicht hochkommen und nach ihr schauen würde.
Seit einigen Monaten wurde er immer nachlässiger, was sie betraf.
Als es wenige Minuten später dennoch an der Badezimmertüre klopfte, hielt sie erschrocken die Luft an.
„Geh weg.“ Weinte sie leise, als es zum zweiten Mal klopfte.
„Ich bin’s, David. Ich will nicht rein, ich bringe dir nur Eis…für deine Wange.“
Megan war verwundert darüber, überlegte, ob Jake neben ihm stand und sie nur darauf warteten, dass sie die Türe öffnen würde um erneut anzugreifen, doch der Ton seiner Stimme ließ sie sicher fühlen.
Sie öffnete die Türe einen Spalt, nahm das Eispäckchen entgegen und drückte sofort die Türe wieder zu.
Sie hielt sich das Eis vorsichtig an die Wange, betrachtete sich im Spiegel.
Sie konnte ihren Kiefer bewegen, es schien trotz der Schmerzen und dem Knacken, als Jake zugeschlagen hatte, alles okay zu sein. Außer einer blauen und geschwollenen Wange in den nächsten Tagen würde wohl nichts zurück bleiben.
Am darauffolgenden Abend kamen Patty und Dario überraschend zum Abendessen vorbei. Sie brachten Essen und Wein mit und fragten, ob es gerade passen würde, sie hätten zuviel gekocht.
Ken ließ sie hinein, ohne weiter darüber nachzudenken.
Megan, die gerade in der oberen Etage war, bekam nichts davon mit, hatte nicht einmal das Klopfen an der Haustüre gehört.
Ihr Gesicht hatte sich seit gestern schlimm verändert, ihre Wange war grün und blau und fast auf das Doppelte angeschwollen.
Sie kam nach unten und lief in die Küche, bevor sie von ihrer Zeitschrift aufsah und direkt in die geschockten Gesichter von Ken und Jakes Eltern blickte.
Patty wimmerte erschrocken auf, sah sofort fassungslos zu Ken.
„Ich war’s nicht.“ Sagte dieser zu Megans Verärgerung.
Wütend keifte sie zurück, dass es ihn aber auch nicht gestört habe, dabei zuzusehen.
„Wer war das?“ fragte Dario entsetzt. „Jake?“
Sie wussten, was ihr Sohn schon alles Mögliche getan hatte, um Megan das Leben schwer zu machen oder gar zu beenden. Sie wussten vieles, nicht alles. Megan wollte nicht noch mehr gegen ihn hetzen und seine Eltern noch mehr gegen ihn aufbringen. Er hätte es ja doch wieder an ihr
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