Unter Brüdern (German Edition)
ausgelassen.
Megan antwortete nicht auf seine Frage, sondern sagte leise „es ist nichts. Mir geht’s gut.“ Sie machte kehrt und ging wieder nach oben, wo sie sich im Schlafzimmer einschloss und sich die Bettdecke über den Kopf zog.
Pattys lautes Gezeter und Geschimpfe hörte sie dennoch.
Der Abend endete damit, dass Dario die Polizei rief und seinen eigenen Sohn anzeigte, woraufhin dieser Hausverbot bekam und sich Megan in den kommenden Monaten nicht weiter als auf 20 Yards annähern durfte, bis eine neue Verhandlung stattfand.
Auch wenn Megan wütend auf ihn war und Angst vor ihm hatte, vermisste sie ihn bereits nach wenigen Tagen. Patty hatte keine Ahnung, was sie ihr damit nahm.
In der darauf folgenden Nacht träumte Megan von ihm. Er stand mit genau dem gleichen aufgebrachten Gesichtsausdruck wie am gestrigen Tag vor ihr, diesmal aber genau 20 Yards entfernt. Er warf mit Steinen nach ihr, traf sie am Kopf, am Arm, in den Bauch. Sie war unfähig sich zu bewegen, spürte nur den Schmerz und sah das Blut auf den Boden tropfen.
Und sie war unfähig sich zu bewegen oder davon zu laufen.
Sie wachte weinend und in Schweiß gebadet auf. Die 20 Yards Entfernung bereiteten ihr mehr Kopfzerbrechen, als sie dachte.
15
Samstag, 12.Juni 2010
Renovierung
Megan 23, Ken 30, Jake 27
Fairerweise musste sie zugeben, dass er sich wirklich Mühe gab. Sie hatte sich schon auf Diskussionen und Ausflüchte eingerichtet, doch ohne eine weitere Aufforderung trat er die Renovierungsarbeit an.
Noch am Donnerstagabend hatte er sich das Werkzeug aus dem Keller zusammengesucht, eine Leiter, verschiedene Schraubschlüssel, Hammer, geprüft was sonst noch vorhanden war und was er zusätzlich benötigen würde.
Er hatte sich die fehlenden Werkzeuge am Freitag von Hinsley mitgenommen und am Samstagvormittag den Rest im Baumarkt gekauft.
Als Megan an diesem Samstag vom Joggen zurückkam (sie hoffte täglich Jake würde ihr wieder Gesellschaft leisten und bog jedes Mal hoffnungsvoll um die Ecke, an der Jake sie die letzten Male abgepasst hatte) staunte sie nicht schlecht über das voll gestellte Wohnzimmer.
Überall lagen Werkzeug und Farbeimer herum und Planen aus Plastik um damit den Boden abzukleben.
Sie hoffte bei der ganzen Angelegenheit nur, dass es nicht genauso hinausgezögert werden würde wie die Sache mit dem Pool damals. Es hatte ja unbedingt ein Becken mit 25-Meter-Bahnen sein müssen und kein „Babybecken“, wie Ken ihr mehrmals genervt erklärt hatte.
Sie betrat die Küche wo Jake am offenen Kühlschrank stand und den Rest einer Flasche Cola leer trank.
Megan konnte es nicht sein lassen. Jedes verdammte Mal, wenn sie ihn sah, starrte sie ihm auf den Hintern, betrachtete seine muskulösen Arme, seinen Rücken…
Als er zu sprechen begann, schrak sie auf und wurde im gleichen Moment rot. Er hatte sie nach hause kommen hören und wahrscheinlich bemerkt, dass sie ihn unbewusst angestarrt hatte.
„Ich werde mit der Haustüre beginnen. Die Neue wird heute Mittag von Dan geliefert.“
Er erklärte ihr seine Pläne für die Renovierung mit professionellem Ton, so als erklärte er sie einem Auftraggeber.
Megan sah ihn dabei an, achtete genau auf jedes seiner Worte, als könne sie daraus irgendein Gefühl seinerseits deuten.
„…und am Ende mache ich die Treppe neu.“ Als er seine Erklärung beendet hatte, wurde ihr klar wie wenig sie ihm zugehört hatte, sie hatte höchstens die Hälfte davon mitbekommen.
Sie ging ebenfalls zum Kühlschrank hinüber und griff an ihm vorbei um sich eine kleine Flasche Wasser zu nehmen. Bildete sie es sich nur ein oder spannte sich sein ganzer Körper an, als sie so nah bei ihm stand? Für einen Moment waren sie nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Ihr Herz klopfte wild, so als hätte es keinen Platz in ihrer Brust und wollte sich durch sein heftiges Pochen durch ihre Rippen kämpfen. So wie nach einem viel zu schnellen Sprint, wenn man hinterher um Luft rang. Doch heute war sie nicht besonders schnell gerannt und hatte sich draußen sogar noch einige Minuten gedehnt, bevor sie ins Haus gekommen war. Am Laufen lag ihr Herzrasen nicht, sie konnte mit Sicherheit sagen, dass Jake die Schuld daran trug.
Sie wich nur einen halben Schritt zurück, lehnte sich gegen die Spülmaschine und sah abwartend zu ihm auf.
Er räusperte sich kurz.
Nervös?
Er?
Niemals!
Das war wohl nur ein armseliger Wunschgedanke ihrerseits.
„Das wird schon relativ
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