Unter Brüdern (German Edition)
das Essen zuständig, kochte meist abends warm und legte mittags Schnitten bereit oder umgekehrt. Dafür musste sie ebenfalls einkaufen. Und für diverse Verletzungen der Männer war sie ebenfalls zuständig, da sie einen Kurs für Ersthelfer absolviert hatte und sich der Notfallkasten in ihrem Büro befand.
Jake hatte sich einmal fast den ganzen Finger abgeschnitten und hätte ihn damals lieber verloren, als sich von ihr behandeln zu lassen. Er war nicht einmal in ihr Büro gekommen, egal wie sehr die anderen Männer ihn zur Vernunft hatten bringen wollen. Er hatte darauf bestanden, dass Charlie ihn in die nächste Klinik fuhr und hatte sich den Finger selbst abgebunden, mit einem Verband, den Hank ihm aus Megans Büro holte. Megan selbst hatte er wütend angebrüllt, sie solle verschwinden, als sie angerannt kam um ihm zu helfen. Sie war zum damaligen Zeitpunkt völlig entgeistert gewesen, dass Jake nicht einmal in einer ernsten Lage über seinen Schatten springen konnte.
Heute war die Schnittwunde kaum noch zu sehen, er war damals Anfang zwanzig gewesen, das war einige Jahre her.
Sie beobachtete durch ihr Bürofenster, wie er sich mit den anderen Männern Heugabeln besorgte und auf die Ställe zusteuerte. Verträumt folgte sie seinen Bewegungen, lächelte vor sich hin.
„Er ist also wieder hier. Ich denke das geht klar für dich, oder?“
Megan fuhr erschrocken herum, Hinsley stand gebrechlich und dünn wie eh und je in der Bürotüre und hatte sie dabei erwischt, wie sie Jake verträumt nachgesehen hatte. Er zwinkerte ihr wissend zu und ging weiter.
Peinlich berührt schloss Megan für einen Moment die Augen.
Dann machte sie sich an die Einkaufsliste für diese Woche.
14
Mittwoch, 17. September 2003
Hummer und Schlagfertigkeit
Megan 16, Ken 23, Jake 21
Jake und die Jungs kamen vom fischen ins Haus zurück. Sie hatten mit befreundeten Berufsfischern mehrere Seehechte gegen drei Hummer und einige Krabben getauscht, ein gutes Geschäft, das sie nur aufgrund ihrer Freundschaft zu den anderen Jungs hatten machen können – oder aber weil die Jungs auf dem Fischerboot Angst vor Jake hatten.
Jake war gerade zwanzig geworden, er war in diesen Sommer wilder denn je. Er hatte sich mehrmals mit anderen Männern angelegt und da er es hasste zu diskutieren, waren schnell die Fäuste geflogen.
Er war sogar auf den Bauleiter bei der Arbeit losgegangen und war somit am gleichen Tag vom Bau gefeuert worden.
Zum Glück hatte er schon im Monat darauf einen neuen Job bei Hinsley bekommen, weil einer seiner Jungs nach Michigan zog und ihm den Platz somit überließ.
Natürlich hatte er versprechen müssen, dass er Megan in Ruhe lassen würde. Hinsley wusste von einigen der Vorkommnisse zwischen ihnen. Er hatte erst mit Megan gesprochen, ob er Jake einstellen sollte.
Jake gegenüber hatte er eindringlich klar gemacht, dass nur ein einziges Fehlverhalten seinerseits zum sofortigen Rausschmiss führen würde.
Megan arbeitete seit etwa einem Jahr auf der Ranch, gleich nachdem ihre Mutter verstorben war, hatte sie sich darum gekümmert ihr eigenes Geld zu verdienen. Jeden Nachmittag nach der Schule kam sie her, kochte mittags oder abends für die Männer und kümmerte sich um Papierkram und telefonische Anfragen im Büro. Gertie war froh, dass sie nur morgens arbeiten musste, sie hatte selbst genug zu tun zuhause, mit ihren drei Kindern. Sie war alleinerziehend und erzählte Megan oft, wie schwer es ohnehin schon war allein drei kleine Kinder großzuziehen, aber dass die Dorfbewohner sich gnadenlos das Maul über sie zerrissen, weil sie nicht verheiratet war und keinen Mann an ihrer Seite hatte, machte es fast unerträglich. Sie machten ihr das Leben schwer, obwohl Gertie es selbst so gewählt hatte. Megan kannte das Getratsche, die Leute redeten über alles und das meiste davon war nicht einmal die Wahrheit. Sie konnte es nicht ausstehen.
Aber weil sie sah wie schwer es Gertie gemacht wurde, schwor sie sich eines: sollte sie in diesem Dorf wohnen bleiben, so würde sie niemals unverheiratet Mutter werden.
Dann wiederum gab es vieles, was sie liebte an dieser Gegend: die Natur, Ken, der niemals wegziehen würde, und am
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