Unter Brüdern (German Edition)
ein räudiger Hund. Er trug noch die Polizeiuniform, war gerade erst von der Arbeit gekommen.
Drei Tage hatten die beiden kein Wort miteinander gewechselt, waren sich regelrecht aus dem Weg gegangen.
Jake beobachtete, wie Ken sich entschuldigte und zu seiner eigenen Verärgerung konnte er sehen, dass Megan nachgab.
Sie nickte ein paar Mal zustimmend zu seinen Worten, erst verhalten, dann verständnisvoller, am Ende sogar mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Und schließlich ließ sie sich in seine Umarmung ziehen.
Ken beugte sich herab um sie zu küssen und es gab Jake einen Stich ins Herz.
Ihm war klar, dass die beiden eine lange Zeit miteinander verbracht hatten, dass sie sich aneinander gewöhnt hatten wie ein Ehepaar und dass sie sich nur wegen einem Streit nicht trennten.
Aber nach dieser Nacht, die Megan mit ihm verbracht hatte?
Hatte sie die Magie und die Leidenschaft zwischen ihnen nicht auch erlebt?
Jake wusste selbst, dass er mit seinen bescheuerten Kommentaren seinen Teil dazu beigetragen hatte, dass Megan die Nacht für einen Ausrutscher und Fehler hielt – auch seinerseits – und dass sie möglicherweise anders auf Kens Entschuldigungsversuche und auch anders auf Jake reagiert hätte, wenn er einfach am Morgen danach die Klappe gehalten oder sie sogar hin und wieder verstohlen angelächelt hätte.
Megan war ihnen allen aus dem Weg gegangen in den letzten Tagen. Jake hatte sie zwei Tage nach ihrer Nacht morgens beim Joggen abgepasst, hatte etwa eine halbe Stunde in einer Seitenstraße gewartet, bis sie angelaufen kam. Er konnte deutlich sehen, wie sehr sie erschrak, als er aus der Straße herausgelaufen kam und sich zu ihr gesellte.
Es war ihr so peinlich gewesen, als ihre Herzfrequenz so deutlich ausschlug und alarmierend piepste.
Er hatte sich zusammenreißen müssen um nicht zu grinsen. Erst hatte er überlegt, was er ihr sagen könnte, was den gestrigen Tag wieder gut machen würde oder ob er sie hinter den nächsten Baum ziehen und küssen sollte, doch dann schwieg er einfach, weil er nicht wusste, was er sagen oder tun konnte, um sich zu entschuldigen.
Er hatte sich nie zuvor entschuldigen müssen, weil ihm nie besonders viel an einer Frau gelegen hatte. Er war 27 Jahre alt und konnte, wenn er zurückdachte, sich nicht daran erinnern sich überhaupt jemals bei irgendwem entschuldigt zu haben.
Die Frauen, die er bisher gehabt hatte, waren von selbst angekommen, die meisten waren an ihm gehangen wie Kletten und wenn er eine abservierte, stand schon die Nächste bereit.
Er hatte jede bekommen, nur nicht die Eine, die er wirklich wollte, nach deren Nähe er sich seit Jahren sehnte. Sie war die Einzige, die er nicht haben durfte, die eigentlich für ihn tabu war.
Ken ließ seine Hände an Megans Rücken tiefer gleiten, zog sie am Hintern fest an sich, während er sie küsste.
Er hatte sich gerade erst mit ihr versöhnt und fummelte schon wieder wie ein Weltmeister, Jake konnte nicht glauben, dass sie das zuließ.
Er stand im Flur, mit geballten Fäusten und schloss die Augen, lehnte sich an die Wand. Er wollte nicht wirklich sehen, was da vor sich ging, aber es war wie ein Zwang, er konnte auch nicht wegsehen.
In Windeseile hatte Ken Megans Jeans geöffnet, zog sie ein Stück herunter und drehte sie an der Schulter herum, sodass sie fast den Halt verlor und vornüber aufs Bett fiel. Ken nutzte diesen Augenblick um sich über sie zu legen und von hinten in sie einzudringen. Er hörte Megan aufstöhnen. Allerdings war es ein anderes Stöhnen als das, das er vor ein paar Nächten von ihr vernommen hatte. Kein erregtes, erotisches Seufzen, sondern eher ein erschrockenes, fast schmerzhaftes Stöhnen, das einem Aufschrei nahe kam.
Jake wäre am liebsten dazwischen gegangen und hätte seinen Bruder zurechtgewiesen und Megan für bescheuert erklärt, weil sie sich so behandeln ließ. Es war ein schmaler Grad zwischen heißem, leidenschaftlichem Versöhnungssex und Erniedrigung, aber das hier war eindeutig Letzteres.
Jake wollte sich gerade von dieser Szene abwenden, als er Megans Stimme vernahm.
Sie drehte sich zu Ken um und stieß ihn sanft von sich.
„Hör auf.“ S elbst ihre Stimme klang noch sanft, als sie sich von ihm abwendete.
„Was ist denn?“ Die Verärgerung in seiner Stimme war deutlich zu erkennen.
Hatte er wirklich keinen Schimmer, was er da falsch machte? Dass er sie seit Jahren ignorant und wie selbstverständlich behandelte, sie neben sich her
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