Unter Brüdern (German Edition)
einen schnellen Blick zu, welcher dem seinen wiederum völlig auswich und behauptete schulterzuckend, er könne sich an rein gar nichts mehr erinnern. Megan spürte, dass da etwas im Gange war zwischen ihm und Ken. Ken reagierte so seltsam auf dieses Thema, dass sie sich sicher war, dass er ebenfalls etwas damit zu tun hatte.
Aber mit ihm war Jake sowieso schon seit Jahren im Clinch. Es war eine Seltenheit, dass sie sich unterhielten, sich verstanden. Megan fragte sich ohnehin, wie sie es die letzten Tage im gleichen Haus miteinander aushielten. Das war ungewöhnlich. Es kam ihr vor, als versuche Ken irgendetwas wieder gut zu machen und sie brannte darauf zu wissen, ob es mit dem Vorfall zu tun hatte, der Jake ein Jahr Knast beschert hatte.
Vor seinen Eltern konnte Jake sowieso nie er selbst sein. Sobald sie sich im selben Raum befanden, wurde er angespannt, durfte sich Vorwürfe und Anschuldigungen anhören und – auch wenn es einiges gab, das man Jake vorwerfen hätte können, das musste sie selbst ja wohl am besten wissen – die meisten davon waren übertrieben, wenn nicht sogar ungerechtfertigt.
Sie hatte ihm diese Freiheit nirgends so angesehen wie hier auf der Ranch. Und kaum betrat er heute die Ställe, erkannte sie dieses Lächeln auf seinem Gesicht, entspannt und glücklich und freute sich darüber, dass es ihm endlich wieder gut ging und er sich wohl fühlte.
Insgeheim war sie so glücklich darüber, dass er wieder hier war. Er hatte bei der Arbeit noch nie ein einziges Wort mit ihr gewechselt, aber sie liebte es, ihn hier zu beobachten. Er arbeitete wie alle anderen Männer, nur mit noch mehr Energie und wenn es ein Problem gab, war er sofort zur Stelle, löste es und sah dabei so männlich aus und dann wiederum hatte er nur Blödsinn im Kopf, hatte die verrücktesten Ideen wie er jemandem eins auswischen oder etwas anstellen konnte und freute sich darüber mit einem frechen Grinsen wie ein kleiner Junge.
Megan liebte beide Seiten an ihm.
Sie liebte alles an ihm.
Eines Tages würde sie es ihm sagen.
Eines Tages, wenn sie ihre Koffer gepackt und abfahrtbereit vor ihrem Taxi stehen würde um Ken zu verlassen, dann würde sie Jake sagen, was sie für ihn empfand. Sie würde ihm keine Vorwürfe machen, was er ihr als Kind und auch in den letzten Jahren mit seinen Sticheleien angetan hatte. Niemals.
Sie würde ihm nur sagen, dass sie ihn liebte seit sie für solche Gedanken fähig war, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte seit sie etwa dreizehn Jahre alt war und dass sie bei jedem einzelnen Mal, dass sie mit Ken im Bett verbracht hatte, eigentlich an Jake dachte.
Sie würde ihm das Beste dieser Welt wünschen, würde ihm raten sich endlich von der Familie, die ihn zerstörte, loszusagen und seinen eigenen Weg zu gehen.
Und dann würde sie gehen. Für immer.
Sie sah nach draußen und lächelte über diesen Gedanken, weil sie wusste, dass sie das eh nicht bringen würde. Aber wenn doch, wie würde er reagieren? Würde er sie sogar begleiten? Oder sie auslachen? Sie angreifen?
Nein, angreifen würde er sie nicht, das wusste sie. Er war vor etwa sieben Jahren zuletzt handgreiflich geworden, als sie sich weigerte den Hummer zuzubereiten. Natürlich war man bei ihm nie sicher, aber manchmal hatte Megan das Gefühl, dass er sie nur noch aufzog, weil die Jungs es von ihm erwarteten, weil er es einfach schon immer getan hatte.
Sie machte sich an die Arbeit im Büro. Es gab hier selten viel zu tun. Hin und wieder riefen andere Bewohner der Gemeinde an und fragten, wann es wieder Erdbeeren und Rhababer gäbe, ob sie sich einen Traktor ausleihen könnten oder sie gaben eine Bestellung für Gemüse, Milch und andere Dinge auf, die hier verkauft wurden.
Megan stellte dann die Rechnungen dafür zusammen.
Außerdem notierte sie die Arbeitsstunden der Männer und stellte am Ende des Monats eine Gehaltsabrechnung auf, nach denen Hinsley den Männern ihr Gehalt auszahlte.
Sie berechnete auch, was für die Tiere besorgt werden musste, ging regelmäßig mit einer Liste durch die Ställe und sah nach, welche Vorräte aufgefüllt werden mussten. Sie bestellte wenn nötig den Hufschmied für die Pferde oder einen Tierarzt, wenn sich eines der Tiere verletzte oder an einer Kolik litt.
Am meisten zu tun hatte sie mit den Arbeitern selbst, die ebenfalls versorgt werden mussten.
Hin und wieder nahm sie sich ein Pferd um den Männern ein paar Flaschen Wasser aufs Feld zu bringen, sie war auch für
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