Unter Brüdern (German Edition)
Es hätte doch ausgereicht es dir am nächsten Tag zu sagen, als du wieder zuhause warst. Du hättest ja ohnehin nichts tun können.“
Sie starrte nachdenklich vor sich hin, dachte zurück an die furchtbare Nacht, als Jake ihr einziger Lichtblick gewesen war. Das erste und das einzige Mal, dass sie sich von ihm beschützt und sich durch seine Gegenwart sicherer gefühlt hatte.
Sie war ergriffen von seinem Geständnis. Er war nur wegen ihr dort gewesen, hatte sich selbst in Gefahr gebracht, indem er durch den bereits tobenden Sturm zu ihr gefahren war. Nur wegen ihr. Und Ken hatte sich nicht weiter für sie interessiert, wie immer.
Megan stellte er die Schüssel mit dem Nudelsalat zurück in die kleine Kammer und machte es sich mit einer Packung Kekse und einer Flasche Limo auf der gegenüberliegenden Matratze bequem.
Als sie sich sicher war, dass er heute Nacht nicht mehr ihre Nähe suchen würde, legte sie sich hin und wickelte sich in eine der Decken, die nach frischem Waschpulver roch.
Seit ihrer letzten Konversation war bestimmt eine halbe Stunde vergangen. Es gab da etwas, über das sie unbedingt mit ihm sprechen wollte. Sie nahm all ihren Mut zusammen.
„Kann ich dich was fragen?“
„Klar.“
„Ich meine, wenn ich nicht an die Bar gegangen wäre, dann hätte dieser Typ mir keine K.O.-Tropfen in den Wein schmuggeln können und hätte nicht versucht mich zu vergewaltigen und du hättest ihm nicht ins Bein geschossen und wärst nicht verhaftet worden…“
„Wo bleibt die Frage…“ Jakes tiefe Stimme klang plötzlich schroff.
„Gibst du mir die Schuld dafür, dass du in den Knast musstest?“
„Ja.“ Sagte er ohne nachzudenken.
Sie schluckte. „Tut mir leid. Alles was an diesem Abend passiert ist.“
„Das bringt mir das Jahr auch nicht zurück.“
Sie konnte nicht fassen, dass er wieder so eiskalt wurde. Sie waren doch allein, es war niemand hier, der ihn deshalb verurteilte.
„Weißt du noch, als wir nach dem Angeln von dem Hurrikane überrascht wurden und uns im Supermarkt verschanzt haben?“ versuchte sie das Thema zu einem leichter verdaulichen zu wechseln.
„Das war ein Tornado. Kein Hurrikane.“ Sagte er kurz angebunden.
Sie ignorierte es. „Das war ein Spaß, wie wir uns alle gegenseitig mit dem Sekt durch die Gänge gejagt und vollgespritzt haben…“
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Klar.“
„Halt die Fresse.“ Er drehte sich zur Wand.
In ihr stieg eine Wut auf, die sie so selbst nicht von sich kannte. Egal was sie tat oder sagte, ständig musste sie genau darauf achten, dass es das Richtige war. Und selbst dann konnte sie nie darauf wetten, dass er nicht doch ausflippte.
„Ach fick dich doch.“ Murmelte sie vor sich hin.
Eine ganze Weile starrte sie ihm auf den Rücken. Wie konnte er plötzlich so launenhaft sein? Im einen Moment fütterte er sie noch mit Nudeln, fragte nach dem schlimmsten Ereignis ihres Lebens, als wolle er sie trösten und dann so was?
Was machte sie denn falsch? Sie versuchte so sehr sich mit ihm zu verstehen, wenigstens mit ihm auszukommen.
Mal verbrachte er die Nacht mit ihr, schlief mit ihr, dann versuchte er sie wieder fertig zu machen und zu erniedrigen, dann gestand er ihr das, was sie nie zu hoffen gewagt hatte und strich ihr am nächsten Morgen beim Frühstück noch zärtlich über den Rücken, hielt in Hanks Auto ihre Hand, nur um sie dann kurze Zeit später bei der Arbeit zu ignorieren, genau wie an den anschließenden Tagen.
Er hatte sich seit Tagen so verhalten, als wäre sie einfach nicht dagewesen. Nur ein einzig es Mal hatte sie ihn abends am Lagerfeuer im Garten dabei ertappt, wie er sie ansah, daraufhin hatte er seinen Blick schnell abgewendet.
Sie war müde. Nach einigen Minuten, die sie Jake auf den bewegungslosen Rücken gestarrt hatte, drehte sie sich ebenfalls an die Wand.
Nach wenigen weiteren Minuten war sie eingeschlafen.
Als das Licht in der Glühbirne zu flackern begann und bald darauf ausging, wurde sie wieder wach.
Sie setzt e sich auf, suchte nach den Streichhölzern und zündete die Öllampe an. Ein warmes, angenehmes Licht erfüllte den kleinen Raum.
Jake schien schon eine ganze Weile wieder wach zu sein, er saß aufrecht auf seiner Matratze und sah vor sich auf den Boden. Wahrscheinlich hatte er gar nicht geschlafen, sondern hatte sich nur schlafend gestellt damit sie still war.
Das Licht warf flackernde Schatten auf sein Gesicht und seinen Körper.
Sie saßen sich eine ganze
Weitere Kostenlose Bücher