Unter Brüdern (German Edition)
Weile gegenüber ohne sich zu Rühren.
An Schlaf war nicht mehr zu denken, Megan war hellwach.
Sie betrachtete sein wunderschönes Gesicht, das sie so oft wütend und abfällig gesehen hatte.
In den letzten Wochen sah sie ihn erstmals so nachdenklich, wie er auch jetzt gerade drein schaute. Sein Körper war angespannt, er hatte seine Beine aufgestellt, die Säume seiner Jeans waren schmutzig, genau wie seine Sneakers, aber er hatte darauf geachtet, dass er damit nicht die Matratze berührte. Er strich sich ein paar Mal die Haare nach hinten, war so in Gedanken versunken, dass er fast zusammenzuckte, als Megan zu ihm sprach.
„Ich dachte, es hätte sich alles geändert…nachdem du das in der Bar gesagt hast…letzte Woche.“ Sagte sie zögernd nach einer halben Ewigkeit, in der sie beide in die Flamme der Öllampe gestarrt hatten.
Er antwortete nicht.
„Willst du mir nicht erzählen was an dem Abend passiert ist, als du auf ihn geschossen hast? Ich habe überhaupt nichts mitbekommen und…“
„Wenn du nicht augenblicklich still bist, gehe ich zurück ins Haus.“ Sein Gesichtsausdruck hatte sich schlagartig verändert.
Sie war es ja gewohnt, dass er ihr drohte, aber seit sich alles zwischen ihnen verändert hatte, wusste sie gar nicht mehr, wie sie sich ihm gegenüber verhalten und mit dieser ihr altbekannten Art umgehen sollte . Sie war durcheinander, jedes Mal wenn er mit ihr sprach und wusste selten was sie erwidern sollte, unabhängig davon ob er sich liebevoll oder abweisend verhielt. Alles war so viel komplizierter als zuvor.
Seufzend legte sie sich auf ihre Matratze zurück.
Ganz plötzlich fühlte sie sich energiegeladen, fast hyperaktiv. Sie hatte bereits früh am Abend einige Stunden geschlafen, jetzt da sie wach geworden war, hatte sie das Gefühl irgendetwas tun zu müssen. Der Sturm trug seinen Teil dazu bei, dass sie adrenalingeladen war, das war jedes Mal so, wenn sie die Gefahr draußen toben hörte.
Sie krabbelte langsam zur Kammer, holte sich die Tüte mit den Zuckerkringeln, die tatsächlich noch haltbar waren und krabbelte damit zu ihrer Matratze zurück.
Sie musste Jake zeigen, dass sie seine Art ihr gegenüber nicht mehr ernst nahm, dass er sie nicht mehr einschüchtern konnte.
Auch wenn er es immer noch schaffte, sie einzuschüchtern, aber sie hatte diese andere Seite an ihm kennengelernt und er hätte dieses Geständnis vor Molly nicht gemacht, wenn Megan ihm nichts bedeuten würde und er wäre nicht mit ihr ins Bett gegangen, wenn er sie eigentlich hasste.
Sie biss in ihren Zuckerkringel, zog so lange daran, bis er riss und dabei ein schnalzendes Geräusch machte.
Sie wiederholte das ein zweites und dann ein drittes Mal.
Sie nahm einen Frischen aus der Tüte, hielt ihn vor sich wie eine Steinschleuder und schnalzte ihn zu Jake hinüber, dem der Kringel gegen die Brust schnalzte und auf den Boden fiel.
Er hatte sie eine ganze Weile beobachtet, sie fragte sich, wie er so ernst bleiben konnte, sie lachte sich innerlich tot.
Als Jake aufstand und entschlossen zur Luke ging, bekam sie es schlagartig mit der Angst zu tun.
Sie sprang auf und war sofort bei ihm. „Hör auf! Bleib hier! Das war nur Spaß, ich wollte dich nur zum Lachen bringen! Bitte bleib hier!“ flehte sie ängstlich. Jake schüttelte sie von sich, öffnete die Luke. Plötzlich war das laute Toben des Sturmes wieder da, erfüllte den kleinen Kellerraum mit Lärm.
„Jake!“ schrie sie, ihre Stimme überschlug sich panisch. „Oh Gott, Jake, hör auf! Ich sage kein Wort mehr! Bitte!“ Sie schlang ihre Arme um Jakes Bauch und hielt ihn fest.
Als er sich jedoch von ihr losmachte und hinaufstieg, wurde sie wütend. „Na schön, kannst du haben! Ich komme mit!“ rief sie aufgebracht. „Du willst mich ja nicht zum ersten Mal umbringen, vielleicht hast du diesmal Erfolg!“ Es war das erste Mal, dass sie einen dieser Vorfälle erwähnte und sie meinte ein Zucken, ein kurzes Zögern in seiner Bewegung zu erkennen, mehr ließ er sich nicht anmerken.
Er stieg nach draußen und Megan folgte ihm. Eine Wand des Widerstands stieß ihnen entgegen. Jake kam eindeutig besser damit klar als Megan , die es kaum schaffte sich aufzurichten. Als sie gegen einen Baum geworfen wurde, bereute sie, dass sie ihm nachgegangen war.
Für ihn war es einfacher, er würde es schaffen bis zum Haus zurückzukehren, sie hatte keine Chance. Die Chance, dass das Haus stehen blieb und er unbeschadet davon kam, war ebenfalls
Weitere Kostenlose Bücher