Unter Brüdern (German Edition)
musste. Das Zeug wirkte, ihr war schwindelig, dann sah sie nur noch verschwommen, die Farben um sie herum wurden unwirklich, bunt, verzerrt, verschwammen ineinander so sehr, dass sie schließlich gar nichts mehr wahrnehmen konnte.
Einerseits war sie erleichtert, dass Jake in der Nähe war und sie rettete, andererseits fürchtete sie sich davor, wer den Kampf gewinnen würde.
Sie wollte schreien, jemanden zu Hilfe rufen, der Jake half oder der Jake abhielt, je nachdem.
Sie hörte, wie ein Dritter angerannt kam, hoffte inständig, es wäre ein Bekannter von Jake, kein Freund des anderen, der sie angegriffen hatte.
Dann hörte sie einen Schuss.
Und anschließend Totenstille.
„Jake?“ wisperte sie, doch es kam kein Ton heraus. Sie wurde panisch und genau in diesem Augenblick merkte sie, dass eine neue Welle der Ohnmacht sie einholte.
Sie wollte die Augen aufreißen, sie um jeden Preis offen behalten, sehen was neben ihr vor sich ging, doch alles was sie sehen konnte, waren Regenbogenfarben und alles was sie hörte ein lautes Rauschen.
Als sie wieder zu sich kam, saß sie auf dem Beifahrersitz von Jakes Mustang. Sie erkannte sein Auto sofort, obwohl sie noch nie darin gesessen war. Allein das röhrende Motorengeräusch war ihr schon so vertraut, dass sie nicht einmal die Augen hätte öffnen müssen, um zu wissen wo sie war. Es konnten nur wenige Minuten vergangen sein, wie ihr die Uhr am Armaturenbrett verriet. Sie versuchte den Kopf ein wenig mehr anzuheben, um zu sehen, ob Ken neben ihr saß und sie nachhause fuhr und wenn ja, wie sauer er war. Sie wollte den Mund öffnen und ihm erklären, was passiert war, obwohl sie das selbst nicht so genau wusste, doch sie bekam den Mund nicht auf.
Sie schaffte es gerade so sich mit ihren Händen, die sich kaum bewegen wollten, abzuschnallen und sank hinüber mit dem Kopf auf seinen Schoß. Sie wollte nur wissen, ob alles okay war, ob Ken ihr vergab. So lange er sie nicht von sich stieß war sie beruhigt.
Sie starrte hinaus in die Nacht, versuchte wenigstens diesmal die Augen offen zu halten, beobachtete die Regentropfen die sich langsam ihren Weg vom oberen Rand der Scheibe an den unteren bahnten und starrte die sekündlich erscheinenden Straßenlampen an, die ihnen den Weg wiesen.
Er löste eine Hand vom Lenkrad, strich ihr das Haar aus dem Gesicht und ließ seine Hand an ihrer Schulter liegen. Als er das nächste Mal an ihr vorbei greifen musste, um einen anderen Gang einzulegen, sah sie das lederne Armband an seinem Handgelenk, das sonst Jake trug.
Sie schaffte es noch nicht zu kombinieren, ihr Kopf fühlte sich an wie leer gesaugt und taub. Sie fragte sich in diesem Moment nicht, ob es Jake war, auf dessen Schoß sie hier lag, sondern, seit wann Ken dieses Band trug.
Aber als sie auch Jakes tiefe Stimme vernahm, die leise sagte „es wird alles gut, Kleines. Wir sind gleich zuhause…“ war sie beruhigt, weil sie wusste, dass sie alles nur geträumt hatte.
22
Donnerstag, 01.Jul i 2010
Twister
Megan 23, Ken 30, Jake 27
Schon seit Tagen war von den Radio- und Fernsehstationen aus gewarnt worden, dass ein Twister auf sie zukäme. Nun war er da.
Es gab o ft Wirbelstürme in dieser Gegend, aber selten schon so früh in dieser Jahreszeit. Die meisten traten im Herbst auf, frühestens im Spätsommer.
Jake weckt e Megan, indem er an die Schlafzimmertüre klopfte.
„Wir müssen in den Schutzkeller.“ Sagte er ohne sie anzusehen, als sie die Türe öffnete.
Sie folgte ihm nach unten. Verschlafen fragte sie sich, warum sie nicht von Ken geweckt wurde.
Dann f iel ihr ein, dass er heute arbeiten musste. Nachtschicht.
Natürlich, bei dem Wetter wurden alle Einsatzkräfte benötigt. Es war vorgekommen, dass einige Banden in Häuser eingebrochen waren, deren Bewohner sich in ihrem Schutzkeller befunden hatten oder dass geplündert wurde, weil der Sturm Fensterscheiben von Häusern und Geschäften einschlug.
Sie selbst hatte sich einmal mit all den anderen Jungs in einem Supermarkt in Sicherheit gebracht, als sie nach dem Angeln von einem Hurrikane überrascht wurden und hatten dort die halbe Nacht verbracht. Sie hatten sich mit Liegestühlen vor die Gefrierschränke gesetzt und Eis und Pudding gegessen, Chips und Schokolade, hatten Bier getrunken und eine Schlacht mit Sektflaschen begonnen, die sie sich gegenseitig ins Gesicht gespritzt hatten.
Gleich nach dem
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