Unter Brüdern (German Edition)
nach Partys oder nach einem Grillabend zuviel übrig war, sodass nicht alles in den Kühlschrank passte, stellte sie die Schüsseln hier herunter, damit sie sie noch am nächsten Tag essen konnten.
Er freute sich sichtlich, nahm sich eine Plastikgabel, hielt ihr auch eine hin. Sie schüttelte den Kopf.
Es schnürt e ihr noch immer den Magen zu, weil diese Stürme die Bilder vom Tod ihrer Mutter hervorriefen.
Er warf ihr einen Blick zu, als könne er es ihr ansehen.
Ohne ein Wort setzte er sich neben sie auf die Matratze, die Schüssel in der einen Hand, die Gabel in der anderen. Während er aß, lehnten sie sich beide gegen die Wand, Megan achtete darauf, dass sie seinen Arm nicht mit ihrem berührte.
Nach ein paar Minuten hie lt er ihr wortlos eine Gabel mit Nudelsalat vor den Mund. Sie ließ sich von ihm füttern.
Weitere Minuten verg ingen, in denen sie für jede Gabel, die er ihr hinhielt den Mund öffnet und ihm anschließend ein Lächeln schenkte. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf.
„ Danke ich kann nicht mehr.“
„ Das mit deiner Mutter geht dir immer noch sehr nah, hab ich Recht?“
Erstaunt sah sie auf. Er unterhielt sich mit ihr? So richtig gefühlvoll?
Zu gerne hätte sie gewusst, was in seinem Kopf vorging.
„Ja“ antwortete sie zögernd. „Ich muss ständig daran denken, wenn ein Sturm tobt. Da kommen all diese Gedanken wieder hoch.“
Sie hielt einen Moment inne, dann brach es aus ihr hervor ohne dass sie ihren Redefluss stoppen konnte.
„Ich wusste gar nicht was ich machen sollte ohne sie. Ich wollte nicht einsehen, dass sie tot ist, ich wollte sie einfach aufwecken und mit ihr nachhause gehen, als ich sie im Sarg habe liegen sehen. Es war meine Schuld, ich hatte die Harke draußen liegen lassen, bevor Kenny mich zum Tanztraining gefahren hat.“
Jake sah sie lange an, sah die Traurigkeit, zurückgehaltene Tränen.
„ Hast du je darüber gesprochen?“
„ Nein.“ Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht einmal mit Ken darüber gesprochen hatte. Er hatte nie Interesse an einem Gespräch gezeigt und sie wollte ihn nicht noch mehr nerven, als sie es mit ihrer bloßen Anwesenheit ohnehin schon tat.
Sie schwiegen einen Moment. Es tat ihr gut, dass Jake ihr nicht einredete es wäre nicht ihre Schuld gewesen. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn die Leute das sagten. Das würde es nicht besser machen und es würde auch nicht ihr Meinung ändern. Es war ihre Schuld gewesen und sie würde sich das ein Leben lang vorhalten.
Die Stille tat gut. Für eine Weile hingen sie beiden ihren Gedanken nach.
„Warum warst du damals im Tanzsaal?“ fragte sie dann.
Sie dachte daran zurück, an die Nacht des Hurrikanes, wie Ken ihr die Nachricht am Telefon übermittelt und Jake ihr Gesellschaft geleistet hatte. Noch immer hatte sie das Gefühl seine Berührung spüren zu können, wenn sie nur daran zurückdachte, seine Hand auf ihrem Arm, als hätte sie sich festgebrannt.
„Warum wohl. Ken war bei der Arbeit und hat dich dort alleine zurückgelassen.“
„Du warst wegen mir dort?“
„Natürlich, Dummerchen.“ Er lächelte leicht, doch ganz langsam verschwand sein Lächeln wieder.
„Was?“ Megan sah ihn fragend an, versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten.
„Ich musste einfach wissen, dass du in Sicherheit bist, dass dir niemand etwas antut. Du weißt ja, wie Menschen sein können, die in Panik geraten oder die Hilflosigkeit ausnutzen. Oft ist das schlimmer als die Unwetter selbst.“
Ja, das wusste sie. So oft schon hatte man von Übergriffen und Überfällen während einem schlimmen Sturm gehört, bei dem man annahm die Menschen würden sich zusammentun, sich gemeinsam helfen.
Sein Blick verdunktelte sich noch mehr. Einen Moment schwieg er, unsicher ob er aussprechen sollte, woran er gerade dachte.
Sie sah ihn weiterhin fragend an.
„Ich konnte nicht fassen, dass er dir die Nachricht vom Tod deiner Mutter am Telefon überbrachte. Ich meine, natürlich solltest du die Erste sein, die es erfährt, aber doch nicht so. Er hat es dir am Telefon gesagt, obwohl er annahm, dass du ganz allein dort warst. Und wie du dich warscheinlich erinnern kannst, hast du völlig geschockt reagiert und beinahe eine riesige Dummheit begangen.“
Sie erinnerte sich. Beschämt senkte sie den Blick.
„Die wenigsten Menschen hätten in diesem Moment rational denken und ruhig bleiben können. Er sollte das wissen, gerade er als Polizist. Ich war so wütend auf ihn. So unfassbar wütend.
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