Unter Brüdern (German Edition)
Anziehungskraft zwischen ihnen. Auch wenn sie sich momentan gewissermaßen selbst belogen und es vorgaben, wenn sie alleine waren. Aber sie wussten es doch beide. Und gerade letzten Samstag hatten sie ja gesehen, wie wenig sie sich zurückhalten konnten, was ihre Gefühle anging.
Wenn sie jedoch zuhause waren, in Gesellschaft der anderen Jungs, verhielt Jake sich fast wie eh und je.
Fast. Er warf mit bösen Kommentaren um sich, aber zwinkerte ihr anschließend in einem unbemerkten Moment zu. Er lachte verächtlich auf, wenn sie etwas sagte, aber berührte kurz darauf hinter dem Rücken der anderen zärtlich ihren Arm.
Sie wusste, dass er sich nur so verhielt, damit die anderen keinen Verdacht schöpften. Insgeheim hatte sich alles verändert und sie war so gelassen und so glücklich wie nie zuvor. Sie verbrachte die Tage auf der Ranch damit ihm hinterher zu sehen, ihn zu beobachten, sie wollte ihm nahe sein, so nah wie möglich. Sie hatte fast vergessen wie sich dieses Gefühl tausender Schmetterlinge im Bauch anfühlte.
Als sie aus dem Auto stiegen und die Einfahrt entlang liefen, war sie schon so voller Vorfreude darauf in ihren Bikini zu schlüpfen und ins Wasser zu springen, dass Jake lachen musste. Er wartete jedoch den Zeitpunkt ab, in dem Charlie und Hank um die Ecke bogen.
Megan öffnete die Haustüre und blieb abrupt stehen. Dort standen Kens Schuhe.
Sie kniff Jake leicht in den Unterarm und gab ihm zu verstehen, dass er aufhören sollte zu lachen und sie zu berühren.
Beklemmt betrat sie das Wohnzimmer und hoffte inständig Ken hätte ihr Geschäker in der Einfahrt nicht mitbekommen.
Ihr Herz pochte bis zum Hals, Hitze stieg ihr ins Gesicht.
Sie ging ins Wohnzimmer, Jake wartete einen Moment im Eingang, damit sie nicht gemeinsam das Haus betraten und noch mehr Anreiz zu Spekulationen gaben.
Megan atmete erleichtert aus, als sie Ken auf der Veranda stehen sah. Er konnte von dort nicht mitbekommen haben, was sich vor dem Haus abgespielt hatte.
David und Big John saßen auf umherstehenden Gartenstühlen und unterhielten sich, aber Ken nahm nicht an ihrer Konversation teil.
Er sah nachdenklich aus, starrte in den Garten.
„Wird heute wohl nichts mit schwimmen.“ Flüsterte Jake und ging an ihr vorbei auf die Veranda, um die anderen zu begrüßen.
Megan brachte die Reste des Abendessens in die Küche und begann sie für die Jungs aufzuwärmen.
Als das Essen fertig war, rief sie nach David, der sie freudig mit einem Küsschen begrüßte und ihr half die Teller auf die Veranda zu tragen.
Es war ein schöner Abend, lau und sonnig, mit frischen Brisen. Immer wieder erwischte Megan sich dabei, wie sie hinüber zum Pool sah, während die Jungs sich über ihr Abendessen hermachten.
Jake folgte ihrem Blick und lächelte. Sie sah ihm an, dass auch er diesen Abend gerne damit verbracht hätte ihr schwimmen beizubringen.
„Warum seid ihr schon zuhause?“ fragte er die anderen.
„Nichts zu tun.“ Antwortete Ken ohne von seinem Essen aufzublicken. „Die merken wahrscheinlich nicht mal, dass ich schon weg bin.“
Er schien sich wirklich nicht mehr daran zu erinnern, wie Jake sich im Auto mit ihm angelegt hatte. Am Sonntagmorgen hatte er unter einem schweren Kater gelitten, aber auch als es ihm anschließend besser gegangen war, hatte er den Streit mit keinem Wort erwähnt. Und Jake glücklicherweise auch nicht.
Kaum hatte Ken aufgegessen, sah er Megan direkt an. „Können wir reden?“
Megan war zu überrascht um zu reagieren, niemals hatte sie damit gerechnet, dass Ken von sich aus wieder mit ihr sprach. Die vergangenen Wochen waren kräftezehrend für sie gewesen.
Sie nickte.
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Jake die Luft anhielt und wie er ihnen angespannt nachs ah, als sie nebeneinander durch den Garten schlenderten. Bestimmt spukte der gleiche Gedanke durch seinen Kopf wie durch ihren: hatte Ken doch gesehen, wie sie seinen Bruder geküsst hatte?
Als sie am hinteren Tor angekommen waren, setzten sie sich auf die alte Steinbank.
Sofort stieg ihr die Kälte in die Glieder und ließ sie erzittern, obwohl es Mitte Juli war und die Sonne gerade erst begann unterzugehen. Der ganze Himmel war rot und orange eingefärbt und stieß immer noch eine Hitze ab, die ihre Hemden dunkel verfärbte vom Schweiß. Das Zittern lag nicht am Wetter. Sie versteckte ihre Hände hinter ihrem Rücken, weil sie selbst dann keine Kontrolle darüber bekam, wenn sie sich darauf konzentrierte sie
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