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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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Furcht, er könnte die Engel bemerkt haben, doch der starrte unbeirrt aus dem Fenster.
    »Überraschung!«, rief Jalisa. »Wir haben die Sondergenehmigung bekommen!«
    Claudie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    »Das war gar nicht so einfach, sage ich dir«, bemerkte Bert. »Wir sind die halbe Nacht aufgewesen und haben die Formulare eigenhändig ausgefüllt.«
    »Und wir mussten alle schriftlich und ausführlich begründen, warum uns diese Sache so wichtig ist«, fügte Lily hinzu.
    Claudies Augen weiteten sich. Engel mussten schriftliche Begründungen abliefern? Sie wunderte sich immer wieder.
    »Aber keine Sorge. Wir werden dich hier nicht in Verlegenheit bringen. Wir wollten dir nur kurz Bescheid sagen, dass wir dich begleiten dürfen«, sagte Jalisa.
    »Danke«, sagte Claudie, indem sie lautlos die Lippen bewegte, und sah verblüfft zu, wie die Engel von ihrem Tisch verschwanden, nur um sich gleich darauf auf dem Tisch eines älteren, mürrisch dreinblickenden Geschäftsmannes zu versammeln.
    Lily und Mary standen Hand in Hand auf der Financial Times, die der kahlköpfige Mann vor sich ausgebreitet hatte, und schnitten ihm Grimassen.
    Claudie versuchte vergeblich, ein Lachen zu unterdrücken.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Simon besorgt, als er ihr Prusten bemerkte.
    »Ja, alles okay«, erwiderte sie und errötete. »Ich muss einfach immer lachen, wenn ich nervös bin.«
    Simon lächelte unsicher. Lily und Mary hatten inzwischen zwei neue Opfer gefunden, mit denen sie ihren Schabernack treiben konnten.
    Wie sollte Claudie sich in ein Buch oder eine Zeitschrift vertiefen, solange fünf ausgelassene Engel überall um sie herum ihre Faxen machten? Bert und Mr Woo hockten auf der Glatze von Mr Griesgram und spielten Karten. Ausnahmsweise verstanden sie sich mal gut. Jalisa saß auf dem Rand einer Kaffeetasse und feilte sich die Nägel, als wäre das das Normalste auf der Welt. Lily und Mary waren offenbar überhaupt nicht mehr zu bremsen. Claudie versuchte, sie zu sich herüberzulocken, doch sie schenkten ihr keinerlei Beachtung. Im Gegenteil, sie hatten gerade einen Mann entdeckt, der sie ganz besonders interessierte. Er trug eine Halbbrille und war dabei, mit zwei Fingern etwas in seinen Laptop einzutippen. Aber was die Tudor-Zwillinge reizte, war seine Krawatte, die über dem Tisch baumelte und geradezu dazu einlud, dass man an ihr zog. Die Schwestern verloren keine Zeit: Sie packten die Krawatte an der Spitze, hoben sie an, und im nächsten Augenblick hing der Schlips in der vollen Kaffeetasse, die neben dem Laptop auf dem Tisch stand.
    Claudie verfolgte das Geschehen mit gespannter Erwartung.
    »Ach, verdammt!«, rief der Mann, als er den Schlamassel bemerkte. Lily und Mary ergriffen die Flucht, als ihr Opfer seine Krawatte aus der Tasse zog und sie ausdrückte. Claudie traute ihren Augen kaum. Solche Dinge passierten ihr ständig. Mal verschwand ein Kugelschreiber spurlos, mal blieb sie mit dem Ärmel an einem Türknauf hängen, oder sie trat auf einen Kaugummi, von dem sie hätte schwören können, dass er einen Augenblick vorher noch nicht da gelegen hatte. Bedeutete das etwa, dass irgendwelche Engel ihr ständig Streiche spielten?
    Sie warf Lily und Mary, die gerade wieder auf ihrem Tisch auftauchten, einen strafenden Blick zu, aber die beiden grinsten nur, denn sie wussten genau, dass Claudie ihnen, solange Simon in der Nähe war, keine Gardinenpredigt halten konnte. Also schloss die junge Frau einfach die Augen, und nach all der Aufregung, die sie an dem Tag bereits erlebt hatte, fiel sie in einen tiefen Schlaf.
     
    Als sie sich am Gare du Nord in die Warteschlange am Taxistand einreihten, war es schon nach acht. Obwohl sie im Zug geschlafen hatte, war Claudie völlig erschöpft und wäre wohl im Taxi wieder eingenickt, wäre der Fahrer nicht durch den dichten Verkehr gerast, als ginge es um olympisches Gold. Endlich vor ihrem Hotel, war Claudie speiübel.
    »Mein Gott, ich hatte ganz vergessen, was für einen grauenhaften Fahrstil die Pariser Taxifahrer haben«, sagte Claudie, nachdem Simon ihren Koffer auf dem Gehweg abgestellt hatte.
    »Du beschimpfst deine eigenen Landsleute?«, fragte Simon überrascht.
    »Ich bin zwar in Frankreich aufgewachsen, aber ich fühle mich nicht als Französin«, antwortete Claudie.
    Simon lächelte, und in seinen Augen lag etwas, das Claudie nicht recht deuten konnte. Was war es? Hatte er sich endlich damit abgefunden, dass er das Wochenende mit ihr würde

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