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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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verbringen müssen?
    »Ich glaube, er mag dich«, flötete eine leise Stimme. Claudie schaute sich um und entdeckte Jalisa auf dem Koffer, den Simon gerade in Richtung Hotel trug. »Ja!«, sagte Jalisa, während sie Simon anschaute. »Keine Frage, er mag dich!«
    Claudie schüttelte den Kopf und folgte Simon durch ein schmiedeeisernes Tor.
    »Gott, ist das schön!«, rief Claudie aus. »Ich kann es nicht fassen, dass du das gewonnen hast!«
    »Ich auch nicht«, sagte er und betrachtete das prächtige Gebäude aus rötlichem Ziegelstein, dessen zahlreiche Fenster im Widerschein der Hofbeleuchtung glitzerten. »Ich hätte eher damit gerechnet, dass wir in irgendeiner kleinen Klitsche am Stadtrand untergebracht sein würden.«
    Simon hielt ihr die Tür auf, und sie betraten die große, mit antiken Möbeln ausgestattete Hotelhalle.
    »Das ist ja wie im Himmel«, flüsterte Claudie.
    »O nein! Das ist viel vornehmer als im Himmel«, sagte Jalisa.
    Claudie wartete, bis Simon sie beide an der Rezeption angemeldet hatte. Als er zu ihr zurückkam, reichte er ihr einen Schlüssel. Zimmer zwanzig. Er hatte Zimmer einundzwanzig. Zwei Einzelzimmer, dachte Claudie erleichtert.
    Dann gingen sie zum Aufzug, der so eng war, dass sie mit ihrem Gepäck kaum hineinpassten. Claudie hatte als junges Mädchen jede Menge Liebesromane gelesen, in denen der Held und die Heldin gezwungen waren, in einem Doppelzimmer zu nächtigen, weil kein anderes Zimmer im Hotel mehr frei war. Aber sie befanden sich nicht in einem Roman, und Claudie fühlte sich nicht im Entferntesten wie eine Heldin, während sie sich den Schlaf aus den Augen rieb und ein Gähnen unterdrückte.
    Als der Aufzug sich in Bewegung setzte, schaute Claudie zu Jalisa hinunter, die immer noch auf dem Koffer saß und Simon angrinste. Sie hatte ein Funkeln in den Augen, das Claudie überhaupt nicht gefiel, denn es legte den Verdacht nahe, dass sie etwas im Schilde führte.
    »Wollen wir zum Abendessen in ein Restaurant gehen?«, fragte Simon.
    Claudie dachte an das Zimmer und das Bett, das sie erwartete. Wenn sie zum Essen ausgingen, würde sie sich mit Simon unterhalten müssen, und sie wusste beim besten Willen nicht, worüber sie mit ihm reden sollte. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie mit Simon hier war statt mit Kristen, und wahrscheinlich schlug er das Abendessen im Restaurant sowieso nur aus Höflichkeit vor. Außerdem musste sie sich unbedingt ausruhen. Und zwar allein.
    »Eigentlich habe ich keinen Hunger. Ich glaube, ich gehe lieber früh ins Bett.«
    »Okay«, sagte Simon irritierend tonlos.
    »Pssst!«, zischte Jalisa. »Geh mit ihm essen, du dumme Kuh!«
    Claudie schüttelte kaum merklich den Kopf. Manchmal konnte sie sich über Jalisas Dreistigkeit nur wundern, und allmählich fragte sie sich, warum in aller Welt sie es für eine gute Idee gehalten hatte, die Engel mit nach Paris zu nehmen.
    Als die Aufzugstüren sich öffneten, warf sie Jalisa noch einen wütenden Blick zu.
    Simon ging voraus durch den mit opulenten, rotgoldenen Brokattapeten verzierten Korridor und stellte die Koffer vor ihren Zimmern ab.
    »So, da wären wir«, sagte er.
    »Ja.« Claudie starrte die beiden Türen an.
    »Wir sehen uns also morgen früh? Zwischen halb acht und halb neun gibt’s Frühstück.«
    »Okay«, sagte Claudie und vergaß ganz, dass sie ihm eigentlich hatte aus dem Weg gehen wollen.
    »Sagen wir, um acht? Soll ich bei dir klopfen?«
    Claudie nickte.
    »Also dann: Gute Nacht.« Simon reichte ihr den Schlüssel und war verschwunden.
    Claudie ging in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.
     
    O Gott. War sie undankbar gewesen? War es absolut unhöflich von ihr, seine Einladung zum Essen abzulehnen? Würde er sie am Morgen in den ersten Zug nach London setzen?
    »Du hättest mit ihm essen gehen sollen!«, rief Jalisa von ihrem Platz auf dem Koffer aus.
    »Jalisa!«
    »War nur so eine Bemerkung.«
    »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du zur Abwechslung mal die Klappe halten würdest. Ich habe auch so schon ein schlechtes Gewissen.«
    Als Claudie an ihr Bett trat, musste sie lächeln. Die anderen Engel hatten es sich bereits auf ihrem Nachttisch bequem gemacht. Sie fühlten sich wohl bereits wie zu Hause.
    »Jalisa hat Recht«, sagte Mary vorsichtig.
    Claudie seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn ich geahnt hätte, dass ihr nichts Besseres zu tun habt, als mich zu verkuppeln, hätte ich euch niemals eingeladen, mich zu

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