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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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verschwörerisch zuzwinkerte.
    »Also, über Elizabeth muss ich zuerst etwas erklären«, sagte Jalisa.
    »Wer ist Elizabeth?«
    »Das wirst du gleich erfahren. Sie kann manchmal ein bisschen unwirsch sein, und ehrlich gesagt, mir ist nicht ganz klar, warum sie für dich ausgesucht wurde. Ich habe so das Gefühl, dass sie für dich die Vergangenheit symbolisiert.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Claudie neugierig.
    »Wart’s ab.«
    »Elizabeth. Wir sind so weit«, rief Jalisa. Im nächsten Augenblick sah Claudie, wie neben ihrem Stiftebecher eine attraktive junge Frau in einem burgunderroten langen Kleid auftauchte. Sie hatte zornig die Stirn in Falten gelegt und die Hände fest in die Hüften gestemmt.
    »Ich heiße Lily! Wie oft muss ich dir das noch sagen?«, schimpfte Elizabeth.
    »Fang doch nicht an, herumzumosern, kaum dass du angekommen bist«, stöhnte Jalisa.
    »Wer ist sie? Eine Prinzessin?«, wollte Claudie wissen. Dann sah sie, dass Elizabeth über ihre Frage lächelte. »O mein Gott!«
    »Was ist?«, fragte Jalisa besorgt.
    »Ich habe doch nicht etwa die junge Königin Elizabeth I in Miniaturausgabe hier auf meinem Schreibtisch, oder?«
    Jalisa lachte, worauf Elizabeth sie mit ihren schönen Augen anfunkelte. »Lieber Himmel, nein! Allerdings stammt sie aus einer sehr vornehmen Familie, stimmt’s?«
    »Aus der besten.«
    »Wo kommst du denn her?«, fragte Claudie.
    »Aus dem Jahr 1540.«
    »Nein, ich meinte, aus welchem Ort?«
    »Ah, verstehe. Aus Suffolk.«
    »Es gibt da noch etwas, das du wissen musst«, sagte Jalisa von ihrem Platz auf dem Monitor.
    »Und das wäre?«, fragte Claudie, die sich auf seltsame Weise an die Ballettszene am Ende von Ein Amerikaner in Paris erinnert fühlte, von der sie angenommen hatte, dass sie nicht besser gemacht werden könne, nur um immer wieder festzustellen, dass sie sich irrte.
    Jalisa räusperte sich. »Eliz- äh, ich meine, Lily hat eine Zwillingsschwester«, erklärte sie leicht verlegen.
    Kaum hatte sie das Wort Zwillingsschwester ausgesprochen, erschien Elizabeths Ebenbild neben ihr.
    »Ich werd verrückt!«, stieß Claudie hervor. »Sie ist wunderschön!«
    »Vielen Dank auch!«, sagte Lily beleidigt.
    »Ich meine – ihr seid beide wunderschön.«
    »Das ist Mary. Die andere Hälfte der Tudor-Zwillinge«, sagte Jalisa.
    »Hallo, Claudie«, sagte Mary lächelnd.
    »Hallo«, stammelte Claudie mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen. Sie war noch nie eineiigen Zwillingen begegnet, und das Erlebnis war schon aufregend genug, auch ohne dass es sich um zwanzig Zentimeter große Engel handelte. Sie betrachtete die Kleider der beiden: die rechteckigen, mit Edelsteinen besetzten Ausschnitte, die engen Korsagen, die mehrlagigen Röcke und die Ballonärmel. Endlich ging ihr ein Licht auf.
    »Sie sehen aus wie Anne Boleyn!«, sagte Claudie zu Jalisa.
    »Anne Boleyn!«, rief Lily empört aus. »Diese Hexe! Jane Seymour, wenn ich bitten darf.«
    »Jane Seymour? Die Schauspielerin?«, fragte Claudie verwirrt.
    »Die Königin! Die Frau, derentwegen Heinrich Anne hat enthaupten lassen. Aber wenn du glaubst, dass ich dieses ganze Zeug jetzt dauernd trage, dann hast du dich getäuscht.«
    »Reiß dich zusammen, Lily. Ich hab doch gleich gewusst, dass du mal wieder Ärger machen würdest«, sagte Jalisa mit erhobenem Zeigefinger.
    »Ich sage nur, dass es mir lieber wäre, wenn wir uns auf moderne Weise kleiden könnten.«
    »Was hast du gegen deine Kleider?«, fragte Claudie. »Sie sind wunderschön.«
    »Schön vielleicht, aber sie gehören in die Zeit von Victoria und Albert.«
    »Hat mich jemand gerufen?«, fragte Albert.
    »Schlaf weiter, Albert, Schätzchen«, flüsterte Lily und wandte sich wieder an Claudie. »Was du anhast, gefällt mir auch. Ist das von diesem Guzzi, von dem ich mal gehört habe?«
    »Gucci?«
    »Ja, genau.«
    »Meine Güte, nein!« Claudie befühlte ihr marineblaues Jackett. »Das ist von Debenhams.«
    »Debenhams? Den Designer kenne ich nicht.«
    »Mein Gott! Sie hat kein anderes Gesprächsthema als Kleider«, stöhnte Mary.
    »Was würde denn dagegen sprechen, dass ich mich ein bisschen moderner kleide?«
    »Was hast du gegen das, was du jetzt trägst?«, fragte Mary.
    »Was ich dagegen habe? Ich trage dieses Zeug jetzt schon seit fünfhundert Jahren. Und allmählich hängt es mir zum Hals heraus«, fauchte Lily.
    »Mädels!«, meldete sich Jalisa zu Wort. »Es ist nicht besonders höflich, wenn ihr euch auf dem Schreibtisch unserer Kundin

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