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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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streitet. Eigentlich seid ihr hier, um euch vorzustellen.«
    Lily und Mary schauten zu Claudie auf.
    »Sorry«, sagten sie wie aus einem Mund.
    »Schon in Ordnung.«
    »Also«, begann Mary und blickte ihre Schwester dabei an, »wir wurden beide am selben Tag geboren und sind siebzehn Jahre später im selben Jahr gestorben.«
    »In einem Abstand von zwei Monaten«, fügte Lily hinzu.
    »Unseren Eltern hat es das Herz gebrochen.«
    »Meinem Mann hat es das Herz gebrochen!«, sagte Mary.
    »Meinem hätte es auch das Herz gebrochen – wenn ich einen gehabt hätte.«
    »Du hättest einen haben können, wenn du ein bisschen netter zu ihm gewesen wärst.«
    Lily runzelte die Stirn. »Wenn ich richtig liege, redest du von –«
    »Ich sage nur, dass er ein wunderbarer Ehemann hätte sein können.«
    »Er hat nach Stall gestunken, und zwar nach einem, der seit Monaten nicht mehr ausgemistet worden war!«
    Mary seufzte. »Du warst einfach zu wählerisch.«
    Jalisa verdrehte die Augen. Sie konnte immer noch nicht begreifen, warum die beiden Schwestern für diese Aufgabe ausgewählt worden waren. Gut, sie waren Zwillinge, aber mussten sie immer und überallhin zusammen reisen? Es gab doch wirklich nichts Schlimmeres als zwei sich streitende Engel auf dem Schreibtisch einer Kundin. »Jetzt reicht es!«, sagte sie. Sie wünschte, sie hätte die beiden nicht gebeten, sich vorzustellen. »Wir warten immer noch auf Mr Woo.«
    »Der Himmel möge uns verschonen!«, schnaubte Bert verächtlich und machte es sich auf Claudies Döschen mit Lippenbalsam bequem.
    »Äh, Bert«, sagte Jalisa, »wir wissen alle, dass ihr beiden euch nicht grün seid, aber das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über eure Differenzen zu diskutieren. Wir sind dienstlich hier. Alles klar?«
    Bert nickte demütig.
    »Mr Woo?«, rief Jalisa, und im nächsten Moment erschien ein fünfter Engel auf dem Schreibtisch. Ein kleiner Chinese mit pechschwarzem Haar, einem breiten Gesicht und den freundlichsten Augen, die Claudie je gesehen hatte. Nach solchen Augen hatte Claudie sich vor ein paar Monaten gesehnt, aber außer bei Kristen hatte sie solche bei niemandem gefunden.
    »Mr Woo ist erst im letzten Jahr gestorben, er ist also noch ziemlich neu in diesem Geschäft. Du musst ein bisschen nachsichtig mit ihm sein, denn er hat sich von dem Schock noch nicht ganz erholt«, erklärte Jalisa. »Er denkt nach wie vor, er würde jeden Moment aufwachen und sich in seinem Heilkräuterladen im Norden Londons wiederfinden.«
    Claudie ließ sich einen Augenblick Zeit, um das zu verdauen. Was sollte sie zu ihm sagen? Es tut mir so Leid, dass Sie gerade erst gestorben sind? Wie verhielt man sich einem kürzlich Verstorbenen gegenüber? Da sie keine Ahnung hatte, beschloss sie, sich ganz locker zu geben. »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte sie zu dem kleinen Mann, der einen kostbaren, olivgrünen Mantel mit großen, bestickten Knöpfen und langen, weiten Ärmeln trug.
    Er nickte höflich, sagte jedoch kein Wort.
    »Er ist ein großer Kenner alternativer Heilkunst, du kannst dich also getrost an ihn wenden, falls du etwas brauchst.« Jalisa klatschte in die Hände. »So, das war’s! Ich hoffe, du bist mit uns zufrieden.«
    »Und wie! Ihr seid – Sie sind –« Claudie suchte nach dem richtigen Wort. »Unglaublich!«
    »Wir werden uns in der Nähe deines Schreibtischs häuslich einrichten. Wenn du deine Ruhe brauchst, können wir uns jederzeit zurückziehen, und wir werden bestimmt kein Chaos anrichten«, sagte Jalisa lachend. »Wir können uns selbst beschäftigen, solange du zu tun hast, aber wenn du uns brauchst, ruf uns einfach.«

8
    »Was hast du heute Abend vor, Claudie?«, fragte Kristen, als sie am nächsten Morgen ins Büro kam.
    »Äh –« Das war gefährlich. Wenn sie sagte, sie habe nichts vor, musste sie damit rechnen, dass Kristen ihr vorwarf, sie würde sich zu sehr in ihr Schneckenhaus zurückziehen und vor der Welt verkriechen, und dann zweifellos versuchte, sie zum Ausgehen zu überreden.
    »Wie wär’s mit einem Kneipenbummel? Nur wir beide?«, sagte Kristen mit einem strahlenden Lächeln. »Wie in alten Zeiten.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Claudie und ärgerte sich, dass sie so zaghaft klang.
    »Warum nicht?«
    Claudie zuckte zusammen. Das war nicht Kristens Stimme, sondern Jalisas. Claudie hatte sie gar nicht bemerkt, als sie sich an ihren Schreibtisch gesetzt hatte, doch nun sah sie den Engel auf ihrem Drucker herumtanzen.
    »Warum

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