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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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sich.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Claudie.
    Kristen nickte. »Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten. Er ignoriert mich. Es ist, als wäre ich gar nicht da, außer wenn wir nachmittags zusammen Tee trinken. Dann nimmt er mich plötzlich wahr! Dann fällt ihm auf einmal ein, was ich beim Einkaufen vergessen habe!«
    Claudie fiel ein großer blauer Fleck an Kristens Bein auf.
    »Kris, er hat dich doch nicht etwa –«
    Kristen sah, was Claudie entdeckt hatte. »Nein! Natürlich nicht! Wann hätte er sich denn schon mal genug für mich interessiert, um mich zu schlagen? Das hab ich selbst geschafft – mit einer Konservendose in einer Einkaufstüte – in einer von den Tüten, die ich jeden Tag nach der Arbeit nach Hause schleppe.«
    »Ach, Kris.«
    »Er redet über nichts anderes als über seine bescheuerten Schiffsmodelle! Wahrscheinlich müsste ich auf einen Mast klettern und mich Meerjungfrau nennen, damit er mich überhaupt wahrnimmt.«
    Claudie grinste, aber sie spürte, dass Kristen wirklich verzweifelt war.
    »Hast du ihm gesagt, wie du dich fühlst?«
    Kristen nickte. »Ich hab ihm gesagt, ich hätte etwas Besseres verdient, nachdem ich zwei Jahre mit ihm zusammengelebt habe.«
    »Was hat er darauf geantwortet?«
    »Überhaupt nichts. Er hat mich angestarrt, als würde ich Chinesisch sprechen.«
    »Da bist du gegangen?« Claudie malte sich die Situation aus. Sie wusste, wie aufbrausend Kristen sein konnte, wenn sie nicht bekam, was sie wollte.
    »Ja!«
    »Ein Glück, dass ich ein großes Bett habe!«
    »Ich kann also bei dir schlafen?«
    »Na klar. Ich bin froh, dass ich nicht allein bin.«

27
    Es war zwei Uhr früh, und in Claudies Wohnzimmer brannte immer noch Licht. Auf dem Couchtisch standen zwei Weingläser und eine leere Weißweinflasche.
    »Zumindest hast du ihm ehrlich gesagt, was du empfindest«, sagte Claudie. »Jetzt weiß er auf jeden Fall, dass die Entscheidung bei ihm liegt.«
    Kristen schloss ihre geröteten Augen, dann brach sie wieder in Tränen aus. Eine Zeit lang saß Claudie nur still da und ließ sie weinen. Nach einer Weile nahm sie ihre Freundin in die Arme und wiegte sie sanft.
    »Weißt du was«, sagte Kristen und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. »Ich komme mir vor wie ein verwöhntes Kind. Wirklich. Ich meine, ich weiß eigentlich, dass Jimmy ein anständiger Kerl ist. Ich wünschte nur, ich wäre ihm ein bisschen wichtiger.« Sie beugte sich vor und hob ihre Handtasche vom Boden auf. Claudie sah, wie sie ein Päckchen Zigaretten herausfischte.
    »Kris? Das darf doch wohl nicht wahr sein?«
    »Es sind leichte – da, guck!« Sie hielt Claudie die Schachtel vor die Nase.
    »Du hattest doch aufgehört.«
    Kristen nahm eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. »Ja, aber ich habe eine ziemlich anstrengende Woche hinter mir, findest du nicht?« Sie inhalierte und schloss die Augen. Eine Sekunde später riss sie sie wieder auf. »O Gott, Claudie, ist es okay, wenn ich hier rauche?«
    »Nein, das ist es nicht. Wenn du unbedingt rauchen musst, geh gefälligst vor die Tür!«, sagte sie so streng, dass sie über sich selbst grinsen musste. »Jeden anderen würde ich rauswerfen.«
    Kristen rang sich ein Lächeln ab. »Danke.«
    Claudie sah, wie das winzige Zimmer sich mit Rauch füllte. Sie selbst hatte nur ein einziges Mal an einer Zigarette gezogen und prompt gehustet, als würde sie ersticken, was Kristen damals fürchterlich peinlich gewesen war.
    »Hast du Lust, einen Film anzusehen?«, fragte Claudie vorsichtig.
    Kristen schüttelte den Kopf. »Das ist sehr nett von dir, Claudie, aber Judy Garland wird meine Stimmung auch nicht heben.«
    »Soll ich dir was zu essen holen?«
    »Nein, danke. Wie wär’s mit noch einer Flasche Wein?«
     
    Eine Stunde und eine Flasche Wein später hatte Kristen ihren Streit mit Jimmy schon fast wieder vergessen. Fast.
    »Ich hätte einfach aufstehen und gehen sollen. Doch das hab ich nicht getan. Ich musste natürlich erst noch laut werden.«
    »Selbstvorwürfe bringen dich auch nicht weiter. Geschehen ist geschehen«, sagte Claudie, während sie die letzten Tropfen Wein in Kristens Glas goss. Sie selbst hatte bereits einen leichten Schwips.
    »O Gott! Was ich ihm nicht alles an den Kopf geworfen habe! Grauenhaft! Ich hab mich aufgeführt wie das letzte Miststück!«
    »Kris – hör auf damit.«
    Kopfschüttelnd erinnerte Kris sich an das, was sie Jimmy entgegengeschleudert hatte. »Ich hab ihm vorgehalten, er würde sich

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