Unter deinem Stern
wirklich ein bisschen sehr übertrieben.«
»Allerdings«, sagte Claudie und dachte daran, wie die gute Nordhexe Glinda in Das zauberhafte Land in ihrer leuchtend pinkfarbenen Seifenblase vom Himmel schwebte.
»Aber du musst irgendwas unternehmen.«
»Ja, du hast Recht«, sagte Claudie. »Ich werde morgen einen Einkaufsbummel machen.«
»Versprich mir, dass du nicht wieder mit allen möglichen Schattierungen von Grau nach Hause kommst!«
»Ich werde mir Mühe geben. Aber Zinngrau ist im Moment tatsächlich der letzte Schrei.«
Kristen warf ihr einen strafenden Blick zu.
»Okay! Versprochen.«
Marjorie Maddox trug einen kleinen blauen Hut, der aussah wie ein Hustenbonbon, doch es war nicht der Hut, den Felicity entgeistert anstarrte.
»Mutter? Was machst du denn hier? Ich verstehe überhaupt nichts mehr.« Verwirrt schaute Felicity abwechselnd ihre Mutter und Simon an.
»Simon hat mir alles erzählt.« Mrs Maddox seufzte. »Und ich finde, er ist auf bewundernswerte Weise mit der Situation umgegangen.«
»Was hat er dir erzählt?«
»Stell dich nicht dumm«, schnaubte Mrs Maddox. Ihre mit glänzenden Messingknöpfen versehene Strickjacke wollte an den Nähten schier auseinander platzen. »Ich habe weiß Gott etwas Besseres zu tun, als meilenweit durch die Gegend zu fahren, um dich abzuholen, weil du dich mal wieder in Schwierigkeiten gebracht hast.«
»Du brauchst mich nicht abzuholen. Ich bleibe hier – bei Simon.«
»Da hat er mir aber was ganz anderes erzählt.«
Felicity funkelte Simon wütend an, doch der zuckte nur mit den Schultern.
»Diesmal hast du deinen Eskapaden wirklich die Krone aufgesetzt, was? Dass du nicht mal weißt, wer der Vater ist! Zu meiner Zeit gab es so etwas nicht«, schimpfte Mrs Maddox, die gestandene Pfadfinderführerin. »Jetzt nimm deinen Koffer und steig ins Auto.«
Plötzlich entdeckte Felicity ihren Koffer am Fuß der Treppe. »Wann hast du das organisiert?« Sie durchbohrte Simon mit ihrem Blick. »Du verdammter Mistkerl! Wie konntest du mir das nur antun?«
»Ach, das war ganz einfach«, sagte er.
»FELICITY!«, rief ihre Mutter vom Auto aus.
Felicity stand unter dem grellen Licht der Flurlampe, die vor sieben Monaten ihres Schirms beraubt worden war.
»Übrigens«, sagte Simon, »mach dir keine Gedanken über das Geld, das du damals von unserem Konto abgeräumt hast. Du wirst es nötiger brauchen als ich.«
Felicity öffnete den Mund, um ihm eine Retourkutsche zu verpassen, aber ihre Mutter wurde immer ungeduldiger, und Simon sah zu, wie sie mit ihrem schweren Koffer zum Wagen wankte.
Er konnte es sich nicht verkneifen, ihr zum Abschied zu winken, als sie ihn vom Beifahrersitz aus mit wütenden Blicken bedachte. Felicity und ihre Mutter hatten einander verdient. Wenn es einen Menschen auf der Welt gab, der noch bösartiger und zäher war als seine Exfreundin, dann war es Mrs Maddox. Als Simon sich das Zusammenleben der beiden in den kommenden Monaten vorstellte, musste er unwillkürlich grinsen.
Bei dem Gedanken an seine bevorstehende Reise nach Paris rieb er sich die Hände. Nur noch drei Tage. Zum Glück hatte er die Situation rechtzeitig in den Griff bekommen. Kristen würde stolz auf ihn sein.
Er ging ins Wohnzimmer und trat an das kleine Aquarium.
»Seid froh, dass ich sie losgeworden bin«, sagte er zu den beiden Fischen. »Sie hätte euer Wasser am Ende auch noch weinrot eingefärbt.«
38
Für jemanden, der lieber in Buchhandlungen als in Boutiquen stöberte, schlug Claudie sich wacker. Am Dienstag und am Mittwoch hatte sie die Mittagspause mit Bummeln verbracht, und jetzt fehlten ihr nur noch ein paar letzte Kleinigkeiten für die Reise nach Paris.
Claudie lächelte vor sich hin. Frühling in Paris. Sie und Kristen würden ein paar wundervolle Tage miteinander verbringen.
Sie bemühte sich, nicht an das viele Geld zu denken, das für die neuen Sachen draufgegangen war. Es hatte einfach sein müssen. Sie konnte nicht ewig wie eine Nonne durch die Gegend laufen. Lieber wollte sie die positiven Aspekte ihres Einkaufsbummels betrachten: die wunderbar femininen Pullover aus flauschig weicher Wolle. Sie hatte es tatsächlich geschafft, sich von dem Zinngrau und Champignonbeige fern zu halten, das sie in letzter Zeit bevorzugt hatte, und sich stattdessen für Bernsteingelb und Fliederfarben entschieden. Wirklich, sie hatte allen Grund, stolz auf sich zu sein.
Lange Zeit war die ganze Welt ihr grau in grau erschienen, sogar sie selbst hatte
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