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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Feuer loderten.
    „Sie lehnen uns ab“, wiederholte er langsam. „Nicht wahr, Tam?“
    Ich löste mich aus der Umklammerung seines Blickes. Im gleichen Augenblick wußte ich, worauf er hinauswollte, und ich wußte auch, daß er recht hatte. In diesem Moment sah ich mich im Stuhl hinter der Konsole sitzen, festgenagelt durch eine Pflicht für den Rest meines Lebens. Nein, ich wollte das alles nicht, nicht sie und nicht ihre Werke, weder die Arbeit an und in der Enzyklopädie oder woanders. Ich wollte nichts dergleichen.
    Hatte ich so hart und so lange gearbeitet, um Mathias zu entkommen, nur um jetzt alles über Bord zu werfen und zum Sklaven irgendwelcher Hilflosen zu werden – zum Sklaven der großen Masse dieser menschlichen Rasse, die zu schwach war, um selbst nach den Sternen zu greifen? Sollte ich die Aussicht auf persönliche Macht und Freiheit aufgeben, nur um für die Verheißung einer Freiheit zu arbeiten, die in nebelhafter Ferne lag – für sie, für diejenigen, die nicht in der Lage waren, sich ihre Freiheit selbst zu erkämpfen, auf die gleiche Weise, wie ich mir meine persönliche Freiheit zu erkämpfen versuchte? Nein und nochmals nein – ich wollte nichts damit zu tun haben, auch nicht mit Torre und seiner Enzyklopädie!
    „Nein!“ sagte ich barsch. Mark Torre aber stieß einen kleinen, heiseren Laut hervor, der tief aus seiner Kehle drang.
    „Nein. Und es ist gut so“, sagte Padma und nickte. „Sie kennen keine Begeisterung – Sie haben keine Seele.“
    „Seele?“ fragte ich. „Was ist denn das?“
    „Kann ich mit einem Blinden über Farben sprechen?“ Der Blick seiner glitzernden Augen ruhte auf mir. „Sie werden es wissen, sobald Sie dahintergekommen sind – aber Sie werden diese Entdeckung nur machen, wenn Sie sich durch jenes Tal hindurchgekämpft haben, das ich bereits erwähnte. Wenn Sie es schaffen, werden Sie höchstwahrscheinlich Ihre menschliche Seele finden. Sie werden es merken, sobald Sie Ihre Seele gefunden haben.“
    „Ein Tal“, gab ich schließlich zurück. „Was für ein Tal?“
    „Sie wissen ganz genau, was ich meine, Tam“, sagte Padma ruhig. „Sie wissen es besser als ich. Ich meine jenes Tal des Geistes und der Seele, in dem all jene einmalige Kreativität, die Ihnen innewohnt, der Zerstörung zum Opfer fällt.“
    „ ZERSTÖRE !“ Das war das Wort in der Stimme meines Onkels, das mir jetzt aus der Erinnerung heraus wie Donnerschall ins Ohr dröhnte, wie ein Zitat aus den Schriften des Walter Blunt, dessen Worte Mathias stets im Munde führte. Plötzlich, wie in Flammenschrift, stand es da, schlagartig erblickte ich die Kraft und die Möglichkeiten dieses Wortes, das wie Fackeln jenen Weg beleuchtete, den ich gehen wollte.
    Und ebenso plötzlich erstand vor meinem inneren Auge jenes Tal, von dem Padma gesprochen hatte, wurde dieses Tal zu einer Wirklichkeit, die mich umfing. Überall um mich herum türmten sich schwarze Mauern, vor mir aber lag der Weg, den ich gehen wollte, ein schmaler Pfad, der unweigerlich abwärts führte. Plötzlich stieg ein Angstgefühl in mir hoch, die Angst vor etwas Unbekanntem, das unsichtbar in der Dunkelheit verborgen lag, irgendeine unbekannte, amorphe Lebensform, schwärzer als schwarz, die in bodenlosen Tiefen auf mich lauerte.
    Gleichzeitig aber, mitten aus dieser Angst, die mich vor dem Unbekannten zurückschrecken ließ, wuchs eine schemenhafte, gewaltige Freude in mir bei dem Gedanken, diesem Unbekannten zu begegnen. Von ganz hoch oben, wie der Klang einer Glocke, drang die Stimme von Mark Torre zu mir durch, als er zu Padma sagte:
    „Also nichts, keine Chance für uns? Können wir denn wirklich nichts tun? Was geschieht, wenn er nie zu uns und zur Enzyklopädie zurückfindet?“
    „Ihnen bleibt nichts weiter übrig, als abzuwarten – und zu hoffen, daß er eines Tages in unseren Schoß ‚zurückkehrt“, gab Padmas Stimme zurück. „Wenn er all das, was er für sich geschaffen hat, durchstehen und überleben kann, so wird er vielleicht zurückkehren. Doch er hat die Wahl zwischen Himmel und Hölle, wie sie jedem von uns freisteht. Nur sind seine Chancen größer als die unseren.“
    Die Worte aber trafen bei mir auf taube Ohren, wie ein kleiner, kalter Regenschauer, wie ein kurzer, kalter Regenguß, der aufs Pflaster klatscht. Ich fühlte plötzlich großes Verlangen danach wegzugehen, alles hinter mir zu lassen, allein zu sein und nachzudenken. Ich erhob mich schwerfällig.
    „Wie kann ich hier

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