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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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jene Welten bevölkerten. Mir kam es stets befremdlich vor, daß aus den Hunderten verschiedener Gesellschaftsformen, die auf den Neuen Welten Fuß gefaßt hatten, eine Gesellschaft religiöser Fanatiker hervorgegangen war, daß sich gleichzeitig mit den militärisch ausgerichteten Bewohnern von Newton und Venus eine Splitterkultur dieser Art entwickeln konnte, um als menschliche Kolonie unter all den Sternen zu blühen und zu gedeihen.
    Und das waren sie auch, eine besondere Splitterkultur. Nicht etwa besondere Soldaten, denn die anderen zwölf Welten wußten über sie alles andere zu berichten als das. Die Dorsai waren Soldaten – Krieger bis in die Knochen. Die Quäker aber waren Gläubige und Fanatiker – grimmige Fanatiker in härenen Kutten –, die sich selbst an andere verkauften, weil ihre an Ressourcen arme Welt sonst nichts zu bieten hatte, um ihre Verträge zu erfüllen und jene Spezialisten von anderen Planeten anzuheuern, die sie so notwendig brauchten.
    Die Nachfrage nach Evangelisten war ziemlich gering – doch dies war alles, was die Quäker von ihren kargen, steinigen Äckern ernten konnten. Aber sie konnten schießen und Befehle befolgen – auch wenn es um Leben oder Tod ging. Obendrein waren sie billig. Ihr Ältester Strahlender, Vorsitzender des Kirchenrats, der Harmonie und Eintracht regierte, konnte, was Söldner betraf, jede Regierung unterbieten. Nur durfte man nicht besonders wählerisch sein, was die militärische Ausbildung dieser Truppen betraf.
    Die Dorsai dagegen waren waschechte Söldner und Krieger. Ihre Waffen gehorchten ihnen wie zahme Hunde und paßten wie Handschuhe in ihre Hand. Der gewöhnliche Soldat der Freundlichen aber faßte eine Waffe an, wie man eine Axt oder eine Hacke anfaßt – als ein Werkzeug, das man für sein Volk und für seine Kirche schwingt.
    Darum hieß es auch: Die Dorsai liefern die Soldaten für die vierzehn Welten, die Quäker aber nur Kanonenfutter.
    Doch machte ich mir damals darüber keine Gedanken. In diesem Augenblick reagierte ich auf Jamethon Black nur dadurch, daß ich ihn erkannte. Aus der dunklen Erscheinung seines Wesens, aus seiner kühlen Art, aus der Distanz und der undurchdringlichen Verhaltensweise, die mich etwas an Padma erinnerte, schloß ich auch ohne die einführenden Worte meines Onkels auf eine höhere Spezies, auf einen Ranghöheren der Neuen Welten. Einer von jenen, wie uns Mathias stets zu beweisen versuchte, mit denen ein Erdenmensch nicht konkurrieren kann. Doch die Wachsamkeit, die von meinem jüngsten Erlebnis in der Enzyklopädie herrührte, tauchte jetzt wieder in mir auf und erfüllte mich mit der gleichen dunklen inneren Freude, die mir nahelegte, daß es auch noch andere Möglichkeiten gab.
    „… Gruppenführer Black“, sagte Mathias, „hat einen Abendkurs in Erdgeschichte absolviert – den gleichen Kurs wie Eileen – an der Universität von Genf. Er und Eileen haben sich vor etwa einem Monat kennengelernt. Nun meint deine Schwester, daß sie ihn heiraten möchte und mit ihm nach Harmonie ziehen will, wenn er Ende dieser Woche wieder in seine Heimat zurückkehrt.“
    Mathias’ Blick wanderte zu Eileen hinüber.
    „Nun habe ich ihr gesagt, daß es nur an ihr liegt“, schloß er.
    „Aber ich möchte, daß mir jemand hilft – daß mir jemand beisteht und mir sagt, was richtig ist!“ rief Eileen kläglich aus.
    Mathias aber schüttelte leise den Kopf.
    „Ich habe dir bereits gesagt“, verkündete er mit seiner ruhigen, gleichgültigen Stimme, „daß es da nichts zu entscheiden gibt. Eine solche Entscheidung wäre absolut belanglos. Folge diesem Mann – oder auch nicht. Letztlich macht es weder dir noch irgendeinem anderen etwas aus. Du kannst dich an dem absurden Gedanken festklammern, daß jede Entscheidung deinerseits den Lauf der Dinge zu ändern vermag. Ich bin da anderer Meinung – und ebenso, wie ich dir deinen freien Willen und deine Entscheidungsfreiheit einräume, bestehe ich meinerseits darauf, mich nicht zu binden und mich in einer solchen Farce in keiner Weise zu engagieren.“
    Er sagte es, nahm sein Buch zur Hand und tat so, als wollte er seine Lektüre wieder aufnehmen.
    Über Eileens Gesicht rannen Tränen.
    „Aber ich weiß nicht – ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!“ wiederholte sie beharrlich.
    „Dann laß es bleiben“, sagte der Onkel und blätterte eine Seite in seinem Buch um. „Das ist die einzige zivilisierte Art, um ein Problem zu lösen.“
    Sie stand in Tränen

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