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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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aufgelöst da, und Jamethon Black redete auf sie ein.
    „Eileen“, sagte er, während sie sich ihm zuwandte. Er sprach mit leiser, zarter, ruhiger Stimme. „Willst du mich heiraten und mit mir auf Harmonie leben?“
    „Oh ja, Jamie!“ sagte sie leidenschaftlich. „Ja – und wie gern!“
    Er wartete, aber sie ging nicht auf ihn zu, dafür rief sie wiederum leidenschaftlich aus:
    „Ich bin nicht sicher, ob es richtig ist! Merkst du denn nicht, Jamie, daß ich sicher sein muß, ob ich auch richtig handle? Ich aber weiß es nicht – ich kenne mich einfach nicht aus!“
    Sie wirbelte herum und schaute mich an.
    „Tam!“ sagte sie. „Was soll ich machen? Soll ich gehen?“
    Ihr plötzlicher Aufruf klang in meinen Ohren wie das Echo jener Stimmen, die im Indexraum auf mich eingeredet hatten. Und ebenso plötzlich schienen sich die Bibliothek, in der ich stand, und die Szene auf merkwürdige Weise in die Länge und Breite zu ziehen. Die hohen Bücherwände, meine in Tränen aufgelöste Schwester, die mich um Hilfe bat, der stille junge Mann in Schwarz – und mein Onkel, in seine Lektüre vertieft, das sanfte Licht über seinem Haupt, das von den Regalen hinter seinem Rücken kam, erschienen mir wie eine Art Zauberinsel, losgelöst von allen menschlichen Verpflichtungen und Problemen – eine Insel, die in eine andere, fremde Dimension zu entgleiten schien.
    Mir war, als könnte ich gleichzeitig durch sie und um sie herumblicken. Und plötzlich glaubte ich meinen Onkel zu verstehen, so wie ich ihn noch nie verstanden hatte, auf einmal wußte ich, daß er, obwohl er zu lesen vorgab, längst entschieden hatte, wie ich auf Eileens Frage reagieren sollte.
    . Wenn er zu meiner Schwester gejagt hätte: „Bleib hier!“, hätte ich sie vielleicht mit Gewalt aus diesem Haus entführt. Er wußte, daß ich instinktiv alle seine Entscheidungen ablehnen würde. Also unternahm er nichts, um mir keine Angriffsfläche zu bieten. Er hatte sich auf seine teuflische (oder göttliche) Gleichmut zurückgezogen, wobei er mir die Entscheidung überließ.
    Doch diesmal hatte er mich unterschätzt. Er hatte die Veränderung nicht erkannt, die in mir vorgegangen war, mein neues Wissen, das mir den Weg wies. Für ihn war das Schlagwort ZERSTÖREN nichts weiter als eine hohle Nuß, eine leere Schale, in die er sich zurückziehen konnte. Doch jetzt, wie im Fieber, konnte ich weiterblicken – und ich erkannte, daß sich mir hier eine Waffe bot, die ich selbst gegen diese überlegenen Dämonen der Neuen Welten kehren konnte.
    Ich schaute zu Jamethon Black hinüber, aber ich war nicht mehr von ihm beeindruckt, ebensowenig, wie mich Padma zuletzt beeindrucken konnte. Im Gegenteil, ich konnte es kaum abwarten, um meine Kräfte mit den seinen zu messen.
    „Nein“, sagte ich zu Eileen, „ich glaube nicht, daß du mit ihm gehen solltest.“
    Sie starrte mich an, ich aber merkte, daß sie genauso argumentiert hatte, unbewußt zwar, wie mein Onkel, daß ich nämlich aufhören sollte, ihr das ausreden zu wollen, was ihr Herz sich wünschte. Ich aber hatte sie bereits losgeeist und fuhr fort, meine Argumente an jene Dinge zu verankern, an die sie glaubte, indem ich meine Worte sorgfältig wählte.
    Es fiel mir nicht schwer, die passenden Worte zu finden.
    „Harmonie ist nichts für dich“, sagte ich mild. „Du weißt nur zu gut, wie anders die Leute dort sind. Du wärst dort fehl am Platze. Du könntest dich an sie und ihre Art nicht gewöhnen. Außerdem ist dieser Mann Gruppenführer.“ Ich versuchte, Jamethon Black einen freundlichen Blick zu schenken, er aber erwiderte meinen Blick so gleichgültig und kalt wie die Schneide einer Axt, ohne die leisesten Anzeichen, mich günstig stimmen zu wollen.
    „Weißt du, was das auf Harmonie bedeutet?“ fragte ich. „Er ist Offizier in ihrer Armee. Sein Vertrag kann jeden Augenblick verkauft werden, er kann dich jede Stunde verlassen. Man könnte ihn an Orte versetzen, wohin du ihm nicht folgen kannst. Vielleicht würde er jahrelang nicht zurückkommen – vielleicht überhaupt nicht mehr, wenn er fällt, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Willst du dich darauf einlassen?“ Dann setzte ich brutal hinzu: „Bist du stark genug, Eileen, um eine solche seelische Belastung zu verkraften? Ich kenne dich von Geburt auf und wage daran zu zweifeln. Du würdest nicht nur dich selbst, sondern auch diesen Mann im Stich lassen.“
    Ich hielt inne. Mein Onkel hatte die ganze Zeit nicht von seinem

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