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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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herauskommen?“ fragte ich dumpf.
    „Lisa“, sagte Mark Torre traurig. Auch Lisa erhob sich.
    „Hier entlang“, sagte sie. Ihr Gesicht war blaß, aber ausdruckslos. Sie drehte sich um und ging vor mir her.
    Sie führte mich aus dem Raum und den Weg zurück, den wir gekommen waren. Wir gingen durch das Dreh-Labyrinth, durchschritten die Räume und Korridore des Enzyklopädie-Projekts und betraten dann die Vorhalle der Enklave, wo unsere Gruppe zuerst auf sie gestoßen war. Die ganze Zeit über sprach sie kein Wort, doch als ich sie dann verlassen wollte, hielt sie mich plötzlich auf, indem sie die Hand auf meinen Arm legte. Ich drehte mich um und schaute sie an.
    „Ich bin immer da“, sagte sie. Und ich mußte zu meinem Erstaunen feststellen, daß in ihren braunen Augen Tränen schimmerten. „Selbst wenn sonst keiner da ist – ich werde immer da sein!“
    Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte davon. Ich schaute ihr nach, plötzlich zutiefst erschüttert. Aber ich hatte während der letzten Stunden so viel erlebt, daß ich weder Zeit noch Lust hatte, darüber nachzudenken oder herauszufinden, was das Mädchen eigentlich meinte, vorhin und eben wieder.
    Ich fuhr mit der U-Bahn nach St. Louis zurück und erwischte gerade noch die Raumfähre nach Athen, wobei mir tausend Gedanken durch den Kopf schossen.
    Ich war so tief in meinen Gedanken versunken, daß ich, nachdem ich das Haus meines Onkels betreten hatte, schnurstracks in die Bibliothek ging. Erst dort angekommen, merkte ich, daß Besuch zugegen war.
    Mein Onkel saß in seinem hohen Ohrensessel, ein altes, in Leder gebundenes Buch auf den Knien, das aufgeschlagen vor ihm lag, von ihm aber anscheinend vergessen worden war. Meine Schwester, die offensichtlich vor mir eingetroffen war, stand etwas abseits ihm zugekehrt.
    Auch ein schmaler, dunkler junger Mann war anwesend, etwas kleiner als ich selbst. Und für mich, der ich mich mit Vererbungslehre befaßt hatte, war sofort klar, daß seine Vorfahren Berber gewesen waren. Er war ganz in Schwarz gekleidet, das schwarze Haar über der Stirn kurz geschnitten, und er stand aufrecht da wie eine blanke Schwertklinge.
    Es war der Fremde, der in der Enklave mit meiner Schwester gesprochen hatte. Und das Gefühl dunkler Freude über die versprochene Begegnung in der Talsohle wallte erneut in mir auf. Denn hier wartete die erste Chance auf mich, meinen neu entdeckten Geist und meine Kraft zu erproben, ohne mich um eine Gelegenheit bemühen zu müssen.
     

4
     
    Es war ein echter Konflikt.
    Was ich an jenem Ort entdeckt hatte, wo mich die Blitze umloderten, begann in meinem Bewußtsein zu arbeiten. Doch fast gleichzeitig wurde diese neue, schärfere Art der Wahrnehmung in mir unterbrochen, als ich mir der Rolle bewußt wurde, die ich in dieser Situation spielte.
    Eileen warf mir aus blassem Gesicht einen kurzen Blick zu, sobald sie mich zu sehen bekam, doch dann schaute sie wieder unverwandt zu Mathias hinüber, der gelassen dasaß. Sein ausdrucksloses, kantiges Gesicht mit den buschigen Brauen und dem dichten Haar, das immer noch gleichmäßig schwarz war, obwohl er damals schon ein hoher Fünfziger war, wirkte klar und reserviert wie immer. Auch er schenkte mir einen kurzen Blick, doch nur wie von ungefähr, bevor er sich wieder Eileen zuwandte und ihrem aufgeregten Blick begegnete.
    „Ich wollte nur sagen“, sprach er zu ihr, „daß ich nicht weiß, warum du mich fragst. Ich habe weder dir noch Tam je etwas in den Weg gelegt. Tu, was du willst.“ Seine Finger schlossen sich wieder um das Buch, das aufgeschlagen mit dem Deckel nach oben auf seinen Knien lag, als wollte er in seiner Lektüre fortfahren.
    „Sag mir, was ich tun soll!“ rief Eileen. Sie war den Tränen nahe, und ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
    „Ich sehe keinen Grund, warum ich dir etwas raten sollte“, sagte Mathias wie von ferne. „Was du auch tust – es macht keinem was aus, weder dir noch mir, noch diesem jungen Mann da …“ Er brach ab und wandte sich an mich. „Oh, Tam, Eileen hat vergessen, dich vorzustellen. Unser Besuch ist Mr. Jamethon Black von Harmonie.“
    „Gruppenführer Black“, sagte der junge Mann, indem er mir sein schmales, ausdrucksloses Gesicht zuwandte. „Ich bin Attache.“
    Nun wußte ich endlich, wo er herkam. Er stammte von einer dieser Welten, die die Bewohner der anderen Welten mit einer Art Galgenhumor als die Freundlichen bezeichneten, einer dieser religiösen, spartanischen Heloten, die

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