Unter dem Banner von Dorsai
des Tisches. „Der Außenbürge ist bei ihm, aber er verabschiedet sich gerade. Gehen Sie nur rein.“
Janol führte mich zwischen den Tischen hindurch. An der Rückwand des Büros öffnete sich eine Tür, bevor wir sie erreichten, und ein Mann mittleren Alters mit einem ruhigen und weichen Gesicht trat hervor. Er trug eine blaue Exotenrobe, und sein weißes Haar war kurzgeschnitten.
Es war Padma.
„Sir“, sagte Janol zu Padma, „dies ist …“
„Tam Olyn, ich weiß“, sagte Padma weich. Er lächelte mir entgegen, und seine Augen schienen für einen Augenblick aufzuglühen und mich zu blenden. „Es tat mir sehr leid, als ich das von Ihrem Schwager hörte, Tam.“
Ein eisiger Schauer erfaßte meinen ganzen Körper. Ich wollte in Graemes Büro hineingehen, doch nun stand ich reglos wie ein Felsblock und sah ihn an.
„Mein Schwager?“ sagte ich.
„Der junge Mann, der in der Nähe von Hauptburg starb, auf Neuerde.“
„Ach ja“, sagte ich, und meine Lippen waren taub. „Es überrascht mich, daß Sie davon wissen.“
„Ich weiß davon, weil ich Sie kenne, Tam.“ Erneut schienen die nußfarbenen Augen Padmas zu erglühen. „Erinnern Sie sich nicht mehr? Ich habe Ihnen einmal erzählt, daß wir eine Wissenschaft namens Ontogenetik haben, mit der wir die Wahrscheinlichkeiten menschlicher Handlungen in gegenwärtigen und zukünftigen Situationen berechnen können. Eine Zeitlang sind Sie ein bedeutender Faktor in diesen Kalkulationen gewesen.“ Er lächelte. „Aus diesem Grund habe ich erwartet, Ihnen hier und jetzt zu begegnen. Wir haben Ihre Anwesenheit in der gegenwärtigen Lage hier auf Santa Maria vorausberechnet, Tam.“
„Haben Sie?“ sagte ich. „Tatsächlich? Das ist interessant.“
„Ich habe mir gedacht, daß es das ist“, sagte Padma weich. „Ganz besonders für Sie. Ein Berichterstatter wie Sie muß es interessant finden.“
„Richtig“, gab ich zurück. „Es klingt so, als wüßten Sie mehr davon als ich, was ich hier tun werde.“
„Zu diesem Zweck“, sagte Padma mit seiner sanften Stimme, „haben wir Kalkulationen erstellt. Kommen Sie mich in Blauvain besuchen, Tam, und ich zeige sie Ihnen.“
„Das mache ich“, sagte ich.
„Sie sind immer willkommen.“ Padma neigte den Kopf. Seine blaue Robe strich flüsternd über den Boden, als er sich abwandte und aus dem Raum schritt.
„Hier entlang“, sagte Janol und berührte meinen Ellbogen. Ich fuhr hoch, als sei ich gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. „Sie finden den Kommandeur dort drinnen.“
Mit mechanischen Bewegungen folgte ich ihm in ein weiter im Gebäudeinnern liegendes Büro. Kensie Graeme erhob sich, als wir durch die Tür traten. Zum erstenmal stand ich diesem großen, hageren Mann nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er trug eine schlichte Uniform; seine Haare waren schwarz und leicht gelockt, und sein Gesicht war grobknochig, aber offen. Er lächelte. Diese einzigartige, goldene Wärme seiner Persönlichkeit – etwas Außergewöhnliches für einen Dorsai – schien aus ihm herauszuströmen und mir entgegenzufließen, als er aufstand, um mich zu begrüßen. Seine langgliedrige, kräftige Hand verschluckte meine, als wir uns die Hände schüttelten.
„Nehmen Sie Platz“, sagte er. „Lassen Sie mich Ihnen einen Drink anbieten. Janol“, fügte er an den Söldner-Kommandeur von Neuerde gerichtet hinzu, „es ist nicht nötig, daß Sie in der Nähe bleiben. Sie können Essen fassen. Und sagen Sie den anderen draußen im Büro, daß sie für heute Feierabend machen sollen.“
Janol salutierte und ging. Ich setzte mich, als sich Graeme zu einem kleinen Barfach hinter seinem Schreibtisch umdrehte. Und zum erstenmal seit drei Jahren –
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