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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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des Ti­sches. „Der Au­ßen­bür­ge ist bei ihm, aber er ver­ab­schie­det sich ge­ra­de. Ge­hen Sie nur rein.“
    Ja­nol führ­te mich zwi­schen den Ti­schen hin­durch. An der Rück­wand des Bü­ros öff­ne­te sich ei­ne Tür, be­vor wir sie er­reich­ten, und ein Mann mitt­le­ren Al­ters mit ei­nem ru­hi­gen und wei­chen Ge­sicht trat her­vor. Er trug ei­ne blaue Exo­ten­ro­be, und sein wei­ßes Haar war kurz­ge­schnit­ten.
    Es war Pad­ma.
    „Sir“, sag­te Ja­nol zu Pad­ma, „dies ist …“
    „Tam Olyn, ich weiß“, sag­te Pad­ma weich. Er lä­chel­te mir ent­ge­gen, und sei­ne Au­gen schie­nen für einen Au­gen­blick auf­zu­glü­hen und mich zu blen­den. „Es tat mir sehr leid, als ich das von Ih­rem Schwa­ger hör­te, Tam.“
    Ein ei­si­ger Schau­er er­faß­te mei­nen gan­zen Kör­per. Ich woll­te in Grae­mes Bü­ro hin­ein­ge­hen, doch nun stand ich reg­los wie ein Fels­block und sah ihn an.
    „Mein Schwa­ger?“ sag­te ich.
    „Der jun­ge Mann, der in der Nä­he von Haupt­burg starb, auf Neu­er­de.“
    „Ach ja“, sag­te ich, und mei­ne Lip­pen wa­ren taub. „Es über­rascht mich, daß Sie da­von wis­sen.“
    „Ich weiß da­von, weil ich Sie ken­ne, Tam.“ Er­neut schie­nen die nuß­far­be­nen Au­gen Pad­mas zu er­glü­hen. „Er­in­nern Sie sich nicht mehr? Ich ha­be Ih­nen ein­mal er­zählt, daß wir ei­ne Wis­sen­schaft na­mens On­to­ge­ne­tik ha­ben, mit der wir die Wahr­schein­lich­kei­ten mensch­li­cher Hand­lun­gen in ge­gen­wär­ti­gen und zu­künf­ti­gen Si­tua­tio­nen be­rech­nen kön­nen. Ei­ne Zeit­lang sind Sie ein be­deu­ten­der Fak­tor in die­sen Kal­ku­la­tio­nen ge­we­sen.“ Er lä­chel­te. „Aus die­sem Grund ha­be ich er­war­tet, Ih­nen hier und jetzt zu be­geg­nen. Wir ha­ben Ih­re An­we­sen­heit in der ge­gen­wär­ti­gen La­ge hier auf San­ta Ma­ria vor­aus­be­rech­net, Tam.“
    „Ha­ben Sie?“ sag­te ich. „Tat­säch­lich? Das ist in­ter­essant.“
    „Ich ha­be mir ge­dacht, daß es das ist“, sag­te Pad­ma weich. „Ganz be­son­ders für Sie. Ein Be­richt­er­stat­ter wie Sie muß es in­ter­essant fin­den.“
    „Rich­tig“, gab ich zu­rück. „Es klingt so, als wüß­ten Sie mehr da­von als ich, was ich hier tun wer­de.“
    „Zu die­sem Zweck“, sag­te Pad­ma mit sei­ner sanf­ten Stim­me, „ha­ben wir Kal­ku­la­tio­nen er­stellt. Kom­men Sie mich in Blau­vain be­su­chen, Tam, und ich zei­ge sie Ih­nen.“
    „Das ma­che ich“, sag­te ich.
    „Sie sind im­mer will­kom­men.“ Pad­ma neig­te den Kopf. Sei­ne blaue Ro­be strich flüs­ternd über den Bo­den, als er sich ab­wand­te und aus dem Raum schritt.
    „Hier ent­lang“, sag­te Ja­nol und be­rühr­te mei­nen Ell­bo­gen. Ich fuhr hoch, als sei ich ge­ra­de aus ei­nem tie­fen Schlaf er­wacht. „Sie fin­den den Kom­man­deur dort drin­nen.“
    Mit me­cha­ni­schen Be­we­gun­gen folg­te ich ihm in ein wei­ter im Ge­bäu­dein­nern lie­gen­des Bü­ro. Ken­sie Grae­me er­hob sich, als wir durch die Tür tra­ten. Zum ers­ten­mal stand ich die­sem großen, ha­ge­ren Mann nun von An­ge­sicht zu An­ge­sicht ge­gen­über. Er trug ei­ne schlich­te Uni­form; sei­ne Haa­re wa­ren schwarz und leicht ge­lockt, und sein Ge­sicht war grob­kno­chig, aber of­fen. Er lä­chel­te. Die­se ein­zig­ar­ti­ge, gol­de­ne Wär­me sei­ner Per­sön­lich­keit – et­was Au­ßer­ge­wöhn­li­ches für einen Dor­sai – schi­en aus ihm her­aus­zu­strö­men und mir ent­ge­gen­zu­flie­ßen, als er auf­stand, um mich zu be­grü­ßen. Sei­ne lang­glied­ri­ge, kräf­ti­ge Hand ver­schluck­te mei­ne, als wir uns die Hän­de schüt­tel­ten.
    „Neh­men Sie Platz“, sag­te er. „Las­sen Sie mich Ih­nen einen Drink an­bie­ten. Ja­nol“, füg­te er an den Söld­ner-Kom­man­deur von Neu­er­de ge­rich­tet hin­zu, „es ist nicht nö­tig, daß Sie in der Nä­he blei­ben. Sie kön­nen Es­sen fas­sen. Und sa­gen Sie den an­de­ren drau­ßen im Bü­ro, daß sie für heu­te Fei­er­abend ma­chen sol­len.“
    Ja­nol sa­lu­tier­te und ging. Ich setz­te mich, als sich Grae­me zu ei­nem klei­nen Bar­fach hin­ter sei­nem Schreib­tisch um­dreh­te. Und zum ers­ten­mal seit drei Jah­ren –

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