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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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sag­te er nach ei­nem Au­gen­blick, nahm mein Glas und füll­te es wie­der. „Ein sol­ches Er­leb­nis ist wirk­lich schlimm. Ist der Grup­pen­füh­rer ge­fan­gen und nach dem Söld­ner­ko­dex ver­ur­teilt wor­den?“
    „Nach­dem es zu spät war, ja.“
    Er nick­te und blick­te an mir vor­bei auf die Wand. „Na­tür­lich sind sie nicht al­le so.“
    „Es gibt ge­nug, um ih­nen al­len einen sol­chen Ruf zu ge­ben.“
    „Lei­der ja. Nun“, er sah mich mit ei­nem Lä­cheln an, „wir wol­len und wer­den die­sen Feld­zug von sol­chen Sa­chen rein­hal­ten.“
    „Sa­gen Sie mir ei­nes“, ant­wor­te­te ich und setz­te mein Glas ab. „Ist ei­ne sol­che Sa­che – wie Sie es aus­drücken – je­mals den Quä­kern selbst zu­ge­sto­ßen?“
    Ir­gend et­was ver­än­der­te sich in der At­mo­sphä­re des Zim­mers. Er zö­ger­te kurz, be­vor er ant­wor­te­te. Wäh­rend ich auf sei­ne Er­wi­de­rung war­te­te, spür­te ich, wie mein Herz lang­sa­mer schlug, drei­mal in der Stil­le.
    „Nein, das ist es nicht“, sag­te er schließ­lich.
    „Warum nicht?“ frag­te ich.
    Die Span­nung, die plötz­lich in der Luft lag, ver­stärk­te sich. Und ich be­griff, daß ich es zu rasch vor­an­ge­trie­ben hat­te. Die gan­ze Zeit über hat­te ich zu ihm als Men­schen ge­spro­chen und da­bei ver­ges­sen, was er au­ßer­dem war. Jetzt be­gann ich zu ver­ges­sen, daß er ein Mensch war, und statt des­sen wur­de er mir als Dor­sai be­wußt – ein In­di­vi­du­um, das so mensch­lich war wie ich, das aber auf ei­ne le­bens­lan­ge Aus­bil­dung zu­rück­bli­cken konn­te und des­sen ge­ne­ti­sche Ent­wick­lung über all die Ge­ne­ra­tio­nen hin­weg zu ei­nem Un­ter­schied ge­führt hat­te. Er be­weg­te sich nicht, noch ver­än­der­te er sei­nen Ton­fall oder et­was in der Art. Doch ir­gend­wie schi­en er die Ent­fer­nung zu mir zu ver­grö­ßern und in ein hö­her ge­le­ge­nes, käl­te­res und stei­ni­ge­res Land zu klet­tern, in das ich mich nur auf ei­ge­ne Ge­fahr vor­wa­gen konn­te.
    Ich er­in­ner­te mich an das, was man über die Men­schen die­ser klei­nen, kal­ten Welt mit den nack­ten, fel­si­gen Ber­gen ge­sagt hat­te: Wenn die Dor­sai sich ent­sch­lös­sen, ih­re Sol­da­ten aus den Diens­ten für die an­de­ren Wel­ten zu­rück­zu­zie­hen und sie ge­gen die­se Wel­ten ins Fel­de zu füh­ren, dann könn­te ih­nen nicht ein­mal die ver­ein­te Macht des Rests der Zi­vi­li­sa­ti­on stand­hal­ten. Zu­vor hat­te ich das nie­mals wirk­lich ge­glaubt. Ei­gent­lich hat­te ich nicht ein­mal viel dar­über nach­ge­dacht. Aber in die­sem Au­gen­blick, als ich die­sem Mann ge­gen­über­saß und spür­te, was im Zim­mer vor sich ging, wur­de es mir plötz­lich be­wußt. Es stimm­te tat­säch­lich, und die­ses Wis­sen weh­te mir so kalt ent­ge­gen wie die mir über einen Glet­scher hin­weg ins Ge­sicht heu­len­den Sturm­win­de. Und dann be­ant­wor­te­te er mei­ne Fra­ge.
    „Weil so et­was“, sag­te Ken­sie Grae­me, „aus­drück­lich von Ar­ti­kel zwei des Söld­ner­ko­de­xes ver­bo­ten wird.“
    Dann wur­de der Ernst in sei­nem Ge­sicht oh­ne Über­gang von ei­nem Lä­cheln er­setzt, und die Span­nung im Zim­mer, die ich ge­ra­de ver­spürt hat­te, lös­te sich auf.
    „Nun“, sag­te er und stell­te sein Glas leer auf den Tisch, „wie wä­re es, wenn Sie zu uns in die Of­fi­ziers­mes­se kom­men und mit uns zu­sam­men es­sen?“
    Ich nahm das Abendes­sen mit ihm ge­mein­sam ein, und die Mahl­zeit war sehr wohl­schme­ckend. Sie woll­ten mich für die Nacht bei sich un­ter­brin­gen, doch ich konn­te füh­len, wie es mich zum kal­ten und düs­te­ren La­ger na­he Jo­sef­stadt zu­rück­zog – wo mich nur ei­ne Art von kal­ter und bit­te­rer Be­frie­di­gung dar­über er­war­te­te, un­ter mei­nen Fein­den zu wei­len.
    Ich fuhr zu­rück.
    Es war un­ge­fähr elf Uhr abends, als ich das La­ger­tor pas­sier­te.
    Und als ich den Wa­gen park­te, trat ge­ra­de je­mand aus dem Ein­gang zu Ja­me­thons Haupt­quar­tier her­aus. Das Kar­ree war von ei­ni­gen we­ni­gen Schein­wer­fern an den Wän­den nur matt be­leuch­tet, und das Licht ver­lor sich auf dem re­gen­nas­sen Pflas­ter. Einen

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