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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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mi­li­tä­ri­sche Gleich­ge­wicht wie­der­her­zu­stel­len.“ Ich at­me­te tief durch „Nun, um es mit we­ni­gen Wor­ten aus­zu­drücken: Er lan­de­te schließ­lich in dem glei­chen Feld­zug, über den ich be­rich­te­te. Und auf­grund der Se­rie, die ich schrieb, sorg­te ich da­für, daß er zu mir ab­kom­man­diert wur­de. Wir bei­de glaub­ten, dies sei das bes­te für ihn, auf die­se Wei­se sei er si­cher.“
    Wie­der nahm ich einen Schluck von dem Whis­ky.
    „Doch wis­sen Sie“, sag­te ich, „die bes­se­ren Ge­schich­ten fin­det man im­mer dann, wenn man dem Kampf­ge­sche­hen ganz na­he ist. Ei­nes Ta­ges, als sich die Trup­pen von Neu­er­de zu­rück­zo­gen, ge­rie­ten wir zwi­schen die Fron­ten. Ich wur­de ver­wun­det, von ei­nem Na­del­ge­schoß, das durch mei­ne Knieschei­be drang. Die Ar­til­le­rie der Quä­ker kam nä­her, und die La­ge wur­de wirk­lich un­ge­müt­lich. Die Sol­da­ten um uns her­um mach­ten sich ei­lig an den Rück­zug, doch Da­ve ver­such­te mich zu tra­gen, denn er fürch­te­te, die Ar­til­le­ris­ten der Quä­ker wür­den mich um­pus­ten, oh­ne sich die Zeit zu neh­men fest­zu­stel­len, daß ich ein Zi­vi­list war. Nun“, ich at­me­te er­neut tief durch, „dann er­wi­sch­ten uns die In­fan­te­rie­ein­hei­ten der Quä­ker. Sie brach­ten uns zu ei­ner Art Lich­tung, wo sie ei­ne Men­ge Ge­fan­ge­ne un­ter­ge­bracht hat­ten, und dort be­hiel­ten sie uns ei­ne Wei­le. Dann tauch­te ein Grup­pen­füh­rer auf – ei­ner die­ser fa­na­ti­schen Ty­pen, ein hoch­ge­wach­se­ner Sol­dat, der et­wa in mei­nem Al­ter war und so aus­sah, als sei er kurz vor dem Ver­hun­gern. Er hat­te den Be­fehl, da­für zu sor­gen, daß sich die In­fan­te­ris­ten zu ei­ner Kampf­trup­pe zu­sam­menschlos­sen, um einen neu­en An­griff durch­zu­füh­ren.“
    Ich hielt in­ne und nahm einen wei­te­ren Schluck. Doch der Whis­ky blieb bei­na­he ge­schmack­los für mich.
    „Das be­deu­te­te, sie konn­ten kei­ne Män­ner er­üb­ri­gen, um die Ge­fan­ge­nen zu be­wa­chen. Sie muß­ten sie hin­ter den Li­ni­en der Quä­ker frei­las­sen. Der Grup­pen­füh­rer hielt das für ein Un­ding. Sie hät­ten si­cher­zu­stel­len, daß die Ge­fan­ge­nen ih­nen nicht ge­fähr­lich wer­den konn­ten.“
    Grae­me be­trach­te­te mich noch im­mer.
    „Ich be­griff nicht. Ich ver­stand noch nicht ein­mal, als die an­de­ren Quä­ker – kei­ner von ih­nen war Un­ter­of­fi­zier wie der Grup­pen­füh­rer – pro­tes­tier­ten.“ Ich stell­te das Glas auf dem Tisch ne­ben mir ab und starr­te an die Wand des Bü­ros. Er­neut sah ich es vor mir, so klar und deut­lich, als blick­te ich durch ein Fens­ter auf die­se Sze­ne. „Ich er­in­ne­re mich noch, wie der Grup­pen­füh­rer sich ganz auf­rich­te­te und den Kopf hob. Ich sah in sei­ne Au­gen. Es war, als be­lei­dig­te ihn der Pro­test der an­de­ren.
    ,Sind Sie Aus­er­wähl­te Got­tes?’ rief er ih­nen zu. ‚Ge­hö­ren Sie zu den Aus­er­wähl­ten?’“
    Ich sah zu Ken­sie Grae­me. Er saß noch im­mer be­we­gungs­los da und be­ob­ach­te­te mich. Sein ei­ge­nes Glas wirk­te klein und zer­brech­lich in sei­ner großen Hand.
    „Ver­ste­hen Sie?“ frag­te ich ihn. „Als ob die Ge­fan­ge­nen über­haupt kei­ne Men­schen wä­ren, nur weil es sich bei ih­nen nicht um Quä­ker han­del­te. Als wä­ren sie so et­was wie Un­ter­menschen, und als sei es des­halb ganz in Ord­nung, sie um­zu­brin­gen.“ Ich schau­der­te plötz­lich. „Und er brach­te sie um! Ich saß an einen Baum­stumpf ge­lehnt – ge­schützt durch mei­ne Uni­form, die mich als Neu­ig­kei­ten-Er­mitt­ler aus­wies –, und ich sah zu, wie er sie nie­der­schoß. Sie al­le. Ich saß dort und blick­te Da­ve an, und er saß am Bo­den und sah mich an, als ihn der Grup­pen­füh­rer er­schoß.“
    Und da­mit brach ich jäh ab. Es war nicht mei­ne Ab­sicht ge­we­sen, al­les auf ein­mal und auf die­se Wei­se zu er­zäh­len. Es war ein­fach so, daß ich nie­man­dem hat­te er­zäh­len kön­nen, wie hilf­los ich ge­we­sen war … nie­man­dem, der es ver­stan­den hät­te. Doch ir­gend et­was an Grae­me gab mir den Ein­druck, daß er ver­ste­hen wür­de.
    „Ja“,

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