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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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her­um, wo­durch sein Ge­sicht in mei­ne Rich­tung blick­te. Sein Aus­druck war so be­herrscht wie im­mer, aber der Glanz in sei­nen Au­gen war ir­gend­wie an­ders, als er mich an­sah und er­kann­te – so ei­gen­ar­tig wie der Blick, mit dem ein Mann sei­nen Ri­va­len an­sieht, den er ge­ra­de be­siegt und der von vorn­her­ein kei­ne wirk­li­che Ge­fahr für ihn dar­ge­stellt hat­te. Ein schwa­ches Lä­cheln um­spiel­te die Win­kel sei­ner dün­nen Lip­pen. Wie das Lä­cheln in­ne­ren Tri­um­phes.
    „Mr. Olyn“, flüs­ter­te er. Und dann trüb­te sich der Glanz sei­ner Au­gen, als ihn das Le­ben ver­ließ, und er stürz­te ne­ben den Tisch.
    Na­he Ex­plo­sio­nen er­schüt­ter­ten den Bo­den zu mei­nen Fü­ßen. Vom Kamm des Hü­gels hin­ter uns feu­er­te der Trup­pen­füh­rer, den Ken­sie dort zu­rück­ge­las­sen hat­te, Rauch­bom­ben ab, die zwi­schen uns und der von den Quä­kern be­setz­ten Sei­te der Wie­se de­to­nier­ten. Ei­ne graue Wand aus Rauch wuchs zwi­schen uns und dem ge­gen­über­lie­gen­den Hü­gel in die Hö­he, um uns Sichtschutz vor dem Feind zu ge­wäh­ren. Wie ei­ne un­durch­dring­li­che Bar­rie­re reck­te sie sich dem blau­en Him­mel ent­ge­gen, und in ih­rem auf­ra­gen­den Schat­ten stan­den nur Ken­sie und ich.
    Auf Ja­me­thons Ge­sicht lag noch im­mer die­ses schwa­che Lä­cheln.
     

29
     
    Wie be­nom­men be­ob­ach­te­te ich noch am glei­chen Tag, wie sich die Quä­ker­trup­pen er­ga­ben. Nur in die­ser Si­tua­ti­on fühl­ten sich ih­re Of­fi­zie­re zur Ka­pi­tu­la­ti­on be­rech­tigt.
    Nicht ein­mal die Äl­tes­ten er­war­te­ten von ih­ren Un­ter­ge­be­nen, daß sie in ei­ner La­ge wei­ter­kämpf­ten, die von ei­nem to­ten Trup­pen-Kom­man­deur aus be­stimm­ten tak­ti­schen Er­wä­gun­gen ge­schaf­fen wor­den war, von der sei­ne Of­fi­zie­re kei­ne Kennt­nis hat­ten. Und die üb­rig­ge­blie­be­nen, über­le­ben­den Trup­pen wa­ren mehr wert als die Scha­den­er­satz­for­de­run­gen, die die Exo­ten er­he­ben wür­den.
    Ich war­te­te die Ka­pi­tu­la­ti­on- und Schlich­tungs­ver­trä­ge nicht ab. Es gab nichts mehr, wor­auf ich hät­te war­ten müs­sen. Einen Au­gen­blick lang war auf die­sem Schlacht­feld al­les in der Schwe­be ge­we­sen – wie ei­ne große, über­wäl­ti­gen­de Wo­ge über uns al­len, ei­ne schäu­men­de und gisch­ten­de und sich wei­ter auf­tür­men­de Wel­le, die über uns her­ein­zu­bre­chen droh­te, mit ei­ner Wucht, die ihr Echo auf al­le Wel­ten der Mensch­heit wer­fen wür­de. Jetzt plötz­lich war sie an uns vor­bei­ge­rollt. Nichts er­in­ner­te mehr an sie, nur ein lei­ses Da­v­on­schäu­men in der Fer­ne, ein Ab­trop­fen in Ver­gan­gen­heit und Ge­we­se­nes.
    Hier gab es nichts mehr für mich zu tun. Nichts.
    Wenn es Ja­me­thon ge­lun­gen wä­re, Ken­sie zu tö­ten … selbst wenn er als Er­geb­nis da­von die Exo­ten zu ei­ner prak­tisch kampf­lo­sen Ka­pi­tu­la­ti­on ge­zwun­gen hät­te – ich hät­te den Vor­fall am Ver­hand­lungs­tisch zu ei­nem Werk­zeug der Zer­stö­rung ma­chen kön­nen. Aber er hat­te es nur ver­sucht, war ge­schei­tert und ge­stor­ben. Wer konn­te die öf­fent­li­che Mei­nung da­mit ge­gen die Quä­ker auf­brin­gen?
    Ich ging an Bord ei­nes Raum­schif­fes und flog zu­rück zur Er­de, wie ein Mann, der in ei­nem Traum ge­fan­gen ist. Und ich frag­te mich nach dem Warum.
    Auf der Er­de an­ge­kom­men, sag­te ich mei­nen Re­dak­teu­ren, ich sei kör­per­lich nicht ganz auf der Hö­he. Sie sa­hen mich nur ein­mal an und glaub­ten mir. Ich nahm un­be­schränk­ten Ur­laub und ver­brach­te die meis­te Zeit im Zen­tralar­chiv der Nach­rich­ten­diens­te im Haa­ger Schieds­hof. Dort durch­stö­ber­te ich blind­lings gan­ze Ak­ten­ber­ge und Sta­pel aus Nach­schla­ge­wer­ken über die Quä­ker, die Dor­sai und die Exo­ti­schen Wel­ten. Nach was such­te ich? Ich wuß­te es nicht. Ich folg­te auch den Nach­rich­ten­be­rich­ten von San­ta Ma­ria, die die Ka­pi­tu­la­ti­ons- und Schlich­tungs­ver­trä­ge be­tra­fen. Und ich trank ei­ne Men­ge, wäh­rend ich sie stu­dier­te.
    Ich fühl­te mich so be­täubt und be­nom­men wie ein

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