Unter dem Banner von Dorsai
abschneidet, die es hält – gegen wen oder was Sie es auch richten. Ich habe eine Neuigkeit für Sie. Kensie Graeme ist tot.“
„Tot?“ Der Regen schien mir nun plötzlich entgegenzudröhnen, und der Boden des Parkplatzes zu meinen Füßen glitt davon, als sei er nur der Schatten einer anderen Realität.
„Er wurde vor fünf Tagen von drei Angehörigen der Blauen Front ermorden.“
„Ermordet?“ flüsterte ich. „Warum?“
„Weil der Krieg vorüber war“, sagte Padma. „Weil Jamethons Tod und die Kapitulation der Quäker-Streitkräfte ohne vorherige Kampfhandlungen, die die Landwirtschaft arg in Mitleidenschaft gezogen hätten, die Sympathie der Zivilbevölkerung unseren Truppen gegenüber erheblich gesteigert hat. Weil die Blaue Front aufgrund dieses Sympathiezuwachses weiter als jemals zuvor von der Macht entfernt ist. Sie hofften, unsere Truppen durch die Ermordung Graemes zu Vergeltungsmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung provozieren zu können, so daß die Regierung von Santa Maria die Soldaten zu uns Exoten zurückschicken müßte und einer Rebellion der Blauen Front somit schutzlos ausgeliefert wäre.“
Ich starrte ihn an.
„Alles steht in einer Wechselbeziehung zueinander“, fuhr Padma fort. „Kensie war für eine endgültige Versetzung an einen Schreibtischposten daheim auf Mara oder Kultis vorgesehen. Er und sein Bruder Ian hätten für den Rest ihres Berufslebens keinen Krieg mehr führen müssen. Durch Jamethons Tod, der eine kampflose Kapitulation seiner Truppen möglich machte, wurde eine Situation geschaffen, die die Blaue Front veranlaßte, Kensie zu ermorden. Wenn es auf Santa Maria nicht zu der Auseinandersetzung zwischen Ihnen und Jamethon gekommen wäre und wenn Jamethon nicht gewonnen hätte, dann würde Kensie noch leben. Unsere Kalkulationen beweisen das.“
„Jamethon und ich?“ Mein Atem war plötzlich trocken.
„Ja“, sage Padma. „Sie waren der Faktor, der Jamethon zu seiner Lösung verhalf.“
„Ich habe ihm geholfen?“ sagte ich. „Ich?“
„Er hat in Sie hineingesehen“, sagte Padma. „Er hat durch die rachsüchtige und zerstörerische Oberfläche gesehen, die Sie für Ihr Selbst halten – bis hin zu dem kreativen Kern in Ihnen, der so fest in Ihnen verankert ist, daß er nicht einmal von Ihrem Onkel ausgetilgt werden konnte.“
Zwischen uns trommelte und donnerte der Regen. Aber jedes Wort von Padma drang klar und trocken zu mir durch.
„Ich glaube Ihnen nicht!“ schrie ich. „Ich glaube nicht, daß er so etwas gesehen hat! Ich glaube nicht, daß er dazu in der Lage war!“
„Ich sagte Ihnen“, fuhr Padma fort, „Sie würden den evolutionären Fortschritt unserer Splitterkulturen nicht ganz begreifen. Jamethons Glaube war nicht von einer Art, die durch äußere Einflußnahme erschüttert werden kann. Wenn Sie tatsächlich so wären wie Ihr Onkel Mathias, dann hätte er Ihnen nicht einmal zugehört. Er hätte Sie als einen Menschen ohne Seele ignoriert. Statt dessen aber hat er Sie als Besessenen gesehen, als einen Mann, der – wie er es ausgedrückt hätte – mit der Stimme des Satans sprach.“
„Das glaube ich nicht!“ schrie ich.
„Sie glauben es“, sagte Padma. „Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig, als es zu glauben. Denn nur dadurch konnte Jamethon seine Lösung finden.“
„Lösung!“
„Er war ein Mann, der für seinen Glauben zu sterben bereit war. Aber als Kommandeur fand er es unverantwortlich, seine Männer aus einem so persönlichen Motiv in den Tod ziehen zu lassen.“ Padma musterte mich, und für einen Augenblick ließ der Regen ein wenig nach. „Aber Sie boten ihm etwas an, das er für die sündige Verlockung
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