Unter dem Banner von Dorsai
meine eigene Lüge zu bestätigen – damit ich meine Augen verschlossen halten konnte vor dem einen Menschen von allen vierzehn Welten, dessen Anblick ich nicht ertrug. Und dieser eine Mensch war nicht der Gruppenführer, der Dave und die anderen massakriert hatte, nicht einmal Mathias.
Ich selbst war es.
Jamethon war kein gewöhnlicher Fanatiker, nicht mehr als Kensie ein gewöhnlicher Soldat oder Padma ein gewöhnlicher Philosoph war. Sie waren mehr als das – und insgeheim hatte ich das immer gewußt, tief in meinem Innern, dort, wo ich dieses Wissen ignorieren konnte. Aus diesem Grund hatten sie nicht auf meine versuchten Manipulationen reagiert und sich nicht wie von mir geplant verhalten. Aus diesem Grund … genau aus diesem Grund.
Das hoch gelegene, steinige und kalte Land meiner Vision war nicht nur für die Dorsai da. Es war für sie alle da: ein Land, wo die Fetzen aus Falschheit und Illusion fortgezerrt wurden von dem sauberen und kühlen Wind ehrlicher Standhaftigkeit und Überzeugung, wo Heuchelei dahinsiechte und starb und wo nur das leben konnte, was offen und rein war.
Für sie war es da – für all jene, die das reine Wesen ihrer Splitterkultur verkörperten. Und dieses reine Wesen war es, das ihnen ihre wirkliche Stärke verlieh. Sie waren jenseits allen Zweifels – genau das war der Punkt. Und genau das machte sie unbesiegbar, nicht in erster Linie all die Fähigkeiten von Körper und Geist. Denn ein Mann wie Kensie konnte niemals unterworfen werden. Und einer wie Jamethon würde nie seinen Glauben verraten.
Hatte mir Jamethon selbst das nicht klar und deutlich gesagt? Hatte er nicht gesagt: „Lassen Sie es mich Ihnen für meine eigene Person bezeugen“ und dann hinzugefügt, selbst wenn das Universum um ihn herum einstürzte und sich sein Gott und seine Religion als Täuschung erwiesen, so würde seine innerste Überzeugung davon nicht erschüttert werden?
Und so war es auch mit Kensie: Auch wenn sich seine Armeen um ihn herum zurückzögen und ihn allein ließen … Kensie würde sich nicht von der Stelle rühren, um seinen Posten zu verlassen und seine Pflicht zu vernachlässigen. Er stellte sich allein dem Kampf, zögen ihm auch ganze Heere entgegen. Denn sie konnten ihn zwar töten, aber niemals unterwerfen.
Und auch mit Padma: Selbst wenn alle seine exotischen Kalkulationen und Theorien von einem Augenblick zum anderen über den Haufen geworfen wurden – wenn sie sich als falsch und irrig erwiesen –, es würde seinen Glauben an die vorwärts gerichtete Evolution des menschlichen Geistes, der er sein Leben gewidmet hatte, nicht ins Wanken bringen.
Mit Recht betraten sie das hoch gelegene und steinige Land … sie alle: Dorsai und Quäker und Exoten. Und ich war einfältig genug gewesen, es ebenfalls zu betreten und zu versuchen, dort gegen einen von ihnen zu kämpfen. Kein Wunder, daß ich besiegt worden war – so wie es Mathias immer vorausgesagt hatte. Ich hatte nie eine Chance gehabt zu gewinnen.
Und so kehrte ich zu dem trüben Tag und dem strömenden Regen zurück. Meine Knie drohten, unter meinem eigenen Gewicht nachzugeben; ich war wie ein Strohhalm, der von einer Sturmbö abgeknickt worden war. Der Regen ließ nach, und Padma stützte mich. Benommen und erstaunt bemerkte ich die Kraft seiner Hände; bei Jamethon war es ähnlich gewesen.
„Lassen Sie mich gehen“, murmelte ich.
„Wohin würden Sie gehen, Tam?“ fragte er.
„Irgendwohin“, flüsterte ich. „Ich höre auf. Ich vergrabe mich irgendwo und vergesse das alles. Ich lasse alles hinter mir und gebe auf.“ Schließlich gelang es mir, meine Knie wieder zu strecken.
„So einfach ist das nicht“, sagte Padma und ließ
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