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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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des Teu­fels hal­ten muß­te: sein Le­ben in die­ser Welt, wenn er sei­nen Glau­ben und sei­ne Män­ner ver­ra­ten und da­mit den Kon­flikt ver­mei­den wür­de, der zu sei­nem und ih­rem Tod füh­ren muß­te.“
    „Was wa­ren das für ver­rück­te Über­le­gun­gen?“ sag­te ich. In der Kir­che wa­ren die Ge­be­te ver­stummt, und ei­ne ein­zel­ne, kräf­ti­ge und tie­fe Stim­me hat­te mit der To­ten­mes­se be­gon­nen.
    „Sie wa­ren nicht ver­rückt“, wi­der­sprach Pad­ma. „In dem Au­gen­blick, als er sich dar­über klar­wur­de, lag die Ant­wort auf der Hand. Er brauch­te nur das Ge­gen­teil von dem zu tun, was ihm der Sa­tan an­bot. Er muß­te die ab­so­lu­te Not­wen­dig­keit des ei­ge­nen To­des ak­zep­tie­ren.“
    „Und das war ei­ne Lö­sung?“ Ich ver­such­te zu la­chen, doch mei­ne Keh­le brann­te.
    „Es war die ein­zi­ge Lö­sung“, sag­te Pad­ma. „Als er das be­grif­fen hat­te, sah er so­fort, daß es nur einen Aus­weg gab: Es gab nur ei­ne Si­tua­ti­on, in der sei­ne Män­ner ka­pi­tu­lie­ren wür­den – wenn er tot war und sie sich in ei­ner un­halt­ba­ren Kampf­po­si­ti­on be­fan­den, aus Grün­den, die nur er kann­te.“
    Ich spür­te, wie das Echo sei­ner Wor­te in mir gleich ei­ner rhe­to­ri­schen Lan­ze durch mein In­ners­tes schnitt.
    „Aber er woll­te nicht ster­ben!“ sag­te ich.
    „Er über­ließ die Ent­schei­dung sei­nem Gott“, gab Pad­ma zu­rück. „Er ar­ran­gier­te es so, daß ihn nur ein Wun­der ret­ten konn­te.“
    „Was sa­gen Sie da?“ Ich starr­te ihn an. „Er stell­te einen Ver­hand­lungs­tisch mit Par­la­men­tär­flag­ge auf. Er nahm vier Män­ner …“
    „Da war kei­ne Flag­ge. Und die Män­ner wa­ren alt und woll­ten einen Mär­ty­rer­tod ster­ben.“
    „Er nahm vier!“ schrie ich. „Vier plus eins er­gibt fünf. Und al­le fünf ge­gen Ken­sie – einen Mann. Ich stand an die­sem Tisch und ha­be es ge­se­hen. Fünf ge­gen …“
    „Tam.“
    Die­ses ei­ne Wort ließ mich in­ne­hal­ten. Plötz­lich be­gann ich mich zu fürch­ten. Ich woll­te nicht hö­ren, was er mir zu sa­gen ge­dach­te. Ich fürch­te­te, daß ich wuß­te, was er mir sa­gen wür­de, daß ich es be­reits seit ei­ni­ger Zeit wuß­te. Und ich woll­te es nicht hö­ren … ich woll­te es nicht von ihm hö­ren. Der Re­gen ström­te noch hef­ti­ger, pras­sel­te auf uns nie­der und trom­mel­te un­barm­her­zig auf den As­phalt. Doch trotz des Rau­schens und Strö­mens drang je­des Wort deut­lich und er­bar­mungs­los zu mir durch.
    Pad­mas Stim­me be­gann wie der Re­gen in mei­nen Oh­ren zu dröh­nen, und ich fühl­te mich plötz­lich so kalt und halt­los und von al­ler Wirk­lich­keit ge­trennt, als hät­te ich ho­hes Fie­ber. „Glau­ben Sie, daß sich Ja­me­thon auch nur einen Au­gen­blick lang selbst et­was vor­ge­macht hat, so wie Sie die gan­ze Zeit über? Er war das Pro­dukt ei­ner Split­ter­kul­tur, und in Ken­sie er­kann­te er ein an­de­res. Glau­ben Sie, daß er es auch nur einen Au­gen­blick lang für mög­lich hielt, er und sei­ne vier al­ten Fa­na­ti­ker könn­ten – oh­ne die Un­ter­stüt­zung ei­nes Wun­ders – einen be­waff­ne­ten, wach­sa­men und ein­satz­be­rei­ten Sol­da­ten der Dor­sai wie Ken­sie Grae­me um­brin­gen, be­vor sie von ihm nie­der­ge­schos­sen und selbst ge­tö­tet wur­den?“
    Selbst … selbst … selbst …
    Die­ses Wort zog mich da­von, weit weg von dem trü­ben Tag und dem Re­gen. Es hob mich aus der Näs­se und trug mich fort zu den Win­den jen­seits der dunklen Wol­ken. Und es brach­te mich schließ­lich in das hoch ge­le­ge­ne, kal­te und stei­ni­ge Land, das ich schon ein­mal kurz er­blickt hat­te – da­mals, als ich Ken­sie Grae­me ge­fragt hat­te, ob er es je­mals zu­las­sen wür­de, daß ge­fan­ge­ne Quä­ker um­ge­bracht wur­den. Es war die­ses Land, das ich im­mer ge­mie­den hat­te, doch jetzt be­trat ich es end­lich.
    Und ich er­in­ner­te mich.
    Von An­fang an hat­te ich tief in mei­nem In­nern ge­wußt, daß der Fa­na­ti­ker, der Da­ve und die an­de­ren er­mor­det hat­te, nicht für al­le Quä­ker stand. Ja­me­thon war kein eis­kal­ter Kil­ler. Ich hat­te ver­sucht, ihn da­zu zu ma­chen, um

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