Unter dem Banner von Dorsai
der ganzen Menschheit selbst.
Ich war wie wir alle, selbst Mathias, dazu geboren, aufzubauen und nicht zu zerschmettern, ein Schöpfer zu sein und kein Zerstörer – wenn wir nicht vom rechten Weg abkamen. Jetzt war ich wie eine neue und reine Saite, die von allen Verunreinigungen gesäubert worden war – jede Faser, jedes einzelne Atom meines Wesens, erklang in dem klaren und unveränderbaren Ton, der der einzige und wahre Sinn des Lebens war. Benommen und müde wandte ich mich schließlich von der Kirche ab, ging zu meinem Wagen und stieg ein. Inzwischen hatte es fast ganz aufgehört zu regnen, und der Himmel klarte rascher auf. Die dünnen Nebelschlieren trieben auseinander und wirkten nun irgendwie freundlicher. Und die Luft war frisch und belebend.
Ich öffnete die Wagenfenster, als ich vom Parkplatz fuhr und auf die lange Straße einbog, die zum Raumhafen führte. Und durch das offene Fenster neben mir hörte ich, wie die Gemeinde im Innern der Kirche das letzte Lied anstimmte.
Es war die Kampfhymne der Quäkersoldaten, die sie sangen. Und als ich die Straße hinunterfuhr, fort von der Kirche, da schienen mir die Stimmen nachzuwehen, ohne dabei leiser zu werden. Sie klangen nicht düster und kummervoll, um einem Toten ein trauriges Lebewohl zu sagen, sondern jubelnd und triumphierend – wie ein Marschlied auf den Lippen jener Soldaten, die am Morgen eines neuen Tages ins Feld zogen.
Frage nicht, Soldat – nicht jetzt noch irgendwann!
In welchen Krieg dein Banner dich führen mag!
Der Gesang folgte mir, als ich fortfuhr. Und als ich mich weiter von der Kirche entfernte, schienen die Stimmen miteinander zu verschmelzen, bis sie schließlich wie eine einzige klangen, die laut und kräftig sang. Vor mir brach die Wolkendecke auf. Die Sonne schien hindurch, und die Flecken aus blauem Himmel waren wie glänzende, im Wind flatternde Fahnen.
Ich betrachtete diese einzelnen Flecken, als ich mich dem Bereich näherte, wo sie sich schließlich vereinten und alle Wolken verdrängten. Und noch eine ganze Zeitlang lauschte ich dem Gesang hinter mir, während ich dem Raumhafen und dem Raumschiff zur Erde entgegenfuhr. Und Lisa, die dort im Sonnenlicht auf mich warten würde.
Nachwort
Der Autor dieses Romans, Gordon Rupert Dickson, wurde 1923 in Edmonton, Alberta, geboren. Er wuchs in Kanada auf, siedelte mit seiner Familie im Alter von 13 Jahren in die USA über und studierte, unterbrochen durch die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, an der Universität von Minnesota. Hier lernte er u. a. Poul Anderson kennen, der damals nicht nur an der gleichen Universität studierte, sondern auch im gleichen Haus wie Dickson wohnte. Gordon R. Dickson veröffentlicht seit 1950 Science Fiction und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet: Neben dem E. E. Smith Memorial Award und dem August Derleth Award errang er einmal den Nebula und dreimal den Hugo. Zu den mit dem Hugo ausgezeichneten Werken gehören zwei Novellen aus dem „Childe-Zyklus“: die Kurzfassung des hier vorliegenden Romans Soldier, Ask Not (Unter dem Banner von Dorsai) und Lost Dorsai (deutscher Titel liegt noch nicht fest). Womit wir beim Thema wären. Denn obwohl Gordon R. Dickson auch einige andere sehr gute SF- und Fantasy-Romane geschrieben hat – eine der besten dürfte The Alien Way ( Mit den Augen der Fremden, Moewig-SF 3550) sein –, steht im Mittelpunkt seines Werkes eine auf insgesamt zwölf Werke angelegte Geschichte der Menschheit. Die Kernwerke sind auch als „Dorsai-Zyklus“ bekannt. Der Roman Tactics of Mistake (Die Söldner von Dorsai, Moewig-SF 3580) ist chronologisch gesehen der erste Dorsai-Roman. Der Zyklus wird fortgeführt mit Soldier, Ask Not (Unter dem
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