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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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ur­plötz­lich war ich aus dem Bus, oh­ne zu wis­sen, wie mir ge­sch­ah. Als mein Fuß den As­phalt be­rühr­te, war es plötz­lich wie­der da, die­ses Ge­fühl, das mich wie ein tiefer Gong­ton be­rühr­te. Ich hielt an, wie ein Mensch, der in Tran­ce fallt.
    „Ver­zei­hung“, sag­te ei­ne Stim­me hin­ter mir. „Sie ge­hö­ren doch mit zu der Grup­pe? Wür­den Sie sich bit­te an­schlie­ßen? Ich bin Ihr Frem­den­füh­rer.“
    Ich dreh­te mich auf dem Ab­satz um und stand Au­ge in Au­ge mit ei­nem jun­gen Mäd­chen, das die blaue Ro­be ei­ner Exo­tin trug. Sie stand da, so frisch wie die Son­ne über ihr – doch an ihr war et­was Frem­des, et­was, das nicht zu ih­rer Er­schei­nung paß­te.
    „Sie sind kei­ne Exo­tin!“ sag­te ich un­ver­mit­telt. An­schei­nend war sie es wirk­lich nicht. Ein ge­bo­re­ner Exo­te sieht ganz an­ders aus. Ihr Ge­sichts­aus­druck ist ge­faß­ter als der an­de­rer Men­schen, ih­re Au­gen, ih­re Bli­cke sind durch­drin­gen­der als die un­se­ren. Sie sind wie die Frie­dens­göt­ter, de­ren Hän­de auf ei­nem Blitz ru­hen, oh­ne sich des­sen Ge­gen­wart be­wußt zu wer­den, oh­ne zu wis­sen, wel­chen Don­ner­schlag sie mit ei­ner ein­zi­gen Be­we­gung aus­lö­sen kön­nen.
    „Ich bin nur ei­ne Mit­ar­bei­te­rin“, er­wi­der­te sie. „Ich hei­ße Li­sa Kent. Und Sie ha­ben ab­so­lut recht. Ich bin kei­ne ge­bo­re­ne Exo­tin.“ Sie schi­en sich nicht dar­an zu stö­ren, daß ich fest­ge­stellt hat­te, wie sich ihr Kör­per un­ter der Ro­be ab­zeich­ne­te, die sie trug. Sie war klei­ner und zier­li­cher als mei­ne Schwes­ter, die eben­so hoch­ge­wach­sen war wie ich – fast zu zier­lich für einen Er­den­menschen. Ei­leen war sil­ber­blond, wäh­rend mein Haar zu je­ner Zeit be­reits nach­ge­dun­kelt war. Als mei­ne El­tern star­ben, war ich ge­nau­so ein Blond­kopf ge­we­sen. Aber mei­ne Haa­re wa­ren mit den Jah­ren in Ma­thi­as 1 Haus dun­kel ge­wor­den. Doch die­ses Mäd­chen Li­sa hat­te brau­nes Haar, war hübsch und lä­chel­te ver­bind­lich – es war ein fröh­li­ches Lä­cheln. Ih­re hüb­sche Er­schei­nung ge­fiel mir, so wie sie in ih­rem exo­ti­schen Ge­wand vor mir stand – und gleich­zei­tig är­ger­te sie mich, weil sie mir zu selbst­si­cher vor­kam.
    Ich be­ob­ach­te­te sie, wäh­rend sie sich um die an­de­ren Be­su­cher küm­mer­te, die dar­auf war­te­ten, durch die En­zy­klo­pä­die ge­führt zu wer­den. Und so­bald sich die Grup­pe in Be­we­gung ge­setzt hat­te, ge­sell­te ich mich zu ihr und ver­wi­ckel­te sie im­mer wie­der in ein Ge­spräch, wenn sie der Be­su­cher­grup­pe nicht ge­ra­de et­was er­klä­ren muß­te.
    Sie zö­ger­te nicht, über sich selbst zu spre­chen. Sie war im nord­ame­ri­ka­ni­schen Mit­tel­wes­ten zur Welt ge­kom­men, di­rekt vor den To­ren von St. Louis, wie sie mir er­zähl­te. Sie hat­te die Grund­schu­le und die hö­he­re Schu­le in der En­kla­ve be­sucht, war von den exo­ti­schen Phi­lo­so­phen über­zeugt und hat­te de­ren Wer­ke und Me­tho­den über­nom­men. Ei­gent­lich scha­de bei ei­nem Mäd­chen ih­res­glei­chen, so hübsch und so at­trak­tiv – und das sag­te ich ihr frei her­aus.
    „Wie­so könn­te ich mich da ver­schwen­den“, sag­te sie und schenk­te mir ein Lä­cheln, „wenn ich mei­ne Kräf­te auf die­se Wei­se voll aus­schöp­fen kann – und dies zum best­mög­li­chen Zweck?“
    Viel­leicht lacht sie dich aus, dach­te ich. So was konn­te ich schon da­mals nicht ver­tra­gen – ich ge­hör­te nicht zu je­nen, die man ein­fach aus­lacht.
    „Und wie, bit­te, se­hen die­se best­mög­li­chen Zie­le oder Zwe­cke aus?“ frag­te ich so barsch, wie ich nur konn­te. „In­dem Sie viel­leicht Ih­ren Na­bel be­trach­ten?“
    Ihr Lä­cheln war plötz­lich ver­schwun­den, und sie sah mich so be­trof­fen an, daß ich mich auch noch spä­ter an ih­ren Blick er­in­ner­te.
    Es war, als hät­te sie mich ganz plötz­lich er­blickt – wie einen, der auf der nächt­li­chen See da­hin­treibt un­ter je­nem fes­ten Fel­sen, auf dem sie steht. Sie streck­te die Hand aus, als woll­te sie mich be­rüh­ren, dann ließ sie ih­re Hand wie­der sin­ken, als hät­te sie sich auf

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