Unter dem Banner von Dorsai
urplötzlich war ich aus dem Bus, ohne zu wissen, wie mir geschah. Als mein Fuß den Asphalt berührte, war es plötzlich wieder da, dieses Gefühl, das mich wie ein tiefer Gongton berührte. Ich hielt an, wie ein Mensch, der in Trance fallt.
„Verzeihung“, sagte eine Stimme hinter mir. „Sie gehören doch mit zu der Gruppe? Würden Sie sich bitte anschließen? Ich bin Ihr Fremdenführer.“
Ich drehte mich auf dem Absatz um und stand Auge in Auge mit einem jungen Mädchen, das die blaue Robe einer Exotin trug. Sie stand da, so frisch wie die Sonne über ihr – doch an ihr war etwas Fremdes, etwas, das nicht zu ihrer Erscheinung paßte.
„Sie sind keine Exotin!“ sagte ich unvermittelt. Anscheinend war sie es wirklich nicht. Ein geborener Exote sieht ganz anders aus. Ihr Gesichtsausdruck ist gefaßter als der anderer Menschen, ihre Augen, ihre Blicke sind durchdringender als die unseren. Sie sind wie die Friedensgötter, deren Hände auf einem Blitz ruhen, ohne sich dessen Gegenwart bewußt zu werden, ohne zu wissen, welchen Donnerschlag sie mit einer einzigen Bewegung auslösen können.
„Ich bin nur eine Mitarbeiterin“, erwiderte sie. „Ich heiße Lisa Kent. Und Sie haben absolut recht. Ich bin keine geborene Exotin.“ Sie schien sich nicht daran zu stören, daß ich festgestellt hatte, wie sich ihr Körper unter der Robe abzeichnete, die sie trug. Sie war kleiner und zierlicher als meine Schwester, die ebenso hochgewachsen war wie ich – fast zu zierlich für einen Erdenmenschen. Eileen war silberblond, während mein Haar zu jener Zeit bereits nachgedunkelt war. Als meine Eltern starben, war ich genauso ein Blondkopf gewesen. Aber meine Haare waren mit den Jahren in Mathias 1 Haus dunkel geworden. Doch dieses Mädchen Lisa hatte braunes Haar, war hübsch und lächelte verbindlich – es war ein fröhliches Lächeln. Ihre hübsche Erscheinung gefiel mir, so wie sie in ihrem exotischen Gewand vor mir stand – und gleichzeitig ärgerte sie mich, weil sie mir zu selbstsicher vorkam.
Ich beobachtete sie, während sie sich um die anderen Besucher kümmerte, die darauf warteten, durch die Enzyklopädie geführt zu werden. Und sobald sich die Gruppe in Bewegung gesetzt hatte, gesellte ich mich zu ihr und verwickelte sie immer wieder in ein Gespräch, wenn sie der Besuchergruppe nicht gerade etwas erklären mußte.
Sie zögerte nicht, über sich selbst zu sprechen. Sie war im nordamerikanischen Mittelwesten zur Welt gekommen, direkt vor den Toren von St. Louis, wie sie mir erzählte. Sie hatte die Grundschule und die höhere Schule in der Enklave besucht, war von den exotischen Philosophen überzeugt und hatte deren Werke und Methoden übernommen. Eigentlich schade bei einem Mädchen ihresgleichen, so hübsch und so attraktiv – und das sagte ich ihr frei heraus.
„Wieso könnte ich mich da verschwenden“, sagte sie und schenkte mir ein Lächeln, „wenn ich meine Kräfte auf diese Weise voll ausschöpfen kann – und dies zum bestmöglichen Zweck?“
Vielleicht lacht sie dich aus, dachte ich. So was konnte ich schon damals nicht vertragen – ich gehörte nicht zu jenen, die man einfach auslacht.
„Und wie, bitte, sehen diese bestmöglichen Ziele oder Zwecke aus?“ fragte ich so barsch, wie ich nur konnte. „Indem Sie vielleicht Ihren Nabel betrachten?“
Ihr Lächeln war plötzlich verschwunden, und sie sah mich so betroffen an, daß ich mich auch noch später an ihren Blick erinnerte.
Es war, als hätte sie mich ganz plötzlich erblickt – wie einen, der auf der nächtlichen See dahintreibt unter jenem festen Felsen, auf dem sie steht. Sie streckte die Hand aus, als wollte sie mich berühren, dann ließ sie ihre Hand wieder sinken, als hätte sie sich auf
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