Unter dem Banner von Dorsai
obwohl er eigentlich gar nicht genau wußte, warum, muß er sich eingebildet haben, daß ihm durch sein jüngstes Verhalten im Felde eine Sonderbeförderung zustand und daß ich gekommen war, um über einen solchen Vorfall zu berichten. Da ich nichts weiter war als ein Zivilist, dachte er bei sich, würde ich mir wahrscheinlich niemals träumen lassen, daß er selbst über eine bevorstehende Beförderung nicht im Bilde war, so daß ich gleich im ersten Augenblick mit der Neuigkeit herausrückte.
Es war etwas abstoßend, auf welche Weise sich seine Stimme und Haltung veränderten, nachdem er all dies zu seiner Zufriedenheit ausgeknobelt hatte. Wie die meisten Menschen, die nur über untergeordnete Fähigkeiten verfügen, hatte er ein Leben lang nach Gründen und Ausflüchten gesucht, wonach er zwar außerordentliche Qualitäten aufzuweisen habe, aber durch mißliche Umstände und Vorurteile bis heute nicht zu seinem Recht gekommen sei.
Dann tischte er mir all diese Gründe und Ausflüchte auf, während er bemüht war, mich über seine Person aufzuklären. Hätte ich ihn wirklich wegen einer Reportage interviewt, so hätte ich ihn mehr als einmal mit seinen eigenen Worten widerlegen und ihn von seiner Bedeutungslosigkeit überzeugen können. Diese Geschichte, die er mir erzählte, strotzte vor Selbstmitleid, war ein einziges Jammern und Klagen. Die fetten Pfründe waren als Söldner zu verdienen, doch diese Gelegenheiten wurden ihm entweder von den Quäkern oder von den Dorsai vor seiner Nase weggeschnappt. Frane hatte weder die Gabe noch die Überzeugung, um das harte Leben der Quäker zu meistern, auch nicht als Söldner. Und zum Dorsai mußte man einfach geboren sein. Also mußte er sich mit den Brosamen begnügen, die vom Tische der Reichen fielen, mit der Leitung der Hilfstruppen verschiedener Welten oder politischer Zonen und wurde stets beiseite geschoben, wenn ein höherer Posten zu vergeben war, den man dann jeweils mit den Einheimischen oder ausgebildeten Söldnern besetzte, die eigens für den tatsächlichen Kampf eingeflogen wurden.
Eine solche Tätigkeit wurde natürlich bei weitem nicht so gut entlohnt wie die Tätigkeit der Söldner. Eine Regierung konnte zweitklassige Offiziere wie Frane durchaus auf Sparflamme setzen und sie auf dieser Flamme schmoren lassen. Doch brauchte eine Regierung Söldner, so mußten es eben Söldner sein, wie sie im Buch stehen. Und wenn es darauf ankam, dann wurden natürlich diejenigen bevorzugt, die bereit waren, für gutes Geld ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
Doch genug über Oberleutnant Frane, der gar nicht so wichtig war. Er war ein kleines Würstchen, das sich jetzt selbst davon überzeugt hatte, daß man ihm – und sei es bei den Interstellaren Nachrichtendiensten – als potentielle Größe Anerkennung zollen würde. Wie die meisten Menschen seines Schlages hatte er übertriebene Vorstellungen über den positiven Einfluß der Publicity auf seine Karriere. Er berichtete alles über seine Person, zeigte mir die Stellen am Abhang, wo sich seine Leute eingegraben hatten, und als dann die Zeit gekommen war, daß ich aufbrechen mußte, hatte ich ihn soweit, daß er wie ein dressierter Affe reagierte. In dem Augenblick also, als ich drauf und dran war, mich hinter die Linien zurückzuziehen, ließ ich meinen ersten und einzigen Versuchsballon steigen. Ich ließ die Katze aus dem Sack.
„Wissen Sie, mir ist gerade etwas eingefallen. Das Hauptquartier hat mir die Erlaubnis erteilt, einen von Ihren Leuten auszusuchen, der mich nachher begleitet. Eigentlich sollte es einer vom Hauptquartier sein, aber es wäre besser, wenn ich
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