Unter dem Banner von Dorsai
anstarrte, als wollte sie meine Aufmerksamkeit wecken. Doch mir war, als würden meine Sinne dies alles wie aus weiter Ferne wahrnehmen. Denn wenn ich recht hatte – sofern ich wirklich recht hatte –, so gingen selbst Padmas Berechnungen auf jene dunkle Kraft hinaus, die in mir waltete, jene Fähigkeit, die ich in den letzten fünf Jahren zur Schau getragen hatte. Wenn ich aber wirklich über solche Kräfte verfügte, was konnte ich dann als nächstes alles tun?
„Es geht nicht darum, was Sie vorhaben!“ sagte Lisa verzweifelt. „Sehen Sie, auch ein Gewehr hat es nicht vor, jemanden zu erschießen. Aber es ist in Ihnen, Tam, wie eine Waffe, deren Hähne gespannt sind. Nur dürfen Sie es nicht zulassen, daß diese Waffe losgeht. Sie können sich ändern, solange noch Zeit dafür bleibt. Sie können sich selbst und die Enzyklopädie retten …“
Das letzte Wort durchfuhr mich wie ein Donnerschlag, dem ein millionenfaches Echo folgte. Es hörte sich an wie jene zahllosen Stimmen, die ich vor fünf Jahren am Transitpunkt des Indexraumes in der Enzyklopädie vernommen hatte. Durch all die Erregung, die mich umfing, drang es plötzlich zu mir durch und berührte mich so scharf wie eine Speerspitze. Es drang wie ein heller Lichtstrahl durch die dunklen Wände, die sich triumphierend um mich herum aufgerichtet hatten, wie an jenem Tag in Mark Torres Büro. Wie ein gleißendes Licht durchschnitt es für einen Augenblick die Dunkelheit und ließ mich ein Bild erblicken – mich selbst, im Regen, Padma mir gegenüber, und einen Toten, der zwischen uns beiden lag.
Doch ich riß mich von dieser Vorstellung los, wich zurück in die angenehme, einlullende Finsternis, und das Gefühl meiner Kraft und meiner Stärke kehrte wieder zurück.
„Ich brauche die Enzyklopädie nicht!“ sagte ich laut.
„Doch! Und ob Sie sie brauchen!“ rief sie. „Jeder Erdgeborene braucht sie – und wenn Padma recht hat in Zukunft auch alle Menschen auf allen vierzehn Welten. Und nur Sie allein können dafür sorgen, daß sie sie auch bekommen. Tam, Sie müssen …“
„Müssen!“
Diesmal trat ich einen Schritt zurück. Ich war von jener eiskalten Wut erfüllt, die einst nur Mathias in mir erwecken konnte, doch diesmal gemischt mit einem Gefühl des Triumphes und der Macht. „ Ich muß gar nichts! Setzen Sie mich nicht mit all diesen Erdenwürmern gleich. Vielleicht brauchen sie Ihre Enzyklopädie, ich aber nicht!“
Damit ging ich um sie herum und nutzte meine Kraft, um sie buchstäblich beiseite zu schieben. Ich hörte, wie sie mir nachrief, während ich die Treppen hinunterging. Ich aber verschloß meine Ohren und wollte ihren Ruf nicht hören. Ich weiß bis heute noch nicht, was sie mir zuletzt nachgerufen hat. Ich ließ den Balkon und ihre Rufe hinter mir, bahnte mir meinen Weg durch die Menge und strebte jenem Ausgang zu, durch welchen der Strahlende verschwunden war. Nachdem der Quäker-Führer gegangen war, gab es auch für mich keinen Grund, hier weiter herumzustehen. Und bei meinem von neuem erwachten Machtgefühl konnte ich die Leute einfach nicht mehr um mich dulden. Die meisten unter ihnen stammten von den Neuen Welten. Aber Lisas Stimme klang weiter in meinem Ohr und sagte mir, daß ich die Enzyklopädie brauchte, wie ein Echo der bitteren Lektionen meines Onkels Mathias über die Hilflosigkeit und Nutzlosigkeit des Erdenmenschen.
Wie ich bereits angenommen hatte, waren der Strahlende und derjenige, der ihn vom Empfang abberufen hatte, bereits verschwunden, als ich draußen in der frischen Kühle dieser mondlosen Freiland-Nacht angelangt war. Der Parkplatzwächter sagte mir, sie seien weggefahren.
Ich hatte wenig Grund dazu, jetzt gleich nach ihnen zu suchen. Sie konnten überall hingefahren sein,
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