Unter dem Banner von Dorsai
vielleicht hatten sie auch den Planeten bereits verlassen, um nach Harmonie oder Eintracht zurückzukehren. Laß sie laufen, dachte ich, immer noch verbittert über das, was mir Lisa über die Unfähigkeit der Erdgeborenen gesagt hatte, ein Umstand, den ich aus ihren Worten herausgelesen zu haben glaubte. Laß sie laufen. Ich war Manns genug, um auch allein mit dem Problem fertig zu werden, mit den Unannehmlichkeiten, die uns die Quäker bereiten würden, weil Daves Paß nicht die Unterschrift eines ihrer ranghöchsten Beamten trug.
Ich begab mich zum Raumhafen und nahm die erste Fähre zur Umlaufbahn, die Anschluß an das Raumschiff nach Neuerde hatte. Unterwegs hatte ich Gelegenheit, mich abzukühlen und zu beruhigen. Ich machte mir klar, daß es immer noch der Mühe wert war, die Unterschrift für Daves Paß zu beschaffen. Vielleicht mußte ich ihn aus irgendwelchen Gründen auf die eigenen Beine stellen, vielleicht konnten wir auch durch Zufall auf dem Schlachtfeld getrennt werden. Es konnten auch hundert andere Dinge passieren, die ihn in Schwierigkeiten brachten, wenn ich nicht gerade in der Nähe war, um ihm aus der Patsche zu helfen.
Da ich meine Chance bei dem Strahlenden verpaßt hatte, blieb mir nichts weiter übrig, als mein Glück bei den Quäker-Truppen im Norden zu versuchen, um vielleicht dort die Unterschrift für Daves Paß zu bekommen. Sobald ich also die Umlaufbahn von Neuerde erreicht hatte, tauschte ich meine Fahrkarte um für eine Reise nach Contrevale, jene Stadt im Norden, die direkt hinter den Linien der Söldnertruppen von den Quäkerwelten im Norden lag.
All dies brauchte einige Zeit. Es war nach Mitternacht, bis ich von Contrevale aus das Hauptquartier der nördlichen Streitkräfte erreichte. Mein Nachrichtendienstausweis öffnete mir die Tore zum Gelände, das selbst zu dieser Nachtzeit ungewöhnlich leer war. Doch als ich schließlich vor dem Kommandogebäude ankam, war ich erstaunt über die vielen Fahrzeuge, die dort parkten.
Auch diesmal durfte ich mit meinem Ausweis eine schweigsame, ganz in Schwarz gekleidete Wache passieren, die, das Gewehr im Anschlag, vor der Tür stand. Ich trat in den Empfangsraum, wo ein langgezogener Schalter den Raum in zwei Hälften teilte, von dem aus man durch die große Panoramascheibe auf den Parkplatz mit seinen Nachtlichtern hinausblicken konnte. Hinter dem Schalter saß nur ein einziger Mann an einem der Schreibtische, ein Gruppenführer, kaum älter als ich, doch mit jenen verhärteten Zügen der Selbstbeherrschung, die man bei einigen Leuten seines Schlages beobachten konnte.
Er erhob sich von seinem Schreibtisch und kam nach vorn, als ich mich dem Schalter näherte.
„Ich bin Berichterstatter der Interstellaren Nachrichtendienste“, sagte ich, „Ich suche …“
„Ihre Papiere!“
Die Aufforderung war barsch und in nasalem Ton gesprochen. Die schwarzen Augen in seinem knochigen Gesicht schauten mich prüfend an, und die kurze Aufforderung wirkte wie eine Ohrfeige. Etwas wie Haß sprang wie ein Funke von ihm auf mich über, als er die Hand nach meinem Ausweis ausstreckte – und mein eigenes Haßgefühl, aufgestört wie ein Löwe durch den Ruf eines Feindes, traf ihn mit voller Wucht, bevor ich überhaupt in der Lage war, meinen Verstand einzuschalten.
Ich hatte schon von dieser Freiland-Rasse gehört, doch bis zu diesem Augenblick hatte ich noch nie einem Freiländer gegenübergestanden. Dies hier war einer von jenen, die von Harmonie oder Eintracht kamen und ihren privaten Jargon nicht nur unter sich sprachen, sondern ihn gleichermaßen bei der Unterhaltung mit anderen Männern und Frauen verwendeten, einer von denen, die alle persönlichen
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