Unter dem Banner von Dorsai
ihr nun zu dieser Einheit gehört oder nicht, spielt keine Rolle. Ihr seid gerufen worden und müßt gehorchen!“
„Dann sollten wir die Gefangenen mitnehmen und …“
„Du hast zu gehorchen!“ Der Gruppenführer riß seine Suchgeschoß-Schleuder von der Schulter und brachte sie in Anschlag. Dann schaltete er mit dem Daumen auf Automatik. Greten schloß für eine Sekunde die Augen und schluckte. Doch als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme immer noch fest.
„Mein Leben lang bin ich im Schatten des Herrn gewandelt, der da ist Hoffnung und Wahrheit …“ hörte ich ihn sagen, und der Gewehrlauf kam hoch. Ich rief dem Gruppenführer zu:
„Sie! He, Sie da – Gruppenführer!“
Er schnellte herum, wie ein Wolf, der das Knacken eines Zweiges unter dem Stiefel des Jägers vernimmt – und nun war ich es, der durch das Visier den Lauf der auf Automatik eingestellten Waffe entlangblickte. Dann kam er auf mich zu, die Waffe immer noch im Anschlag, und sein starres, eiskaltes Fanatikergesicht schaute über die Waffe auf mich herab.
„Du bist wohl etwas zart besaitet, wie?“ sagte er mit schnarrender Stimme. Mir war, als würde er jeden verachten, der schwach genug war, eine Schmerztablette zu nehmen, um seine Schmerzen loszuwerden.
„Zart besaitet genug, um Ihnen einiges zu sagen“, krächzte ich. Meine Kehle war trocken, und mein Bein begann wieder zu schmerzen, doch das war nur gut für mich, um meinen Zorn wieder zu wecken und die Wut zu schüren, die allmählich in mir zu kochen begann. „Hören Sie zu. Ich bin Berichterstatter. Sie sind weit genug herumgekommen, um zu wissen, daß dieser Umhang und das Barett nur von jemandem getragen werden, der auch dazu berechtigt ist. Aber um auch die letzten Zweifel auszuräumen …“ – ich griff in meine Tasche und holte meine Beglaubigung hervor – „… hier sind meine Papiere. Prüfen Sie sie.“
Er nahm sie entgegen und blätterte sie rasch durch.
„Das hätten wir also geklärt“, sagte ich, als er sich das letzte Blatt angesehen hatte. „Ich bin Berichterstatter, und Sie sind Gruppenführer. Und ich bitte Sie nicht um irgend etwas – ich verlange es von Ihnen! Ich will unverzüglich zu einem Feldlazarett gebracht werden. Und ich will, daß mein Assistent dort drüben …“ – und ich deutete auf Dave – „… mich dorthin begleitet. Jetzt! Nicht in zehn Minuten, nicht einmal in zwei Minuten, sondern sofort! Diese Soldaten, die uns hier bewacht haben, waren vielleicht der Ansicht, nicht dazu befugt zu sein, meinen Assistenten und mich freizulassen und mich zu einem Feldlazarett zu bringen – aber Sie sind es ganz bestimmt. Und ich will, daß Sie das veranlassen!“
Er hob den Blick von den Papieren und starrte mich an, und in seinen Gesichtszügen machte sich eine eigenartige Härte breit. Sein Blick ähnelte dem eines Mannes, der den Griff jener abschüttelt, die ihn zum Galgen führen – und der dem Ort seiner Exekution verächtlich und erhobenen Hauptes entgegenschreitet.
„Du bist Berichterstatter“, sagte er und atmete tief durch. „Ja, du gehörst zur Brut des Teufels. Du bist einer von denen, die mit Lügen und falschen Berichten auf allen Menschenwelten Haß gegenüber uns Jüngern des Herrn und unseren Glauben säen. Ich kenne dich genau, Berichterstatter …“ – er starrte mich mit schwarzen und eingefallenen Augen an – „… und deine Papiere sind für mich nur Abfall und dummes Zeug. Doch ich werde dir deinen Willen lassen und dir zeigen, wie unbedeutend du bist und wie gering all deine schmutzigen Berichte. Ich werde dir eine Story geben, die du aufschreiben kannst. Und du sollst sie aufschreiben und sehen, daß deine Worte nicht mehr sind als trockenes Laub, das vor den marschierenden
Weitere Kostenlose Bücher