Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
Vom Netzwerk:
schließ­lich, daß mir Mar­cus O’Doy­ne, ehe­ma­li­ger Prä­si­dent und po­li­ti­scher Füh­rer der so­ge­nann­ten Blau­en Front, der op­po­si­tio­nel­len po­li­ti­schen Par­tei auf San­ta Ma­ria, ein In­ter­view gab. Es war nicht viel Men­schen­kennt­nis nö­tig, um zu er­ken­nen, daß er bei­nah platz­te vor schlecht ver­hüll­ter Scha­den­freu­de.
    Wir tra­fen uns in sei­ner Ho­tel­sui­te in Blau­vain, der Haupt­stadt von San­ta Ma­ria. Er war von nur durch­schnitt­li­cher Grö­ße, doch sein Kopf war über­di­men­sio­niert, mit ei­nem grob­kno­chi­gen und aus­drucks­star­ken Ge­sicht un­ter dem wel­li­gen, wei­ßen Haar. Er saß wie ei­ne mäch­ti­ge Me­lo­ne auf den her­ab­hän­gen­den und ziem­lich schma­len Schul­tern. O’Doy­ne hat­te die An­ge­wohn­heit, sei­ne Stim­me im Ton­fall ei­nes Tri­bü­nen­red­ners dröh­nend zu he­ben, selbst wäh­rend ei­nes ganz nor­ma­len Ge­sprächs, und das mach­te ihn mir nicht ge­ra­de sym­pa­thisch. Sei­ne blas­sen, blau­en Au­gen glüh­ten auf, wenn er sprach.
    „… sie sind auf­ge­wacht, beim … Hei­li­gen Ge­org !“ sag­te er, als wir mit ge­füll­ten Glä­sern in den Hän­den in den viel zu wei­chen Ses­seln des Wohn­zim­mers sei­ner Ho­tel­sui­te Platz ge­nom­men hat­ten. Er hielt kurz in­ne und schöpf­te thea­tra­lisch Atem, be­vor er den Aus­ruf „… Hei­li­ger Ge­org !“ mit Nach­druck be­ton­te – als woll­te er mich dar­auf hin­wei­sen, daß er bei­na­he den Na­men Got­tes in den Mund ge­nom­men hät­te, sich aber noch recht­zei­tig ei­nes Bes­se­ren be­son­nen hat­te. Es war, wie ich bald fest­stell­te, ein ein­stu­dier­ter Trick von ihm: Er gab sich den An­schein, als er­tap­pe er sich im­mer noch ge­ra­de recht­zei­tig bei ei­ner Läs­te­rung oder Un­an­stän­dig­keit.
    „… die ein­fa­chen Men­schen … die bäu­er­li­chen Men­schen“, sag­te er und beug­te sich mir ver­trau­lich ent­ge­gen. „Sie ha­ben hier ge­schla­fen. Sie ha­ben jah­re­lang ge­schla­fen. Sie sind ein­ge­lullt wor­den von die­ser Brut des … die Pest über die Exo­ten. Aber die­se Sa­che auf Ori­en­te hat sie auf­ge­weckt. Ih­nen die Au­gen ge­öff­net!“
    „Ein­ge­lullt … wie?“ frag­te ich.
    „Ge­sang und Tanz, Tanz und Ge­sang!“ O’Doy­ne rück­te auf der Couch hin und her. „He­xen­meis­ter-Ma­gie! Ta­schen­spie­ler­tricks – oh, mit tau­send und noch mehr Din­gen, Be­richt­er­stat­ter. Sie wür­den es nicht glau­ben!“
    „Aber mei­ne Le­ser viel­leicht“, gab ich zu­rück. „Kön­nen Sie mir ei­ni­ge Bei­spie­le ge­ben?“
    „Ach … zum Teu­fel mit Ih­ren Le­sern! Ja, ich sa­ge … zum Teu­fel mit Ih­ren Le­sern!“ Wie­der rück­te er nach vorn und starr­te mich über­heb­lich an. „Es ist der ein­fa­che Ein­woh­ner mei­nes Hei­mat­pla­ne­ten, um den ich mich sor­ge! Der ein­fa­che Ein­woh­ner. Er kennt die Bei­spie­le, die Nö­ti­gun­gen, die Falsch­hei­ten! Wir sind hier kei­ne Hin­ter­wäld­ler, Mr. Olyn, auch wenn Sie das viel­leicht glau­ben! Nein, ich sa­ge … zum Teu­fel mit Ih­ren Le­sern, und … zum Teu­fel mit Ih­nen! Ich wer­de nicht einen ein­zi­gen Men­schen dem teuf­li­schen Bann die­ser … Sa­tans­jün­ger aus­lie­fern, in­dem ich Ih­nen ex­ak­te Bei­spie­le nen­ne.“
    „Wenn das so ist, dann ge­ben Sie mir nicht viel in die Hand, über das ich schrei­ben könn­te“, sag­te ich. „Ich schla­ge vor, wir wech­seln des­halb bes­ser das The­ma. Ha­be ich rich­tig ver­stan­den, daß Sie be­haup­ten, die Mit­glie­der der jet­zi­gen Re­gie­rung könn­ten nur des­halb an der Macht blei­ben, weil die Exo­ten Druck auf San­ta Ma­ria aus­üben?“
    „Es sind schlicht und ein­fach Be­schwich­ti­ger, Mr. Olyn. Die Re­gie­rung … nein, nein! Nen­nen wir sie die Grü­ne Front, denn nur das ist sie! Sie be­haup­tet, das gan­ze Volk von San­ta Ma­ria zu re­prä­sen­tie­ren. Sie … Ken­nen Sie un­se­re po­li­ti­sche Si­tua­ti­on hier?“
    „So­weit ich weiß“, sag­te ich, „hat Ih­re Ver­fas­sung den Pla­ne­ten ur­sprüng­lich in gleich große po­li­ti­sche Be­zir­ke auf­ge­teilt, und von je­dem die­ser Be­zir­ke wer­den zwei Re­prä­sen­tan­ten

Weitere Kostenlose Bücher