Unter dem Banner von Dorsai
ich ihm von mir gemalt hatte, muß für ihn zu grell und bunt gewesen sein, da er wußte, daß ich kein Quäker bin.
Aber andererseits benutzte ich seine eigene Sprache. Das herbe Vergnügen der Selbstaufopferung, die stoische Verstümmelung meiner eigenen persönlichen Empfindungen in der Wahrnehmung meiner Pflicht … das klang aufrichtig für seine Glaubensgrundsätze, die ihn sein ganzes Leben lang begleitet hatten.
„Ich verstehe“, sagte er schließlich. Er stand auf und streckte mir über den Tisch hinweg die Hand entgegen, als ich mich ebenfalls erhob. „Nun, Berichterstatter, ich kann auch jetzt noch nicht behaupten, daß wir uns freuen, Sie hier zu sehen. Aber innerhalb vernünftiger Grenzen werden wir so weit wie möglich mit Ihnen zusammenarbeiten. Obgleich unser Ansehen bei der Bevölkerung der vierzehn Welten ganz bestimmt geschmälert wird von einer Artikelserie, die sich mit der Tatsache befaßt, daß wir unerwünschte Besucher auf einem fremden Planeten sind.“
„Ich glaube, das wird diesmal nicht der Fall sein“, sagte ich knapp, als wir uns die Hände schüttelten. Er ließ meine Hand los und sah mich mit plötzlich wiederauflebendem Mißtrauen an.
„Was ich zu schreiben beabsichtige, ist eine Serie von Leitartikeln“, erklärte ich. „Sie wird den Titel tragen Die Ursache der Besetzung von Neuerde durch Quäker-Truppen, und sie wird sich vollkommen darauf beschränken, die Beweggründe und Standpunkte von Ihnen und Ihren Männern in der Besatzungstruppe zu schildern.“
Er starrte mich an.
„Guten Tag“, verabschiedete ich mich.
Als ich hinausging, hörte ich sein halb gemurmeltes „Guten Tag“ hinter mir. Ich wußte, daß ich ihn vollkommen im unklaren darüber verließ, ob er nun auf einem Pulverfaß saß oder nicht.
Doch seine Skepsis begann sich – ganz wie ich erwartet hatte – zu legen, als der erste Artikel der Serie in den Veröffentlichungen des Interstellaren Nachrichten-Büros erschien. Es gibt einen Unterschied zwischen den Artikeln einer gewöhnlichen Reportage und einem Leitartikel. In einem Leitartikel kann man für den Teufel selbst eine Lanze brechen. Und solange man sich nicht persönlich dabei engagiert, kann man seinen Ruf wahren, vorurteilsfrei zu sein.
Ich brach für die Sache der Quäker eine Lanze, in ihren eigenen Begriffen und Ausdrucksformen. Es war das erstemal seit Jahren, daß in den Interstellaren Nachrichten ohne herabsetzende Kritik über die Soldaten der Quäker geschrieben wurde. Und natürlich bedeutete für die Quäker jede herabsetzende Kritik eine Voreingenommenheit ihnen gegenüber. Denn in ihrer eigenen Lebensweise kannten sie keine Kompromisse, und deshalb akzeptierten sie auch keine bei Außenstehenden. Als die Hälfte der Artikel meiner Serie erschienen war, hatte mich Kommandeur Wassel und seine Besatzungstruppen so innig ins Herz geschlossen, wie es ihnen bei einem Nicht-Quäker möglich war.
Natürlich brachte die Serie die Bewohner von Neuerde ganz aus dem Häuschen, und sie verlangten, daß ihr Standpunkt in Hinsicht auf die Besetzung ebenfalls dargestellt wurde. Und die Gilde versah einen sehr guten Berichterstatter namens Moha Skanosky mit genau diesem Auftrag.
Aber ich hatte als erster Einfluß auf die öffentliche Meinung genommen. Und die Artikel hatten eine so starke Wirkung, daß sie beinahe auch mich, ihren Autoren, überzeugten. Worte haben eine magische Ausstrahlungskraft, wenn sie niedergeschrieben werden. Und als ich die Serie beendet hatte, erwartete ich beinahe, in mir selbst so etwas wie Nachsicht und Sympathie für diese Männer zu finden, die so
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