Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
sagte eine neue Stimme. „Aber nicht jeder von uns lässt sich so leicht verängstigen.“
Falk sah sich um. Er kannte diese Stimme. Es war zwölf Jahre her, aber er kannte diese Stimme und würde sie immer erkennen, und tatsächlich kam eine bekannte Gestalt aus der Menge zu ihm marschiert, während Sir Martyn sich zurückzog. Noch immer schlank und muskulös, obwohl er sich dem mittleren Alter näherte, mit hoch erhobenem Kopf und einer ruhigen Grazie in den Bewegungen, die an Arroganz grenzte, kam der Mann, den Rupert als Rob Falke kennen gelernt hatte, bis vor den Thron. In seinem Haar zeigte sich das erste Grau, und das Alter und das gute Leben hatten seine harten Gesichtszüge etwas aufgeweicht, aber Falk erkannte ihn sofort.
Rupert und Rob Falke hatten zusammen den Düsterwald durchquert, Seite an Seite Dämonen bekämpft, einander den Rücken gedeckt und ohne zu zögern ihr Leben für den anderen riskiert. Rob Falke war einer der wenigen echten Helden aus dem Dämonenkrieg, die überlebt hatten, und war danach von König Harald für seine Verdienste um das Land zum Ritter geschlagen worden. Der Krieger hatte Rupert so sehr beeindruckt, dass er Falkes Namen angenommen hatte, als er in den Süden gegangen war. Er war auch wahrscheinlich der einzige Mann hier, der Rupert mit den Narben und der Augenklappe gesehen hatte, wenn auch nur kurz. Wenn jemand hier Falk als Rupert erkennen würde, dann war es dieser Mann. Falk tat sein Bestes, entspannt und unbewegt da zu stehen, und begegnete dem Blick seines alten Gefährten gefestigt.
„Ihr seid …?“, fragte er.
„Landgraf Robert Falke. Ich spreche für die Reform, und ich lasse mich nicht leicht ins Bockshorn jagen.“
„Ich weiß“, sagt Falk. „Ich habe einige Lieder über Eure Taten während des Dämonenkriegs gehört.“
„Glaubt alles, was Ihr gehört habt“, sagte Robert. „Nach der langen Nacht gibt es nicht mehr viel, das mir noch Angst einjagt.“
Sie standen einander gegenüber und sahen einander lange schweigend an. Zwei Männer, die sich einst näher gestanden hatten als Brüder, aber sich auf so verschiedene Arten auseinander entwickelt hatten. Die Jahre waren nicht zimperlich mit Robert umgegangen. Aus der Nähe sah er sehr viel älter aus, als er war, und in seinem Gesicht lag eine Härte, als hätte das Leben ihn oft verprügelt. Er sah eher aus wie der Vater des Mannes, den Rupert gekannt hatte. Falk konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob er sich auch so sehr verändert hatte.
„Wir sind auf Befehl Prinz Ruperts und Prinzessin Julias hier“ sagte er behutsam, „und wir haben die Unterstützung Eurer Königin. Wollt Ihr Euch dar über hinwegsetzen?“
„Nicht nötig“, sagte Robert. „Nicht jetzt. Ich werde euch so weit von der Leine lassen, dass ihr in euer eigenes Verderben rennen könnt. Aber geht vorsichtig vor. Hier geht vieles vor sich, von dem ihr nichts wisst. Es gibt Geheimnisse in Rätseln, und die Wahrheiten verschiedener Leute sind nicht die gleichen. Nicht jeder von uns ist, wer oder was er vorgibt zu sein.“
Falk und Fischer sahen einander an, unsicher, ob das ein Hinweis war, dass er sie erkannt hatte oder nicht. Ganz sicher legte nichts in Roberts Antlitz oder Blick nahe, dass er Rupert oder Julia erkannt hatte. Perverserweise fühlte Falk sich fast enttäuscht. Wie konnte Rob Falke ihn so vollkommen vergessen haben, nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten?
Sir Vivian trat vor und musterte Sir Robert mit seinem eisigen Blick. „Ihr scheint viel über diese verworrene Situation zu wissen, Landgraf. Vielleicht wärt Ihr so freundlich vorzuschlagen, wie die Ermittler vorgehen sollten?“
Robert zuckte die Achseln. „Ihr wisst, wie ich zu dieser Angelegenheit stehe, Kommandant. Ich habe kein Hehl daraus gemacht. Der einzige Weg, die Wahrheit herauszufinden, ist, jeden zu befragen, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, und zwar unter einem Wahrheitszauber.“
„Das würde Monate dauern“, sagte Sir Vivian rundheraus. „Außerdem wäre es eine tödliche Beleidigung für alle Adeligen, die ihr Wort gegeben haben, nichts über König Haralds Tod zu wissen, die bei ihrem Namen, ihrem Blut und ihrer Ehre geschworen haben. Außerdem, wem würdet Ihr es überhaupt zutrauen, einen solchen Wahrheitszauber durchzuführen? Dem Magus? Ich kenne niemanden an diesem Hof oder anderswo, der ihm vollkommen vertraut. Dem Schamanen mit seinen bekannten Vorurteilen? Oder vielleicht einer zufällig ausgewählten
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